
Foto: Dennis Sonne
Lüdinghausen (kobinet) "#SonneindenLandtag", mit diesem Slogan wirbt Dennis Sonne u.a. auf seinen Plakaten im zu Ende gehenden Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul führte mit dem Kandidaten der Grünen ein Interview über seine Erfahrungen als Rollstuhlnutzer im Wahlkampf und was er machen würde, wenn er bei der Wahl am Sonntag, den 15. Mai, in den Landtag von Nordrhein-Westfalen gewählt werden sollte.
kobinet-nachrichten: Die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 15. Mai steht sozusagen vor der Tür. Wie läuft Ihr Wahlkampf?
Dennis Sonne: Es ist anstrengender als erwartet, aber ich sage immer: Das ist positiver Stress, weil es mir trotz allem Spaß macht. Ich lerne viel, habe einige neue tolle Menschen kennen gelernt und hätte viele Erfahrungen nicht machen können, wenn ich diesen Schritt nicht gerollt wäre. Auf der anderen Seite freue ich mich jedoch auch darauf, dass die Wahlkampagnen-Zeit bald vorbei ist. Dazu muss man wissen, dass ich für die letzten Wochen große Teile meines Jahresurlaubs aufgebraucht habe, der ja eigentlich der Erholung dienen soll.
Als nächstes steht nun aber die Wahlparty am Sonntag in unserem Grünen Stammlokal in Lüdinghausen an. Ich freue mich im Kreis von Unterstützern und Freunden die vergangenen Wochen Revue passieren zu lassen und gespannt darauf zu warten, wie ich selbst in meinem Wahlkreis und wir Grüne in ganz Nordrhein-Westfalen bei der Wahl abschneiden.
kobinet-nachrichten: Bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein konnten die Grünen zulegen, wie schätzen Sie die Stimmung in Nordrhein-Westfalen ein und wieviel Prozent bräuchten die Grünen dort, damit Sie in den Landtag kommen?
Dennis Sonne: Ob und wie sich das Wahlergebnis aus Schleswig-Holstein auf die Wahl in Nordrhein-Westfalen auswirkt, kann ich nicht beantworten. Ich bin Politiker und kein Hellseher und Bundesländer sind sehr unterschiedlich in ihren Strukturen und Bedürfnissen, Chancen und Grenzen. Positiv auf die Meinungsbildung der Büger*innen wirkt sich, neben den tollen Grünen Politiker*innen in Nordrhein-Westfalen, die Bundespolitik aus. Annalena Baerbock und Robert Habeck zeigen die Motivation und die Kompetenz sowie die zukunftsgerichtete Politik der Grünen. Ich bin positiv eingestellt und gehe von einem guten Ergebnis aus. Ob es für mich reicht, wird sich zeigen. Dazu wären 18 Prozent notwendig, um sicher über die Liste einzuziehen. Bei einer Regierungsbeteiligung der Grünen verändert sich die Rechnung. Es wird also sehr spannend.
kobinet-nachrichten: Wahlkampf als Rollstuhlfahrer – wo erleben Sie da Grenzen bzw. Vorteile?
Dennis Sonne: Ich bin als Rollstuhlfahrer bzw. als Mensch mit Behinderungen so ziemlich der einzige Kandidat auf einem aussichtsreichen Listenplatz. Zumindest ist mir kein anderer bekannt. Ich möchte hier nicht von Vorteil sprechen, aber ich grenze mich dadurch ab. Ich habe keinen Mitbewerber, der das Thema Vielfalt auf solch authentische Weise und mit ähnlichem Elan abdeckt. Und daher mache ich auch offensiv Werbung mit meiner sichtbaren Behinderung, um den Themen die mir am Herzen liegen eine Bühne zu bereiten und ihre Brisanz aufzuzeigen. Die Nachteile sind klassisch. Fehlende Barrierefreiheit bei Podiumsdiskussionen und anderen Terminen. Also eine Grenze, die viele Menschen in unserer Gesellschaft tagtäglich erleben.
kobinet-nachrichten: Was waren bisher die Highlights für Sie im Wahlkampf?
Dennis Sonne: Ich habe einige Bereiche gesehen, die ich nicht gesehen hätte, wenn ich nicht für dieses Amt kandidieren würde. Zum Beispiel das Lippewerk der Firma Remondis in Lünen. Hier wurde mir durch einen Mitarbeiter eine Fahrt á la Safari über das gesamte Gelände ermöglicht. Das war höchst spannend und interessant. Auch einen landwirtschaftlichen Betrieb habe ich besuchen dürfen und auch hier viele Informationen, Perspektiven und Eindrücke mitgenommen. Bei meinem Wahlkampf war es mir sehr wichtig, möglichst viele Lebens- und Arbeitsbereiche kennenzulernen sowie unterschiedlichste Menschen treffen zu dürfen, die die Vielfalt Nordrhein-Westfalens widerspiegeln.
kobinet-nachrichten: Wenn es klappen sollte, dass Sie in den Landtag kommen, was machen Sie dann als erstes?
Dennis Sonne: Als erstes mache ich ein Fass auf, aber ich glaube Sie meinen welches politische Thema ich zunächst angehe. Ich möchte mich für mehr Bürgerbeteiligung im ganzen Land einsetzen. Ich möchte mich für ein Antidiskriminierungsgesetz einsetzen. Ich möchte die UN-Behindertenrechtskonvention umsetzen, sodass Schüler*innen mit Behinderungen endlich Chancengleichheit erfahren dürfen. Ich möchte mich neben der Ausweitung für den ÖPNV auch für den barrierefreien ÖPNV einsetzen. Es gibt so viel zu tun in Nordrhein-Westfalen und für die Aufgaben die vor uns liegen brauchen wir mutige, zukunftsgerichtete Menschen im Landesparlament. Ich zähle mich definitiv dazu.
kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview.