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Frauen-Protest für Gewaltschutz ohne Barrieren

Plakat zur Tötung behinderter Menschen im Oberlinhaus
Plakat zur Tötung behinderter Menschen im Oberlinhaus
Foto: Spindelndreier

Münster (kobinet) Das Netzwerk Frauen und Mädchen mit Behinderung / chronischer Erkrankung Nordrhein-Westfalen fordert im Zusammenhang mit dem Europäischen Protesttag zur Gkeichstellung von Menschen mit Behinderungen einen Gewaltschutz ohne Barrieren. "Frauen mit Behinderung leben in ganz Europa mit erhöhtem Gewalt-Risiko, aber schlechterem Zugang zu Prävention, Justiz und Opferschutz,“ kritisiert Claudia Seipelt-Holtmann, eine der Netzwerk-Sprecherinnen.



Mit einem Plakat erinnert das Netzwerk an die Tötung von vier behinderten Menschen im Oberlinhaus in Potsdam. Der Text zum Plakat lautet: „Oberlinhaus (Potsdam): 4 Menschen mit Behinderung getötet – Netzwerk-Frau Bettina: Es gibt keine Rechtfertigung für das, was passiert ist: ‚Überforderung ist kein Grund!“ Zu sehen ist auf dem Bild eine Frau, die im Rollstuhl sitzt.

Das Netzwerk setzt sich seit seiner Gründung in Nordrhein-Westfalen für einen besseren Gewaltschutz für Frauen und Mädchen mit Behinderung ein und weiß, was fehlt. Zu seinen Forderungen zählen:

– Ausreichende Ressourcen für Barrierefreiheit der Frauenberatungsstellen und Frauenhäuser, vom rollstuhlgerechten Zimmer über Beratung z.B. in Leichter Sprache bis zur Bereitstellung barrierefreier Informationen

– Barrierefreiheit auch innerhalb der ganzen Angebotspalette im Umfeld von der Spurensicherung nach Gewalt bis zur Psychotherapie

– Aufsuchende Angebote der Beratung und Hilfe für Frauen (und nicht-binäre Personen), besonders bei Einschränkungen der Mobilität und Bedarf an Mobilitätsunterstützung

– Barrierefreie Angebote auch für Männer mit Beeinträchtigung, als Opfer genau wie als Täter, bei Beratungsstellen ebenso wie Schutz- und Hilfe-Angeboten

– Öffentlichkeitswirksame Aufklärung und Kampagnen zum Zusammenhang zwischen diskriminierender Sprache und Gewaltbereitschaft gegen Frauen (und Männer) mit Behinderung

„Wir wollen im Gewaltschutz von Anfang an mitberücksichtigt werden, als Frauen ebenso wie als Menschen mit Behinderung“, sagte Netzwerk-Sprecherin Gertrud Servos. Neben der weiter hohen Gewalt im Nahraum und der sexualisierten Gewalt haben zwei Ereignisse die Netzwerk-Frauen besonders schockiert: Die zu Jahresbeginn bekannt gewordenen gewaltsamen Übergriffe im westfälischen Wittekindshof und der gewaltsame Tod von 4 Bewohner*innen der Wohneinrichtung Oberlinhaus in Potsdam Ende April. Der regelmäßige Bedarf an Assistenz oder Therapie macht das Leben vieler Frauen mit Beeinträchtigung komplex. Der Umgang mit vielen Menschen erhöht das Gewaltrisiko. Gerade deshalb fordert das Netzwerk den gesellschaftlichen Willen und die generelle Haltung, Frauen mit Behinderung in ihren selbstbestimmten Grenzen zu respektieren und den Gewaltschutz entsprechend weiterzuentwickeln.