Erlangen/Bonn (kobinet) Für Dinah Radtke vom Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen in Erlangen war gestern kein einfacher Tag. Zuerst hatte sie die Nachricht vom Tod von Matthias Vernaldi sehr getroffen und schon erreichte sie die nächste Hiobsbotschaft, dass auch Christian Papadopoulos gestorben ist. "Ich bin so traurig, dass wir in so kurzer Zeit zwei so nette und engagierte Menschen verloren haben", erklärte die Behindertenrechtlerin den kobinet-nachrichten. Mit Christian Papadopoulos hatte Dinah Radtke sich beispielsweise immer wieder für die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) in Gremien der Entwicklungszusammenarbeit engagiert.
Wenn man in den Lebenslauf von Christian Papadopoulo blickt, wird schnell deutlich, dass es für ihn stets wichtig war, über die Grenzen hinauszublicken. Seit 2015 arbeitete er beispielsweise in der AG Behinderung des Verbandes Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO) für die Interessenvertung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) mit. Seit 2015 war er stellvertretendes Mitglied für die ISL im Thementeam Inklusion des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). Seit 2017 war er Mitarbeiter im Expertengremium zur Entwicklung einer Inklusionsstrategie für die Entwicklungzusammenarbeit beim BMZ und von 2015 bis 2017 machte er in der ExpertInnengruppe des Projekts VISION.INKLUSION der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland (IJAB) mit.
Während seiner zweijährigen Zeit als Referent beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales war Christian Papadopoulos u.a. auch für den nationalen Focal Point und den nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention zuständig. Engagiert begleitete er damals beispielsweise ein Modellprojekt zum Empowerment behinderter Menschen. Als jemand, der selbst Persönliche Assistenz und Beatmung nutzt, wusste Christian Papadopoulos selbst sehr gut, wovon die Rede in der Behindertenpolitik war, wenn sich behinderte Menschen mit ihren Fragen und Forderungen zu Wort meldeten. Er, der in Trier studiert hatte, blieb aber immer wissbegierig, so dass er sich seit 2015 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Bremen in der Fakultät Gesellschaftswissenschaften bei Prof. Dr. Marianne Hirschberg im Bereich Menschenrechte und Disability Studies engagierte. Seit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im August 2019 seine Pläne für neue gesetzliche Regelungen zur Intensivpflege präsentierte, sorgte dies auch bei Christian Papadopoulos für große Besorgnis. Er, der seit vielen Jahren mit Assistenz und Beatmung in der eigenen Wohnung lebte, konnte nicht nachvollziehen, warum dies zukünftig nur die Ausnahme sein sollte und hatte sich in der Diskussion entsprechend zu Wort gemeldet.
Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) und viele, die das Glück hatten, mit Christian Papadopoulos zusammen zu treffen, mit ihm zusammen zu arbeiten oder ihn persönlich zu kennen, werden ihn sehr vermissen. Wie Matthias Vernaldi war er ein Charakter, der das Herz am richtigen Fleck hatte und wusste, wofür er sich engagiert.
Link zum Lebenslauf von Christian Papadopoulos
Link zum Nachruf auf den Freund und Mitbegründer des kombabb-Kompetenzzentrums Behinderung, Studium und Beruf NRW, der von Johanna Krolak den kobinet-nachrichten zugesandt wurde: