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Corona kennt keine Unterschiede

im Porträt
Hubertus Thomasius
Foto: privat

Berlin (kobinet) Corona, Du kannst etwas was ich nicht vermag. Du bist so winzig, aber in der Masse so wirkungsvoll. Du wirkst und änderst Dinge, die ich niemals allein verändern könnte. Und das auch noch ohne Ansehen der Person, ohne Rücksicht auf Reichtum, ohne Lobby. Aber dafür nimmst Du Dir die Menschen, die nicht über die gesundheitlichen Kräfte verfügen, sich zu wehren, ganz. Das ist traurig. Deine Kraft und Dein Vermögen, Dich durchzusetzen, das verdient Respekt.

Corona, Du bist ein Produkt der Natur. Du bist selbst entstanden. Du hast die Lücken und Schwächen des weltweiten menschlichen Zusammenlebens erkannt. Das ist sachlich falsch, weil Du so klein bist, nicht denken kannst, kein Ziel hast, außer Vermehrung und Selbsterhaltung. Die Selbsterhaltung ist eine natürliche Kraft immenser Größe. Sie kann Welten ändern.

Ich hätte es niemals für möglich gehalten. Die Nachrichten sagen, die Feinstaubwerte sinken enorm, das Wasser in Flüssen und Seen wird noch klarer, der CO2-Gehalt der Luft sinkt (was zwar Schade für die Pflanzen ist), Lärm verringert sich. Die Natur lebt auf. Darüber freue ich mich.

Politiker hätten noch sehr lange debattiert und gestritten, die Jungen und die Alten wären noch lange auf die Straße wegen des Klimawandel gegangen, wenn Du, Corona, es jetzt nicht vormachen würdest, wie es geht mit dem Klimawandel. Fast keine Flieger mehr, merklich weniger Autoverkehr, mehr Fahrrad auf den Straßen … Bitte lasst die Einschränkungen bestehen.

Corona, Du machst keine Unterschiede zwischen Arm und Reich. Ich frage mich schon immer, wozu braucht ein Mensch Milliarden. Soviel kann man gar nicht essen, trinken, wohnen, leben (die klassischen Grundbedürfnisse). Ist es nicht besser, jedem Menschen davon abzugeben. Für mich hat das überhaupt nichts politisches. Mein Menschenverstand sagt mir, das ist nicht in Ordnung. Corona, Du zeigst uns, Milliarden sind auf dem Sterbebett keine Medizin zum Weiterleben.

Warum gibt es keine Pflicht, einen relativen Anteil seines Einkommens an die Gemeinschaft zu geben, für aller Gesundheit, für aller Altersversorgung, für aller Unterstützung der Benachteiligten und Ausgegrenzten. Da wären in Deutschland eine einheitliche Krankenkasse ohne Kappung, eine für alle geltende Pflicht zur Rentenvorsorge gegeben. Corona, Du machst keine Unterschiede. Das wird einmal festgelegt, wie die Einschränkungen jetzt und gut ist. Da gehört auch eine Grundsicherung dazu, wenn es bei dem Einen oder Anderen einmal klemmt. Den jetzigen Aufwand kann man sich schenken. Der Bürokratismus ist sehr viel vergeutete Arbeitskraft.

Ach ja, klingt sozialistisch, ist es aber nicht. Es klingt nur so, weil Medien, Scheuklappenpolitiker, Rassisten, Menschenfeinde, Geldgierige, Machtbesessene usw. ständig predigen, das wäre Sozialismus. Sie haben Angst um ihre Macht, um ihren Besitz, den sie, Corona sei Dank, nicht brauchen, wenn sie unter der Erde liegen. Sie scheuen diese Gedanken wie der Teufel das Weihwasser. Der Privatbesitz an Produktionsmittel wird nicht aufgehoben. Die ungerechte Verteilung der Gewinne aus der Arbeit von Menschen muss verändert werden. Und das ist kein Sozialismus, das ist keine Gleichmacherei, das ist eine Chance.

Gemeinsam schaffen wir das.

Corona ich mag Dich, Du bist so klein, in der Masse änderst Du Welten.
Corona ich mag Dich nicht, Du kannst uns töten.

Lesermeinungen

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6 Lesermeinungen
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rgr
01.04.2020 12:06

Ich möchte der Vollständigkeit halber noch hinzufügen

Wenn wir uns daran machen die Sonderwelten für Behinderte abzuschaffen, dann ist mit starken politischen Reaktionen von Seiten der Privateigentümer dieser Einrichtungen zu rechnen. Sich als Sozialist beschimpfen zu lassen, ist da nur ein Vorgeschmack auf das was darauf noch alles drohen wird. Ich rechne jedenfalls nicht mit einer schnellen Aufgabe der Betreiber.

