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Im Comenius-Garten erfahren

Foto zeigt Denkmal im Comenius-Garten
Comenius-Denkmal von 1992 des Bildhauers Josef Vajce
Foto: sch

Berlin (kobinet) Vor mehr als 300 Jahren flohen protestantische Böhmen vor Verfolgung aus ihrer Heimat. Im Berliner Multikulti-Bezirk Neukölln sind ihre Spuren bis heute sichtbar. Der Comenius-Garten am Böhmischen Dorf (Český Ryksdorf) ist bei integrativen Kindergärten beliebt.

Der Comenius-Garten nimmt ein 1,2 Hektar großes Grundstück in der Richardstraße ein. Die Karl-Marx-Straße verläuft parallel. In der Nachbarschaft leben Nachfahren der böhmischen Glaubensflüchtlinge, die sich dort seit 1737 ansiedeln durften. Der Anteil von Flüchtlingsfamilien aus heutigen Konfliktregionen der Welt an der in der Umgebung wohnenden Bevölkerung ist hoch.

In den 1980er Jahren wurde ein Garten geplant, der nach dem tschechischen Theologen, Philosophen und Pädagogen Johan Amos Comenius (1592 – 1670) benannt werden sollte. 1992 bedankte sich die damalige Tschechische und Slowakische Föderative Republik mit einem Comenius-Denkmal für die Aufnahme der Böhmen im 18. Jahrhundert. Alexander Dubček, damals Parlamentspräsident, enthüllte es auf dem noch brachliegenden Gelände.

Der Universalgelehrte Comenius (Komenský) war überzeugt von der menschlichen Bildungsfähigkeit und der grenzenlosen Fassungskraft des Geistes. Er entwickelte die erste systematisch aufgebaute Pädagogik der Neuzeit auf der Basis der Muttersprache. Auch das erste Bilderbuch für Kinder stammt aus seiner Feder.

Henning Vierck hat die Idee für den Comenius-Garten entwickelt und zusammen mit Gartenarchitekten1995 umgesetzt. Die Lehre des Bischofs der Böhmischen Brüdergemeinde wird mit gärtnerischen Mitteln erlebbar gemacht. Der sah in der Selbstbestimmung des Menschen eine Methode, um ein friedliches und gerechtes Zusammenleben zu ermöglichen.

Kitakinder und Schüler können hier den Rätseln der Welt nachforschen, spielend und ohne Zwang Alltagsphänomene ergründen. Vierck wird bei Projekten von wissenschaftlichen Mitarbeitern des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte unterstützt.

„Der Vormittag ist für die Kinder reserviert“, sagt Vierck. Später verabreden sich junge Menschen zum Stelldichein im Garten. Ältere Stammgäste kommen auch allein zum Spaziergang in die grüne Oase mitten in der Stadt. Von 12.30 bis 19.30 Uhr ist an der verschlossenen Eingangspforte in der Richardstraße 35 der kleine Summerknopf zum Türöffnen angeschaltet. Das sollten Auswärtige und Berlinbesucher wissen …