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Vor 30 Jahren bei Elektrokohle

Foto zeigt Kulturhaus Elektrokohle vor Wiederaufbau
Ehemaliges Kulturhaus Elektrokohle wird multifuntionales Veranstaltungszentrum
Foto: sch

Berlin (kobinet) Das Kulturhaus Elektrokohle wird wieder aufgebaut. Vor genau 30 Jahren spielte Blixa Bargeld mit seiner Band "Einstürzende Neubauten" an dieser Stätte, wo noch vor dem "Kahlschlag"-Plenum der SED das erste Beat-Festival stattfand. Nach dem Mauerfall bildeten verschiedene Gruppen den Berliner Behindertenverband, der in der benachbarten Körperbehinderten-Schule im Januar 1990 gegründet wurde.

Am 21. Dezember 1989 fuhren die Einstürzenden Neubauten mit einem Kleinbus von Kreuz- nach Lichtenberg. Ziel war das Kulturhaus des VEB Elektrokohle in der Herzbergstraße. Hier hatte noch vor dem „Kahlschlag“-Plenum des ZK der SED 1965 das erste Beat-Festival stattgefunden. Die jungen Leute auf der Bühne hatten mit Lötkolben und Schraubenzieher viel an ihren selbst gebastelten Verstärkeranlagen zu tun. Doch dann war es fast so wie bei den Beatles oder Rolling Stones.

Sechs Wochen nach dem Fall der Mauer kreischten nun die Fans der Kreuzberger mit Blixa Bargeld um die Wette und tanzten Pogo. Mit dabei der Dramatiker Heiner Müller und der französische Kulturminister. Jack Lang, der in Paris die Fête de la Musique ins Leben gerufen hatte, begleitete Präsident François Mitterrand bei seinem Staatsbesuch in der DDR-Hauptstadt. Müller wies das Publikum auf den Geburtstag Josef Stalins hin, „der uns die Neubauten beschert hat, die jetzt einstürzen.“

Mitten im kalten Januar 1990 drängelten sich hunderte Menschen in der Lichtenberger Körperbehindertenschule, um den Berliner Behindertenverband zu gründen. „Vieles lief damals chaotisch ab“, so Ilja Seifert. „Unter uns weilten auch auswärtige Gäste und – was sich im Nachhinein als besonders vorausschauend erwies – etliche Betroffene aus West-Berlin. So wurde der BBV eine der ersten gesamtberliner Organisationen der Zivilgesellschaft.“

Das Dong Xuan-Zentrum heißt auf deutsch Blühende Wiese, so wie die große Markthalle in Hanoi. Es wurde seit 2006 auf dem Gelände des einstigen Industriebetriebes zum größten Einkaufszentrum seiner Art in Westeuropa entwickelt. Seine asiatischen Restaurants sind inzwischen ein Geheimtipp für Touristen. Jetzt baut die Dong Xuan GmbH das verfallende Kulturhaus wieder auf. Wird’s darin mal ne vietnamesische Rocknacht geben?