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Behinderung und Mobbing: Kooperationspartner gesucht

Jennifer Sonntag
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LEIPZIG (KOBINET) Als blinde Inklusionsbotschafterin und Sozialpädagogin möchte Jennifer Sonntag ein Beratungsangebot zum Thema Menschen mit Behinderungen in Mobbingsituationen unterstützen. Hierfür sucht sie KooperationspartnerInnen, die dazu schon gearbeitet haben oder Publikationen und Projekte zu diesem Schwerpunkt empfehlen können.

„Mobbing ist nicht immer offensichtlich und deshalb auch so schwer zu greifen. Es liegt jedoch nicht nur dann vor, wenn eine behinderte Mitarbeiterin oder ein behinderter Mitarbeiter ganz direkt aufgrund ihrer/seiner Behinderung verbal oder non verbal angegriffen wird. Das Geschehen vollzieht sich bei Behinderung häufig subtil durch Abhängigkeitsverhältnisse, Ausnutzung und emotionale Erpressung, Übergangenwerden im Team, Mehrleistung, um etwas wert zu sein oder im Umkehrschluss durch Kleinmacherei und durch die aufgenötigte Opferrolle“, schreibt Jennifer Sonntag. „Oft agieren Betroffene überangepasst, um über die Behinderung hinaus nicht ’negativ‘ aufzufallen, und haben weniger Mut, Missstände und Grenzen zu thematisieren. Trauen sie sich doch, werden ihnen ‚zur Strafe‘ möglicherweise zukünftig notwendige Handreichungen verwehrt, die sie zuvor durch eine nun ‚beleidigte‘ Bezugsperson erfahren haben. Besonders in kleinen Teams sind Betroffene in dieser speziellen Notlage ‚aufgeschmissen‘. Sie müssen für jeden Verständnis haben, werden aber in ihren Bedürfnissen übersehen. Nicht selten spielen auch Missgunst und Neid enger KollegInnen oder Vorgesetzter eine Rolle, da Menschen mit Behinderungen vielleicht etwas Besonderes erreicht haben, hoch oder gering qualifiziert sind oder den Arbeitsplatz aufgrund ihrer Behinderung bekommen haben.“

Manchmal diene das behinderte „Maskottchen“ sogar Firmen dazu, unter falscher Flagge große Summen an Förder- oder Projektgeldern abzugreifen, wobei die/der Betroffene nach Zweckerfüllung dann betrieblich gnadenlos „hinten runter fällt“. Auch die Versäumnisse anderer würden gern mal hinter dem Rücken oder vor versammelter Mannschaft der behinderten Mitarbeiterin/dem behinderten Mitarbeiter untergeschoben, da das der einfachste Weg ist, berichtet Jennifer Sonntag.

„In pathologischen Systemen, in denen innerhalb der Belegschaft viel Angst, Konkurrenzdruck und Unzufriedenheit herrschen, hilft oft das Gespräch mit dem Betriebsrat oder dem Disability Managment nicht im ersten Schritt, da Betriebsklima oft Chefsache ist und sich destruktive Strukturen, die bereits von der Leitungsebene ungünstig gesteuert werden, schwer auflösen lassen. Der Mensch mit Behinderung ist dann oft das schwächste Glied und hat nicht die Stärke, diese Konflikte selbstbestimmt zu kommunizieren, auszutragen oder zu puffern. Unlösbare Spannungen und negative Dynamiken erzeugen dann oft zur eigentlichen Behinderung noch zusätzliche gesundheitliche Beschwerden und eine vormals positiv bewältigte Behinderung kann plötzlich zum Problem werden. Manchmal droht der Rückfall in eine frühere Phase der Behinderungsverarbeitung und die eigenen Kräfte und Potenziale leiden. Das kann letztlich zum Verlust des Arbeitsplatzes führen“, so Jennifer Sonntag. „Auch wenn es schwer fällt, sollte die/der Gemobbte zunächst immer das Gespräch mit der Mobberin/dem Mobber suchen. Wenn dies nicht funktioniert, ist die/der Vorgesetzte die nächste Instanz, es sei denn von dort aus wird gemobbt, dann ist der Betriebsrat die zuständige Stelle. Gewerkschaftlich organisierte MitarbeiterInnen können sich auch an ihre Gewerkschaft wenden, die betroffenen Mitgliedern einen kostenlosen Rechtsbeistand bereitstellt. Menschen mit Behinderungen können unabhängig davon oder zusätzlich auch (bei Vorhandensein) das Disability Management des Hauses einschalten oder die/den Schwerbehindertenbeauftragten konsultieren. Manchmal können angeleitete Mediationsgespräche helfen, einen Konflikt zu beseitigen, es ist aber auch möglich, dass dadurch noch mehr Missverständnisse entstehen und Fronten sich verhärten.“

Sollte es innerbetrieblich zu keiner Entspannung der Situation kommen, sei das Aufsuchen einer Beratungsstelle oder sogar das Einschalten einer Anwältin/eines Anwalts ratsam. Es könne sein, dass ein Mensch mit Behinderung besonders an seinem Arbeitsplatz festhält, da ein Arbeitgeberwechsel behinderungsbedingt für ihn weniger leicht zu stemmen ist oder er aufgrund seiner Einschränkungen schwerer eine neue Arbeit finden kann. Außerdem sei der Inhalt der eigentlichen Tätigkeit für die gemobbte Person oft sehr erfüllend und bereichernder Lebensinhalt. Aus diesen Gründen ertragen Betroffene ihre Probleme oft weit über akzeptable Leidensgrenzen hinaus und halten viel aus.

„Ein Mobbingtagebuch, die Dokumentation von Arztbesuchen und Medikamenten, die das Mobbing zur Folge hatten, sind wichtige Nachweise. Zwischenmenschliche Belastungen am Arbeitsplatz können sich nicht nur körperlich, sondern auch psychisch auswirken. Eine professionelle psychotherapeutische Begleitung ist empfehlenswert, um gemeinsam zu schauen, wie eigene Anteile die Mobbingsituation begünstigen, welche Verantwortung bei der Mobberin/dem Mobber und welche in der Leitungsebene liegt. Wenn das Arbeiten am eigenen Selbstwertgefühl und der Selbstbehauptung zu keiner Verbesserung der Situation führt, ist es sinnvoll, über ein Leben ohne den belastenden Arbeitsplatz nachzudenken und zu entdecken, was außerhalb des Tunnels alles möglich ist“, schreibt Jennifer Sonntag. „Ich freue mich über Zuarbeit und weiterführende Informationen zum Thema ‚Menschen mit Behinderungen in Mobbingsituationen‘, um Ratsuchenden zukünftig gezielter mit Anlaufstellen und AnsprechpartnerInnen weiterhelfen zu können.“

Kontakt zu Jennifer Sonntag:

www.blindverstehen.de
E-Mail: [email protected]

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