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KASSEL (KOBINET) Dass es in Kassel noch viel in Sachen Inklusion zu tun gibt, das wurde gestern bei einer Veranstaltung des Kasseler Behindertenbeirates im Bürgersaal des Kasseler Rathauses deutlich. Prof. Dr. Felix Welti skizzierte dabei u.a. die Rechte, die sich für behinderte Menschen aus der UN-Behindertenrechtskonvention ergeben und die Herausforderungen für die Gesellschaft, die sich daraus ergibt.
Dass der Begriff der Inklusion eng mit der UN-Behindertenrechtskonvention verknüpft ist und dies auch viel mit der weiteren Entwicklung einer Kommune wie Kassel zu tun hat, dies stellte Prof. Dr. Felix Welti von der Universität Kassel in seinem Vortrag eindeutig heraus. Er plädierte u.a. dafür, dass die mit der Behindertenrechtskonvention geschaffenen Rechte in Verbindung mit bereits bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen auch von den Betroffenen und Verbänden eingeklagt werden.
Petra Friedrich vom Integrationsamt des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (LWV) schilderte die Aktivitäten des überörtlichen Sozialhilfeträgers im Bereich der Beschäftigung behinderter Menschen. Hier wurden mittlerweile eine Reihe von Fördermöglichkeiten geschaffen, um die Inklusion behinderter Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu unterstützen. Wie in der Diskussion u.a. durch Rückmeldungen aus dem Publikum deutlich wurde, ist die Zusammenarbeit mit anderen Trägern, wie zum Beispiel den Job Centern oder Agenturen für Arbeit noch verbesserungsbedürftig.
Die Diskussion zeigte auch, wie vielfältig die Herausforderungen auf dem Weg zur Inklusion in Kassel sind. Anette Bourdon von Mensch zuerst machte deutlich, warum eine Leichte Sprache gerade für Menschen mit Lernschwierigkeiten so wichtig ist. Informationen und Bescheide von Behörden, Arbeits- oder Mietverträge möchte sie auch verstehen können, denn sonst könne sie ihre Rechte nicht wahrnehmen und werde Inklusion erschwert. Natürlich ging es bei der Diskussion auch um die schulische Inklusion und die Inklusion im Bereich Arbeit und Wohnen. Dabei plädierte Ottmar Miles-Paul dafür, die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und ihren Rechtsanspruch auf ein inklusives Leben zu unterstützen, anstatt wie so oft den Kampf der verschiedenen Systeme wie Förderschule versus Regelschule oder Werkstatt gegen allgemeiner Arbeitsplatz zu führen. Lange hätten Eltern behinderter Kinder dafür gekämpft, dass ihre Kinder inklusiv zur Schule gehen können, dieses Recht müsse endlich mit der nötigen Unterstützung umgesetzt werden. Dafür müssten wir kämpfen. Dr. Andreas Jürgens, der neben seiner Tätigkeit als Erster Beigeordneter des LWV Hessen auch Stadtverordneter in Kassel ist, plädierte dafür, nicht alle behinderte Menschen „über einen Kamm zu scheren“. Es sei wichtig, genau hinzuschauen, welche Unterstützung nötig ist.
Zum Schluss wurde dann auch während und in den Gesprächen nach der Veranstaltung Kritik an der Behindertenpolitik auf Landesebene in Hessen laut. Von Wiesbaden und vor allem auch von der Landesbehindertenbeauftragten käme so gut wie keine Unterstützung für die Bemühungen für ein inklusives Leben vor Ort.