BERLIN (kobinet) Anlässlich des heutigen "Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung" startet der Deutsche Bahnkundenverband-DBV eine anonyme Umfrage zum vollständigen barrierefreien Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und bittet um Unterstützung
Der 1. Januar 2022 ist der Tag der Wahrheit. Bis dahin muss im öffentlichen Personnnahverkehr (ÖPNV, also der kommunale Bus-, Straßenbahn- und U-Bahn-Verkehr) vollständig barrierefrei ausgebaut sein. Ausnahmen sind nur zulässig, wenn sie im Nahverkehrsplan benannt werden (Personenbeförderungsgesetz, § 8 Absatz 3, Satz 3). Der DBV befürchtet, dass dieses Datum überall in Deutschland „gerissen“ wird.
Keine Kommune unternimmt aktuell die finanziellen und baulichen Anstrengungen zum Erreichen dieser Aufgabe. Auch die Vorbereitung der Nahverkehrspläne, insbesondere die Beteiligung der Verbände, scheint eher auf dem Papier zu stehen, als dass sie tatsächlich ernst genommen wird. Planfeststellungs- und Ausschreibungsverfahren sind in die Wege zu leiten, Wettbewerbe ggf. zu starten. Davon ist nach unserer Kenntnis nicht viel zu merken.
Deshalb hat der DBV eine Umfrage gestartet. Da niemand der Verantwortlichen eine ungefähre Vorstellung hat, wieviele Haltestellen betroffen sind, die im Sinne der „Schwarmintelligenz“ Aufklärung und Überblick geben soll, sollen die Ergebnisse eine rUmfrage dazu beitragen, dass sie vielleicht nicht repräsentativ wird, aber dennoch eine Tendenz der noch zu leistenden Arbeit widerspiegelt.
Diese DBV-Umfrage umfasst nur fünf Fragen und ist über diesen Link zu erreichen.
Muss es immer das Kassler Hochbord sein? Wichtig wäre doch, zuerst die Haltestellen, wo Busse und Bahnen mitten auf der Straße oder am Straßengraben halten, so weit anzuheben, dass viele mit einem bequemen Stufenschritt und die anderen über eine bequeme Rampenneigung rein kommen. Vorrraussetzung ist, dass Rampen / Hubliffte nicht nur für Rollstuhlnutzer eingesetzt werden.
Vor 5 Jahren war ich bei einer Veranstaltung der Busgesellschaften BaWü in Stuttgart, die dieses „Datum“ 01.01.2022 zum Thema hatte. Allen war klar, dieses Datum ist nicht zu halten. Reaktion: Dann brauchen wir erst gar nicht damit anfangen. Dennoch gab es einen Vertreter einer Busgesellschaft, der mich überrascht hat: Nachdem der anwesende Wirtschaftspolitiker meinte, er könne zu nichts etwas sagen, sagte dieser Vertreter: „Alle wollen die Inklusion, aber keiner will bezahlen. Das wird so nicht gehen.“ – Der Mann hatte Recht. In der Zwischenzeit wurden in den Städten Ravensburg und Weingarten ein paar einzelne Bushaltestellen mit dem Kasseler Bord ausgestattet. Eine Fahrt ins benachbarte Allgäu oder sonstiges Umland ist nach wie vor nicht möglich. Für mich ist klar: Hier will man nicht. Ein anderer Schluss ist nicht zu ziehen.