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Foto: ISL
BERLIN (KOBINET) Jetzt ist sie da, die ISL-Broschüre, auf die die Welt noch gewartet hat: "Ableismus erkennen und begegnen". Wie bitte? Able-was? Oder soll hier etwas abgeleistet werden? Alles falsch! In der neuen Broschüre der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL), die vom AOK Bundesverband finanziell gefördert wurde, wird das sozialwissenschaftliche Konzept des Ableismus einfach erklärt, wie es in einer Presseinformation der ISL steht.
Der Begriff „Ableismus“ setzt sich zusammen aus dem englischen Wort „able“ (to be able = fähig sein) und „ismus“, heißt es in der Broschüre. Solche Endungen deuten auf ein in sich geschlossenes Gedankensystem hin. Ableismus ist also die alltägliche Reduzierung eines Menschen auf seine Beeinträchtigung. Damit einher geht eine Abwertung (wegen seiner Beeinträchtigung) oder aber eine Aufwertung (trotz seiner Beeinträchtigung), wie in dem nachstehenden Beispiel deutlich wird. Die jeweiligen Personen werden nicht als gleichberechtigte Gegenüber wahrgenommen, sondern etikettiert und auf- oder abgewertet.
Die ISL nennt ein Beispiel: Frau A. fährt nach der Arbeit mit dem Bus nach Hause. Der Busfahrer ist angesichts der Rollstuhlfahrerin, die in der rush hour mitgenommen werden möchte, deutlich genervt und fragt: „Muss das denn sein, dass Sie um diese Zeit fahren?“ Frau A. antwortet, es handele sich keineswegs um eine Kaffeefahrt, sondern der Bus solle sie von ihrer Arbeit nach Hause bringen. Daraufhin schlägt die Ablehnung des Busfahrers in übertriebene Bewunderung um: „Oh, das ist gut, dass Sie Arbeit haben und arbeiten können!“
„Eine solche Situation ist eines von unzähligen Beispielen für diesen neuen ‚-ismus´, der zwar in der einschlägigen Wissenschaft bereits länger diskutiert wird, im Alltag aber ein recht neues, noch ungewohntes Konzept ist“, betont die Autorin der Broschüre, Dr. Sigrid Arnade. „Das Verständnis dieses Konzeptes ist wichtig, um so manche unangenehme oder tief verletzende Erfahrung besser einordnen zu können“.
So verdeutlichen Erfahrungsberichte von Betroffenen in der neuen Broschüre die verletzenden Mechanismen und zeigen Reaktionsmöglichkeiten auf. Ferner werden verschiedene Strategien bekannt gemacht, mit denen man Ableismus begegnen kann. Jede und jeder kann also davon profitieren, eine eigene Strategie entwickeln und sich so aktiv gegen diese Form der Benachteiligung wehren
„Ableismus zu verstehen und zu durchschauen ist unabdingbar, um Ableismus auch hinter Lob oder Bewunderung zu identifizieren“, sagt Sigrid Arnade. „Durch die vermeintlich wohlmeinenden Reaktionen des Umfeldes lässt sich das Ego manchmal zunächst täuschen. Wichtig ist, auf die eigenen Gefühle zu achten, die sich in der Regel nicht täuschen lassen.“ Entscheidend sei es auch, sich immer wieder der eigenen Würde und des eigenen Werts bewusst zu werden.
Die 20-seitige Broschüre wartet noch mit einem besonderen Highlight auf: Die einzelnen Abschnitte sind mit passenden Cartoons von Phil Hubbe illustriert. Die Broschüre ist in den Formaten pdf und pdf-barrierefrei als download kostenlos auf der ISL-Webseite unter www.isl-ev.de erhältlich.