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Wunderbares Leuven

An der Stadtbibliothek Leuven
An der Stadtbibliothek Leuven
Foto: Milo-Profi / Arthur Los

LEUVEN (kobinet) Mit dem Frühling beginnt nun auch wieder die Zeit der Ausflüge und der Fahrten in den Urlaub. Viele unserer Leserinnen und Leser haben ihre Ziele für Reisen in diesem Jahr vermutlich bereits ausgewählt und gebucht. Andere vielleicht noch nicht. Gemensam mit Partnern des Internetportals "Barrierefreier Tourismus Info" möchten wir deshalb in einer kurzen Serie auch in diesem Frühjahr wieder Anregungen geben, wohin man Ausflüge unternehmen und reisen könnte. Bei diesen Empfehlungen haben wir uns auf ausgewählte Reiseziele konzentriert, die weitgehend barrierefrei sind oder zumindest gut über noch bestehende Barrieren informieren. Heute geht es mit Unterstützung von Pieter Ghijsels in die belgische Stadt Leuven.



Die Stadt Leuven (Löwen) liegt 20 Kilometer östlich von Brüssel an der Autobahn E40. Für eine Zugfahrt von Brüssel (Südbahnhof) nach Leuven ist etwa eine halbe Stunde einzuplanen. Die Fahrt mit dem Eurostar oder dem Thalys von Köln aus nach Leuven dauert zweieinhalb Stunden.

Da Leuven auch eng mit einer Universität verbunden ist wird sie von einigen mit Heidelberg verglichen. Seit vielen Jahrhunderten ist diese Stadt der Kunst in der Nähe von Brüssel ein Mix von Alt und Neu, von Tradition und Innovation, Heimatstadt der Bierbrauer, Wissenschaftler und Künstler. Und diese Stadt ist jener Ort, den ich schon die Hälfte meines Lebens „Heimat“ nenne, erklärt Pieter Ghijsels.

„Es waren die Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit in ihren Straßen und Geschäften“, erinnert er sich, „die mich nach dem Abschluss des Studiums schließlich zu dem Entschluss kommen ließen, in Leuven zu bleiben und hier zu leben. Und immer noch, an jedem Tag gehe ich auf meinem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen an so vielen historischen Gebäuden und bemerkenswerten Plätzen vorbei, dass es, wie am ersten Tag, leicht ist, sich wie verzaubert zu fühlen. Man kann sich vorstellen, wie stolz ich war, als sich meine Heimatstadt entschloss, mit einer speziellen Information aktiv behinderte Besucher willkommen zu heißen“.

Dem Beispiel von Brügge und Mechelen folgend hatte Leuven einen wichtigen Schritt getan, um Besucher mit Behinderungen anzusprechen. Öffentliche Räume, Gebäude und Dienstleistungen sowie touristische Sehenswürdigkeiten wurden überprüft, wo das möglich war, angepasst und miteinander verbunden. Jetzt ist das Resultat fertig: Eine Broschüre mit praktischen Zugänglichkeitsinformationen für Besucher mit Behinderungen und ein Stadtplan für einen Spaziergang, der es möglich macht, den Charme von Leuven ohne den Ärger über Hindernisse zu genießen. Ja, da gibt es sehr viele historische Orte in diesem Teil der Welt, auch Leuven hat ihre Teile holprigen Kopfsteinpflasters und steiler Hügel.

Obwohl ich schon seit vielen Jahren für Visit Flanders, die Tourismusverwaltung für die nördliche Region Belgiens, arbeite, erinnert sich Pieter Ghijsels, war das das erste Mal, dass ich an der Vorbereitung einer solchen Veröffentlichung von Beginn an teilnehmen konnte, weil Visit Flanders dieser Stadt bei diesem Projekt half und sie unterstützte.

