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Vom Betreuten zum Gastgeber

Martin Hackl mit Geburtstagstorte
Martin Hackl mit Geburtstagstorte
Foto: omp

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Martin Hackl mit Geburtstagstorte
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BAD KISSINGEN (KOBINET) Dass es sich lohnt, Träume zu haben und dass positive Veränderungen trotz schwieriger Ausgangsbedingungen möglich sind, das wurde beim gestrigen Besuch von kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul bei Martin Hackl in Bad Kissingen deutlich. Vor einem Jahr an seinem 50. Geburtstag hatte Martin Hackl zum ersten Mal geäußert, dass er in einer Stadt wohnen möchte. Nun lebt er in einer Wohngruppe mit fünf anderen Menschen, die Beatmung benötigen, im Herzen von Bad Kissingen. Für seine Geburtstagsgäste hatte Martin Hackl mit einer seiner Unterstützerinnen am Vorabend einen Kuchen gebacken, der von seinen Gästen in der Wohnküche der Wohngemeinschaft genüsslich verzehrt wurde.

Was für die meisten Menschen zur Normalität gehört und kaum erwähnenswert erscheint, stellt derzeit für Martin Hackl einen Quantensprung in seinem Leben dar. Über 40 Jahre hatte er in einer großen Behinderteneinrichtung gelebt und sich dort mit dem Alltag und den Menschen arrangiert, die in seiner ehemaligen Wohngruppe leben und ihn unterstützten. Unter anderem durch die Teilnahme an den Sommercamps für ein selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen und den Kontakt zu Mensch zuerst, der Selbstvertretungsorganisation von Menschen mit Lernschwierigkeiten, hatte Martin Hackl die Möglichkeit bekommen, über den Tellerrand des institutionell geprägten Lebens hinaus zu blicken.

„Immer nur einrichtung setzt ständig das gleiche gedankenkarussell in bewegung. ein volksfest mit nur einem karussell ist langweilig oder? achterbahn riesenrad schiessbuden und schiffschaukeln nicht zu vergessen geisterbahn und spiegelkabinett geben einem volksfest die richtige stimmung. in bayern braucht es auch das bierzelt unbedingt.“ So hatte Martin Hackl beim Sommercamp in Duderstadt im Jahr 2006 seine derzeitige Situation beschrieben.

Das Bierzelt besuchte Martin Hackl mit seinen Geburtstagsgästen, die aus Kassel und Berlin angereist waren, gestern zwar nicht. Von einer Unterstützerin der Wohngruppe begleitet, führte er seine Gäste jedoch nach dem Kaffeetrinken durch die schöne und belebte Fußgängerzone von Bad Kissingen zum Rosengarten. Dort hatten einige Rosen sogar noch für die Besuchergruppe durchgehalten und boten einen schönen Anblick. Dann ging der Spaziergang am Fluss entlang und wieder zurück durch die Stadt in die Wohngruppe. Ein Tagesablauf, der in seiner früheren Wohngruppe, die fernab städtischen Lebens am Berg liegt, nur schwer denkbar gewesen wäre. Auch das Mitmachen beim Kuchenbacken und das Sitzen in einer ganz normalen Küche war früher für Martin Hackl nicht drin. Trotzdem sagt Martin Hackl über seine frühere Einrichtung: „das war eine Heimat – anders – aber auch gut.“

Dass es noch viel zu tun gibt, um die Lebensqualität von Martin Hackl, der in sehr hohem Maße auf Unterstützung und auf unterstützte Kommunikation angewiesen ist, zu verbessern, steht außer Frage. Deshalb arbeitete er gestern auch wieder mit seinen Besucherinnen Susanne Göbel und Ingrid Stubenvoll daran, wie seine unterstützte Kommunikation verbessert werden kann, um sich seiner Umwelt entsprechend mitteilen zu können. Zudem wartet er gespannt darauf, was aus dem Antrag auf ein Persönliches Budget für seine Freizeitgestaltung und Teilhabe wird, der vor einigen Wochen gestellt wurde. Hier läuft noch die Zuständigkeitsklärung, doch ist es an der Zeit, dass Martin Hackl neben seiner pflegerischen Unterstützung im Rahmen der Hilfen aus dem Sozialgesetzbuch V entsprechende Hilfen zur Teilhabe am Leben der Gemeinschaft bekommt.

„verachtet werden, kann man sich im heim nicht leisten“, so brachte Martin Hackl seine Erfahrungen als Mensch mit sehr hohem Unterstützungsbedarf für die abschließende Podiumsdiskussion der Fachtagung „Mehr Teilhabechancen für Menschen mit geistiger Behinderung und komplexem Unterstützungsbedarf – Anforderungen an ein modernes Teilhaberecht“, die am 29. und 30. Januar 2015 in Berlin stattfand, auf den Punkt. Martin Hackl hatte für die Tagung Texte der letzten Jahre vorbereitet. Leider war es Martin Hackl bei der gemeinsamen Fachtagung der Deutschen Heilpädagogischen Gesellschaft (DHG) und der Deutschen Gesellschaft für Seelische Gesundheit bei Menschen mit geistiger Behinderung (DGSGB) Anfang des Jahres nicht wie ursprünglich geplant, selbst möglich, an der Tagung teilzunehmen. Er machte damals eine Reha nach schweren gesundheitlichen Problemen. So trug damals Susanne Göbel, die ihn bei der Podiumsdiskussion unterstützen sollte, die mit Unterstützter Kommunikation erstellten Texte von Martin Hackl vor.

Heute kann Martin Hackl zum Glück auf eine wesentlich stabilere und bessere Gesundheit und Lebenssituation blicken und hat sich, wie der gestrige Besuch in Bad Kissingen zeigte, mittlerweile ganz gut dort eingelebt. Das Karusell des Lebens kann also für Martin Hackl noch bunter und vielfältiger werden und sich hoffentlich noch lange drehen. Was Martin Hackl auf jeden Fall schon gelungen ist: er macht anderen behinderten Menschen mit sehr hohem Unterstützungsbedarf Mut, dass ein selbstbestimmteres Leben möglich ist. Dies hatte sich Martin Hackl vorgenommen, als er bei einem Kurs von Mensch zuerst mitmachte, indem es darum geht, anderen Menschen mit Lernschwierigkeiten und hohem Unterstützungsbedarf Mut zur Inklusion zu machen.