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Erinnerungen an Ernst Klee

Ernst Klee am Mikrofon
Ernst Klee
Foto: privat

Frankfurt am Main (kobinet) Am 11. März fand in der Gedächtnisstätte Hadamar eine Veranstaltung aus Anlass des 80. Geburtstags von Ernst Klee statt, der 2013 gestorben ist. Georg Gabler, der seit Jahrzehnten in der Behindertenbewegung aktiv ist und Ernst Klee gut kannte, hat die Veranstaltung zum Anlass genommen, um einen Bericht über das Wirken von Ernst Klee für die kobinet-nachrichten zu verfassen.

Bericht von Georg Gabler

Am Freitag, den 11. März 2022 fand in der Gedächtnisstätte Hadamar eine Veranstaltung aus Anlass des 80. Geburtstags von Ernst Klee statt, der 2013 gestorben ist. Das Leben von Ernst lässt sich vielleicht in zwei Abschnitte gliedern:

In den 70iger Jahren war er der Aktivist, der von 1973 bis 1980, anfangs mit Gusti Steiner, den Frankfurter Volkshochschul-Kurs „Bewältigung der Umwelt „mit behinderten und nichtbehinderten Menschen leitete. In Frankfurt standen in dieser Zeit mehrere Aktionen im Blickpunkt, denen Ernst journalistisch bundesweite Aufmerksamkeit verschaffte. So konnte sich die sogenannte Behindertenbewegung langsam entfalten. Frankfurt war ein wichtiges Zentrum dieser Bewegung, aber nicht das alleinige.

Gusti Steiner hatte zusammen mit Ernst das Konzept des Frankfurter Kurses entwickelt. Kurze Zeit später ging er zur Berufsausbildung nach Heidelberg. Danach siedelte er nach Dortmund über und gründete dort eine Beratungsstelle. Im Herbst 1979 lud Gusti zur Gründung eines Forums „Behinderte gegen das UNO-Jahr1981“ nach Dortmund ein. Es kamen Gruppen aus München, Berlin, Hannover, Frankfurt und vielen anderen Städten. Wir trafen uns dann monatlich.

Das war die Zeit, als Ernst Klee erkannte, dass die wachsende Behindertenbewegung zunehmend stabiler wurde. Er begann dann, für sich neue Betätigungsfelder zu suchen und zu finden. Ende 1980 legte er die Leitung des VHS-Kurses nieder. Einige Teilnehmer versuchten, den Kurs weiter zu führen, aber nach einigen Semestern wurde er beerdigt.

Ernst begann, den Umgang mit Behinderten in der deutschen Gesellschaft ab 1900 zu recherchieren. Der Schwerpunkt seiner historischen Forschungen wurde dann sehr schnell die Euthanasiepolitik von 1933-45. Er wurde der wichtigste Forscher über diese Zeit und seine Bücher sind inzwischen Klassiker der Zunft.

Ernst Klee und Gusti Steiner leben nicht mehr. Die beiden haben mir persönlich in einer für mich sehr schwierigen Lebensphase meinem Leben einen Halt und eine Richtung gegeben. Dafür bin ich dankbar.

Die Witwe Elke Klee hat vor einigen Jahren das private Archiv an die Gedächtnisstätte der ehemaligen Tötungsanstalt Hadamar in Hessen übergeben. Das Archiv wird dort jetzt aufgearbeitet. Der Landeswohlfahrtsverband Hessen ist der Träger der Gedächtnisstätte. Der Vizechef dieser Behörde ist der Rollstuhlfahrer Dr. Andreas Jürgens. Er hat bei der Veranstaltung am 11. März ein Grusswort gesprochen und dargelegt, wie sehr Ernst Klee sein Leben geprägt hat.

Die Veranstaltung vom 11. März ist im Kanal der Gedächtnisstätte Hadamar auf youtube abrufbar unter folgendem Link:

https://www.youtube.com/watch?v=Yd50Wz63D44

Veranstaltung zum 80. Geburtstag von Ernst Klee