Beim Stadtspaziergang über den Alten Markt
Beim Stadtspaziergang über den Alten Markt

Zuerst bestimmte Visit Leuven die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, welche inländischen und internationalen Besuchern gefallen. Das war ein wichtiger Schritt: Die Stadt Leuven möchte, dass ihre Besucherinnen und Besucher die gleiche Orte besuchen wie jeder andere auch. Viele wichtige Museen, Hotels und Orientierungspunkte wurden schon durch Inter, eine unabhängige Agentur für Barrierefreiheit, geprüft. Das erlaubte es dem Team der Beteiligten und dem Autor dieses Artikels, sich vor allem auf die Routen zwischen diesen Sehenswürdigkeiten und den Restaurants, Bars und öffentliche Einrichtungen entlang der Strecke zu konzentrieren. Die Routen wurden wiederholt durch spezialisierte Architekten und Menschen mit Behinderungen geprüft. Gemeinsam schrieben sie einen Reiseplan, der auf Sehenswürdigkeiten von Bedeutung aus der Sicht eines Besuchers. Nach einigen abschließenden Zusätzen der Dienstleister der Stadt waren zwei Runden, einschließlich einiger Punkte, für die sich bei längerem Aufenthalt ein Umweg lohnt, fertig. Dabei konzentrieren sich die Beteiligten auf Hinweise zu öffentliche Toiletten, Bars und Cafés entlang der Route.

Karte und Broschüre sind beide in gedruckter Form wie auch digital in englischer und niederländischer Sprache erhältlich. Die Karte führt Besucher entlang der Sehenswürdigkeiten der Stadt wobei die schlechtesten Abschnitte mit Kopfsteinpflaster und Schwellen vermieden werden. Auf dennoch verbleibende Schwierigkeiten wird klar hingewiesen sowie auf mögliche Alternativen oder Umwege verwiesen. Man kann für einen Spaziergang zwischen Entfernungen zwischen einem und fünf Kilometern Länger wählen.

Die Broschüre enthält zu allem Informationen dazu, was einem entlang des Wegs begegnet. Man wird einige gute Geschichten aus Leuvens reicher Geschichte und Folklore erfahren und außergewöhnliche Ansichten erleben. Um den Erlebniswert noch zu steigern oder, um mehr Informationen in der Muttersprache zu bekommen, sollte man eine geführte Tour anmelden (die Kontaktdaten dazu sind in der Broschüre enthalten).

Beim Glas Bier auf den Terrassen des Hogeschoolplein
Beim Glas Bier auf den Terrassen des Hogeschoolplein

Nach dem Spaziergang möchte man sicher ein gutes Essen und ein paar erfrischende Getränke in einer ausgezeichneten, barrierefreien Bar oder einem Restaurant der Stadt genießen. Man muss sich ebenfalls keine Gedanken darüber machen, während des Besuches eine barrierefreie Toilette zu finden. Die Broschüre enthält alle diese wichtigen Informationen, klar nach dem System „Daumen hoch“ / „Daumen runter“ gekennzeichnet. Personen, die einen Wickeltisch benötigen, finden eine passende öffentliche Toilette angrenzend an den Hauptplatz.

Für jene, die einen Extranachmittag freie Zeit haben, enthält die Broschüre ein paar versteckte Juwelen abseits der ausgetretenen Pfade. Als Besucher sind Sie gewiss von den vielen verschiedenen Gesichtern der Stadt Leuven überrascht – entweder Sie schlendern in dem friedlichen Botanischen Garten mit mehreren versteckten Goldstücken oder Sie erkunden das Gebiet um den Kanal, eine Region, die sich zu einem lebhaften Künstler- und Innovationsviertel wandelt. Oder Sie werfen einen Blick in den Begijnhof, einem historischen Dorf innerhalb der Stadt. An diesem Ort lebten Nonnen weit entfernt von dem Trubel in einer Oase der Stille und das ist jetzt ein wirklicher Touristenmagnet (am besten nimmt man ein Extra-Kissen für das Kopfsteinpflaster mit hin).

Die Stadt Leuven wird Sie spüren lassen, dass Sie, genau wie sie mich das vor vielen Jahren hat spüren lassen, willkommen sind !

Stadtplan und Broschüre sind in Englisch und Niederländisch erhältlich. Sie können von der Internetseite von Visit Leuven herunter geladen oder in gedruckter Version im Besucherzentrum Leuven per E-Mail bestellt werden.

(Pieter Ghijsels)