
Foto: LWL Landesverband Westfalen Lippe
Herten (kobinet) Sich im eigenen Körper unwohl zu fühlen, ist etwas, das viele Menschen kennen. Doch wenn zusätzlich das eigene Geschlecht nicht akzeptiert werden kann und die innere Zerrissenheit für großen Leidensdruck sorgt, dann ist Dr. Alfons Beier, Leiter der Institutsambulanz der LWL-Klinik Herten, als Experte für Trans-Gesundheit gefragt. Seit 30 Jahren befasst sich der Oberarzt mit dieser Form der Geschlechts-Identitätsstörung und gehört damit zu den wenigen Fachleuten im Ruhrgebiet. Darauf weist der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hin.
In die ambulante Spezialsprechstunde von Dr. Alfons Beier kämen Trans-Frauen und Trans-Männer, die im Erwachsenenalter eine spezielle Trans-Gesundheitsversorgung benötigen. Die Fallzahlen seien im Laufe der Jahre erheblich gestiegen. „Aber auch wenn in den zurückliegenden 20 Jahren viel offener über Transsexualität gesprochen wird und gerade die junge Generation sehr davon profitiert, haben viele Trans-Menschen noch Hemmungen, sich zu outen und helfen zu lassen“, so die Erfahrung des Mediziners. „Zu mir kommen zumeist junge Erwachsene, die schon früh gemerkt haben, dass etwas nicht stimmt, und unter einem großen seelischen Druck leben.“ Häufige Folgen der unbehandelten Störung bzw. der Anpassungsversuche seien psychosomatische Symptome, Depressionen, Angststörungen oder Suchtmittelgebrauch. „Manchmal wird diese Form der Identitätsstörung erst im Verlauf einer anderweitigen Therapie klar und die oder der Betroffene dann an mich weiterverwiesen“, schildert Dr. Alfons Beier.
Zentraler Bestandteil der Behandlung ist die ausführliche Diagnostik, um eine andere Ursache der Identitätsstörung auszuschließen. Die Lebensgeschichte, der gesundheitliche Zustand und die Bedürfnisse des Betroffenen werden betrachtet. Besteht nach Bestätigung der Diagnose und bei entsprechendem Leidensdruck der Wunsch nach hormoneller oder operativer Geschlechtsangleichung, bereitet der Psychiater gemeinsam mit den Patient*innen diese Schritte vor und begleitet sie auf dem weiteren Weg. Insgesamt liegt die Behandlungsdauer bei bis zu drei Jahren, heißt es in der Presseinformation des LWL.
„Es ist erfreulich, dass das Thema Trans-Gesundheit in unserer Gesellschaft angekommen ist und den Betroffenen immer mehr der Druck genommen wird. Doch noch fehlt eine flächendeckende Versorgung mit kompetenten Fachkräften“, bedauert Dr. Alfons Beier. „Trans-Frauen und Trans-Männer suchen oft lange, bis sie einen geeigneten Ansprechpartner gefunden haben.“