Michael Günter
Antwort auf  rgr
01.04.2020 19:28

Hmm,
ne Revolution ohne Widerstand der Kapitaleigentümer wäre ja auch nur der halbe Spaß – ein Faktor, der bei Marcuse etwas zu kurz kam…

rgr
Antwort auf  Michael Günter
01.04.2020 20:40

Vorerst nur das, was sie als ‚Gleichmacherei‘ verächtlich noch beiseite schieben glauben zu können.

Arnd Hellinger
30.03.2020 16:03

Es ist zwar richtig und notwendig, aus dem gegenwärtigen Shutdown sowie der COVID19-Pandemie Lehren für unser Aller Wirtschaften und Zusammenleben zu ziehen, aber die von @svendrebes:disqus genannten Aspekte dürfen dabei keinesfalls übersehen werden. Und ja, wer über genügend Geld zur Inanspruchnahme irgendeiner Privatklinik verfügt, hat jedenfalls in Ländern wie Italien oder den USA leider tatsächlich bessere Chancen, Corona zu überleben…

Letzteres könnte auch uns hier bevorstehen, gelänge es nicht, in den kommenden Monaten ein geordnetes Wiederanfahren unserer Volkswirtschaft zu ermöglichen. Die Rücklagen von Bund, Ländern, Kommunen, Krankenkassen, Unternehmen und „normalen“ Privathaushalten sind nämlich – auch wenn manche Linke das gerne anders darstellen – bedauerlicherweise nicht unendlich. Was „der Staat“ ausgibt, muss eben zwangsläufig auch irgendwo irgendwann erwirtschaftet werden.

Michael Günter
Antwort auf  Arnd Hellinger
30.03.2020 19:46

Hallo Herr Hellinger,
natürlich muss das Geld, was man ausgibt, irgendwo irgendwann erwirtschaftet werden.
Aber erstens verschwindet Geld, auch wenn man es über Kredite ins System hineinbringt, nicht und zweitens muss man sich mal die Zahlen über die wir reden vor Augen halten.
Rechenbeispiel:
Die BRD nimmt 1 Billion € an Krediten auf. Der Zinssatz darauf ist 0,5% (also höher als bei derzetigen 30jährigen Staatsanleihen!).
Bei einer Inflationsrate von 2% wären kaufkraftbereiningt in 30 Jahren dafür 540 Milliarden € fällig. Hinzu kämen 160 Milliarden für den Zinsdienst.
Selbst bei einer Steigerung von nur 1% der wirtschaftlichen Leistung durch dieses Programm würden 350 Milliarden innerhalb dieser 30 Jahre aus dieser einer Billion generiert werden.
Unter dem Strich bleiben also 350 Milliarden verteitl auf 30 Jahre, also knapp 12 Milliarden jährlich.

Die Mütterrente II schlägt allein mit 3,5 Milliarden € jährlich zu Buche – also mit mehr als einem Viertel der oben genannten Zahlen.
Jährlich werden 400 Milliarden quasi für lau vererbt – denn der Ertrag der Erbschaftssteuer beträgt etwa 5,5 Milliarden. Würde man diesen Ertrag verzehnfachen, dann läge er immer noch auf dem etwa hälftigen Niveau der Kapitalertragssteuer – alternativ könnte man über eine Vermögenssteuer reden…
Bzgl. der Erbschaftssteuer wird gerne angeführt, dass dieses Geld schonmal – irgendwie – versteuert wurde, dieses Argument ist aber m.E. irreführend, welcher der Erbschaftnehmer es eben nicht versteuert hat (rechtlich benachteiligt kann ja wohl nur eine Person sein und nicht Geld ansich)!

Sven Drebes
29.03.2020 23:47

Da muss ich dann doch widersprechen. Corona macht bestehemde Unterschiede größer und reißt neue auf.

Wer
– (wie ich) auch gut von zu Hause arbeiten kann oder wer genug verdient, dass er einige Monate von 60 oder 67% davon leben kann oder andere krisensichere Einnahmen hat,

– darüber hinaus sicher sein kann, dass sein Arbeitsplatz auch noch sicher ist, wenn einiige Monate kein Umsatz gemacht wird,
– eine gute Wohnung hat,
– eine liebevolle Familie und / oder einen liebevollen Freundeskreis hat,
kann sich halbwegs entspannt zurücklehnen.
Ähnliches gilt für große Firmen.

Was ist aber mit Leuten,

– die zur Arbeit raus müssen,
– schon von ihrem Lohn / Gehalt gerade so über die Runden kommen, nichts auf der hohen Kante haben und plötzlich nur noch 60% bekommen,
– selbstständig sind, null Einnahmen aber weiter Kosten haben,
– 22 Stunden täglich zu viert auf 60m² zusammen sein müssen,

– gewalttätige Haushaltsmitglieder haben,
– unter normalen Umständen schon einsam sind?

Das Runterfahren des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens ist derzeit nach allem, was wir wissen, notwendig. Aber wir sollten nicht auf die Idee kommen, die jetzige Situation als Beweis zu nehmen, dass ein „anderes Leben“ möglich ist.