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ORF-Publikumsrat ohne Behinderte

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Foto: ORF

WIEN (KOBINET) Im Publikumsrat des Österreichischen Rundfunks sind auch weiterhin behinderte Menschen nicht vertreten. Das Bundeskanzleramt bestellte kürzlich für den Bereich „behinderte Menschen" den Geschäftsführer der Volkshilfe in den Publikumsrat des größten Medienanbieters in Österreich. Dies steht im krassen Widerspruch zum ORF-Gesetz, kritisierte heute Selbstbestimmt Leben Österreich.



Zwei große Behindertenorganisationen, die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (ÖAR) und Selbstbestimmt Leben Österreich (SLIÖ), hatten fristgemäß fünf qualifizierte behinderte Personen für die Vertretung im ORF-Publikumsrat vorgeschlagen. „Die Entscheidung von Bundesminister Dr. Josef Ostermayer gegen behinderte ExpertInnen hatte keine fachlich-sachlichen Gründe, sondern war daher anscheinend nur parteipolitisch motiviert“, wird in der Presseinformation festgehalten.

Das Motto der Selbstbestimmt Leben Bewegung „Nichts über uns ohne uns“ ist mit dieser Bestellung zum Publikumsbeirat „wieder einmal zu Gunsten parteipolitischer Interessen ignoriert worden“, zeigt sich Mag. Bernadette Feuerstein (Obfrau von SLIÖ) sichtlich verärgert. Es sei eine nämlich eine Dreistigkeit, wenn

1. die Österreichische Volkshilfe von sich behauptet eine repräsentative Organisation für behinderte Menschen zu sein (Vorgabe gemäß § 28 Abs. 4 ORF-Gesetz) und für den Bereich „behinderte Menschen“ ihren Geschäftsführer Mag. Erich Fenninger nominiert.

2. sich der Minister Ostermayer statt von den 5 von repräsentativen Behindertenorganisationen (ÖAR und Selbstbestimmt Leben Österreich) nominierten behinderten ExpertInnen für den Volkshilfe Parteifreund entscheidet.

3. Fenninger, der in einer schriftlichen Stellungnahme „das Selbstvertretungsrecht von behinderten Menschen unterstützt“ gleichzeitig aber diese Schiebung akzeptiert und die Position annimmt.

„Die Politik muss endlich erkennen, dass nur die Einbindung von betroffenen ExpertInnen und die Kooperation auf allen Ebenen dazu führt, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt in der Gesellschaft leben und repräsentiert werden. Dass die mehrfach geäußerten Willensbekundungen zur Inklusion immer noch nicht realisiert werden, können wir nicht länger akzeptieren“, so Feuerstein.

„Die Volkshilfe als Organisationen der freien Wohlfahrtspflege sollte sich genieren und von so einem Etikettenschwindel Abstand nehmen“, rät Martin Ladstätter von BIZEPS-Zentrum für Selbstbestimmtes Leben. Ladstätter und wendet sich direkt an Minister Ostermayer, der sich lächerlich gemacht habe, und fragt: „Was kommt als Nächstes? Nominieren Sie die Katholische Männerbewegung als Frauenorganisation, die Wirtschaftskammer als Arbeitnehmervertretung oder den Pensionistenverband als Jugendorganisation?“