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Barrierefreier Tourismus bringt Nutzen für Alle

Logo mit den Buchstaben IB&P sowie dem Text ABiD-Institut Behinderung & Partizipation
Logo des ABiD-Institut Behinderung & Partizipation
Foto: ABiD-Institut B&T

BERLIN (kobinet) Anlässlich des Europäischen Protesttages für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen hatte das ABiD-Institut Behinderung & Partizipation (IB&P) am 29. April zu einer Rund-Tisch-Diskussion zum barrierefreien Tourismus nach Berlin eingeladen.

Im Ergebnis der Gespräch am Runden Tisch fasste Dr. Ilja Seifert, der ehrenamtlicher IB&P-Direktor, die wichtigsten Gedanken des Treffens in folgenden Punkten Zusammen:

„Viele Persönlichkeiten aus Politik und Tourismuswirtschaft betonen immer wieder, wie wichtig der barrierefreie Tourismus für uns alle ist, aber es passiert zu wenig. Nach wie vor können Menschen mit Behinderungen nicht oder nur eingeschränkt am Tourismus teilhaben. Es gibt kaum verlässliche Informationen über die Beschaffenheit touristischer Einrichtungen und bestehende Barrieren werden nur punktuell beseitigt. Zum Teil kommen trotz klarer gesetzlicher Bestimmungen sogar neue hinzu. Dem wollen/müssen wir konstruktiven Widerstand entgegensetzen. Im Ergebnis der Rundtisch-Debatte kamen wir zu verschiedenen Schlüssen:

Erstens wenden wir uns innerhalb der Behindertenbewegung an den Deutschen Behindertenrat (DBR) mit dem Vorschlag, eine AG „Barrierefreies Reisen“ zu gründen. Sie soll als zentrale Stelle für den Erfahrungsaustausch sowie als sachkundige Ansprechpartnerin für Parlament, Bundesregierung und die Tourismuswirtschaft mit ihren Verbänden fungieren.

Zweitens kritisieren wir Bundes- und Landesregierungen für die halbherzige Umsetzung von Artikel 30 der UN-Behindertenrechtskonvention und den bestehenden gesetzlichen Regelungen zur Schaffung von Barrierefreiheit. Ein Beispiel dafür ist das Personenbeförderungsgesetz, nach dem laut § 8 Absatz 3 bis zum 1. Januar 2022 die vollständige Barrierefreiheit im öffentlichen Nahverkehr erreicht werden sollte. Davon sind wir jedoch noch weit entfernt.

Drittens stellten wir fest, dass die Datenlage zum Reiseverhalten von Menschen mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen ebenso veraltet ist, wie die Daten zur reale Lage in den Destinationen (entlang der gesamten touristischen Kette). Wir fordern also neue Studien. Das IB&P ist bereit, daran mitzuarbeiten.

Viertens fordern wir, dass für alle touristischen Einrichtungen und die gesamte öffentliche Infrastruktur eine gesetzliche Pflicht zur Zertifizierung auf Grundlage des Kennzeichnungs- und Informationssystems >Reisen für Alle< eingeführt und umgesetzt wird.

Fünftens schließlich fordern wir ein langfristig angelegtes Förderprogramm zur Beseitigung von Barrieren im Bestand. Es soll parallel zum Verbot der Schaffung neuer kommunikativer oder baulicher Barrieren wirken.

Sechstens halten wir es – nach mehr als 50jähriger Forderung aus der Behindertenbewegung sowohl in der DDR als auch in der BRD – für überfällig, barrierefreies Bauen endlich zum Pflichtfach in der Ausbildung von Architekt*innen, Ingenieur*innen und weiteren Bauberufen zu machen.“