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Foto: Andrea Freisberg
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MARBURG (KOBINET) Die Diplom Dolmetscherin Mirien Carvalho Rodrigues nutzt ihre innige Verbindung zu ihrem Traumland Brasilien, um über die Fußball Weltmeisterschaft in Brasilien zu berichten. In den nächsten Wochen wird sie für die kobinet-nachrichten über die Fußball Weltmeisterschaft und das drum herum berichten. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul sprach mit Mirien Carvalho Rodrigues vor dem WM-Start in der nächsten Woche.
kobinet-nachrichten: Mirien – wie kam es zu deinen Plänen, zur Fußball-WM nach Brasilien zu reisen?
Mirien Carvalho Rodrigues: Eines Abends auf dem Sofa dämmerte es mir: Dies ist garantiert die einzige Gelegenheit in meinem Leben, eine WM in meinem Traumland zu erleben. Sie kann einfach nicht ohne mich stattfinden.
kobinet-nachrichten: Das freut uns, denn du hast vor, für die kobinet-nachrichten von der WM aus der Sicht eines blinden Fans zu berichten.
Mirien Carvalho Rodrigues: Und nicht nur das. In diesen Tagen schaut die ganze Welt auf Brasilien. Viele nutzen diese einmalige Gelegenheit, um Themen, die sie bewegen, in die Medien zu bringen. Das reicht von der Sängerin, die Dank des Großereignisses bekannter wird bis zu den Missständen auf den Kaffeeplantagen und natürlich den Demonstrationen, die alle im Fernsehen verfolgen konnten. Ich beobachte sehr gern und sammle einzigartige Momente, über die ich dann später schreibe. Aber es liegt mir auch am Herzen, über die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen in diesem gigantischen Land zu berichten. Wo ist ihr Platz in der Protestbewegung, haben manche von ihnen vielleicht durch die WM Arbeit gefunden, was möchten sie gern der Welt von ihrem Land zeigen. Das alles ist möglicherweise noch spannender als die Frage der Barrierefreiheit im Hotel und im Stadion.
kobinet-nachrichten: Spannend ist aber auch dein Reisevorhaben. Ständig hört und liest man von chaotischen Zuständen auf der Straße und unfertigen Bauarbeiten an den Flughäfen fast aller Austragungsorte – Gibt dir das nicht zu denken?
Mirien Carvalho Rodrigues: Ach nein. Ich bin Brasilien viel zu innig verbunden, um mich von so etwas abschrecken zu lassen. Wäre alles lange vor dem WM-Auftakt fertig geworden, wäre es nicht Brasilien gewesen. Als ich dort gelebt habe, habe ich gelernt, mich in einem Alltag zurecht zu finden, in dem eine stabile Telefonverbindung ein freudiges Ereignis ist. Ich sehe dem ganzen Tumult mit Gelassenheit und, durch meine Rolle als ehrenamtliche Berichterstatterin, auch mit Abenteuerlust entgegen. Mein größter Vorteil ist natürlich, dass ich die Landessprache beherrsche. Ich sage immer: Überall, wo ich mich unterhalten kann, kann ich als blinder Mensch auch allein unterwegs sein.
kobinet-nachrichten: Wie sieht deine Reiseplanung aus?
Mirien Carvalho Rodrigues: Offen gestanden diesmal ziemlich brasilianisch. Zum Zeitpunkt dieses Interviews habe ich noch kein Flugticket, noch keine Unterkunft, aber jede Menge Ideen und Kontakte. Aber genau wegen dieser Mentalität bin ich auch so zuversichtlich. Wenn es nämlich darum geht, spontan auf eine Situation zu reagieren, sind die Brasilianer schon jetzt unangefochtener Weltmeister. In jedem Chaos werde ich kreative und unkomplizierte Unterstützung bekommen, darauf vertraue ich.
kobinet-nachrichten: Kommt der Führhund mit auf die große Reise?
Mirien Carvalho Rodrigues: Diesmal nicht. Als Hilfsmittel wird er mir gerade bei den brasilianischen Straßenverhältnissen sehr fehlen, aber ungeheurer Dauerlärm, Parties und Menschenmengen wo man geht und steht – das ist einfach kein Hundeprogramm. Ob mein Mann mich begleiten kann oder ich vor Ort punktuell ortskundige Begleiter bekommen kann, wird sich erst noch herausstellen.
kobinet-nachrichten: Dann freuen wir von den kobinet-nachrichten uns schon auf illustre Schilderungen.
Mirien Carvalho Rodrigues: Die kommen so oder so, egal, ob ich zum Achtelfinale oder doch erst nächstes Jahr wieder in Brasilien sein kann. Denn allein aus dem Internet, den einschlägigen Mailinglisten und Gesprächen erfahre ich schon so viel Berichtenswertes. Es wird also mit den Nachrichten noch vor der WM losgehen.