
Foto: Anke Glasmacher
Berlin (kobinet) kobinet-Korrespondentin Anke Glasmacher berichtet heute über den zweiten Film, den sie sich bei der Berlinale angeschaut hat. "Regisseur Faraz Shariat hat mit 'Futur Drei' einen sehr eindringlichen Film über die Frage von Identität vorgelegt. Wer bin ich? Wohin gehöre ich? Wohin will ich? Ausgrenzung und Ankommen, Fremdsein und Heimat", schreibt Anke Glasmacher in ihrem Filmbericht.
Von kobinet-Korrespondentin Anke Glasmacher
Parvis (Benjamin Radjaipour) lebt bei seinen Eltern in einer niedersächsischen Kleinstadt, liebt das Leben und die Männer. Nachdem er an seinem Geburtstag aus einem Laden eine Flasche Schnaps hat mitgehen lassen, muss er Sozialstunden leisten. Für ein paar Wochen wird er Übersetzer in einer Flüchtlingsunterkunft. Dort lernt er Amon (Eidin Jalali) kennen, der – wie Parvis Eltern – aus dem Iran kommt und gerade zu seiner Schwester Banafshe Arezu (Banafshe Hourmazdi) nach Deutschland geflüchtet ist – und verliebt sich in ihn.
Zu dritt feiern sie einen zunächst unbeschwerten Sommer. Doch während Amon Stück für Stück ankommt, erhält Banafshe plötzlich ihren Abschiebebeschluss. Aller Einsatz ihrer Kollegen war ohne Erfolg. Als ihr Chef ihr eine Scheinehe vorschlägt, dafür aber unverhohlen Sex einfordert, beschließt Banafshe fortzugehen.
Parvis Sommer ist zuende. Von den Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft wird er, der Deutsche, abgelehnt. Als sie herausfinden, dass er schwul ist, verprügeln sie ihn. Und dann erfährt er noch zufällig von den Plänen seiner Eltern, ihr Geschäft aufzugeben und wieder zurück nach Teheran zu ziehen. Zurück in die Heimat, sagt seine Mutter.
Regisseur Faraz Shariat hat mit „Futur Drei“ einen sehr eindringlichen Film über die Frage von Identität vorgelegt. Wer bin ich? Wohin gehöre ich? Wohin will ich? Ausgrenzung und Ankommen, Fremdsein und Heimat – Parvis, Amon und Banafshe erzählen unterschiedliche Geschichten und aus unterschiedlichen Perspektiven davon, in Deutschland nicht ankommen zu können. Sie erzählen nicht von früher, sie wollen eine Zukunft, fordern eine Perspektive. Und stoßen überall auf Grenzen.
Ein genauso ernster wie bunter und lebensfroher Film, der sehr drängende Fragen an unsere Gesellschaft stellt. An eine Gesellschaft, die die Antwort darauf genau dieser weltoffenen, freiheitsliebenden und selbstbewussten Generation verwehrt, die Deutschland in den letzten Jahrzehnten geprägt hat.
„Futur Drei“ feierte auf der Berlinale seine Weltpremiere und läuft im Panorama.