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Graue Busse in Kassel

Bild vom Grauen Bus in Kassel
Bild vom Grauen Bus in Kassel
Foto: Susanne Göbel

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Foto: Susanne Göbel

KASSEL (KOBINET) Das Kunstwerk "Graue Busse" ist in Kassel angekommen und wird für einige Monate am Friedrichsplatz, Höhe Elisabethkirche, in der Kasseler Innenstadt zu sehen sein und an die Morde der Verbrechen der Nationalsozialisten an behinderten Menschen erinnern.



Heute Nachmittag wurden die monumentalen Betonteile mit ihrem Gewicht von über 72 Tonnen vom Kran herabgelassen. Die Arbeit der Künstler Dr. Horst Hoheisel und Andreas Knitz kommt auf Einladung des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen nach Kassel. Sie erinnert an die „Euthanasie“-Verbrechen der Nationalsozialisten: „Mit grauer Tarnfarbe gestrichene Busse brachten psychisch kranke oder geistig behinderte Kinder und Erwachsene zwischen 1940 und 1941 zu sechs verschiedenen Tötungsanstalten in Deutschland, in denen sie mit Kohlenmonoxid ermordet wurden“, heißt es in der Presseinformation des LWV Hessen.

Der LWV Hessen hat bei seiner Gründung 1953 die Trägerschaft der ehemaligen Landesheil­anstalt Hadamar übernommen, in der sich eine der sechs Tötungsanstalten der sogenannten T4-Aktion (benannt nach der Zentrale in der Berliner Tiergartenstraße 4) befand. In Hadamar wurden von Januar bis August 1941 nach Informationen des LWV Hessen mehr als 10.000 Frauen, Männer und Kinder ermordet. Nach dem Ende der Aktion T4 wurden bis 1945 in erneuter Zusammenarbeit mit dem Bezirksverband Wiesbaden und der Berliner T4-Zentrale mehr als 4.400 Menschen aus dem gesamten Deutschen Reich gezielt mit Medikamenten getötet. Sie waren psychisch krank, geistig behindert oder an Tuberkulose erkrankt. Einige waren erst durch die traumatischen Erlebnisse des Krieges in eine psychische Ausnahmesituation geraten. Es waren zivile Personen und Soldaten, Zwangsarbeiter oder Kinder, die von einem jüdischen Elternteil abstammten und unter öffentliche Fürsorge gestellt worden waren.

„Wir wollen die Erinnerung an die Verbrechen wach halten“, sagte Dr. Andreas Jürgens, Erster Beigeordneter des LWV Hessen bei der heutigen Vorstellung des Kunstwerkes. „Die Krankentötungen stehen unseren heutigen ethischen Vorstellungen diametral entgegen. Formulierungen wie ‚unwertes Leben‘, die die Täter von damals verwendeten, verletzen die Würde der Einzelnen und die fundamentalen Grundlagen unserer Gesellschaft.“

Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen dankte Dr. Andreas Jürgens, dass die bedeutende Arbeit, die unter Mitarbeit eines national und international renommierten Kasseler Künstlers, Dr. Horst Hoheisel, entstanden sei und bereits an zahlreichen Standorten Station gemacht habe, nun endlich – und noch dazu im Jubiläumsjahr der Stadt – auch in Kassel zu sehen sei. „Die Gräuel- und Unrechtstaten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft haben auch bei uns bis heute sichtbare und schmerz­hafte Spuren hinterlassen und die menschenverachtende ‚Euthanasie‘-Politik der Nazis forderte auch in unserer Region viele unschuldige Opfer. Die Grauen Busse erinnern und mahnen uns, in unserem verantwortlichen Gedenken daran nicht nachzulassen.“

Der in Kassel gezeigte graue Bus ist 8,70 Meter lang und wiegt 72,2 Tonnen. Er wird voraussichtlich bis Juni 2014 am Friedrichsplatz/Höhe Elisabethkirche zu sehen sein. Die Stadt Kassel, die Kasseler Sparkasse und der Förderverein der Gedenkstätte Hadamar unterstützen das Projekt. Ergänzt wird das Denkmal von einer Begleitausstellung der Künstler sowie der Ausstellung „Ihr Tod reißt nicht die geringste Lücke“ über nordhessische Opfer und Täter der Krankentötungen. Sie wurde vom Lebenshilfewerk Waldeck-Frankenberg in Zusammenarbeit mit dem LWV erarbeitet. Beide Ausstellungen sind im angrenzenden AOK-Gebäude am Friedrichsplatz 14 während der Öffnungszeiten der AOK zu sehen.

Hintergrund: Graue Busse

Der so genannten „Euthanasie-Aktion“ der Nationalsozialisten fielen während des Zweiten Weltkriegs mehr als 200.000 psychisch kranke und behinderte Menschen zum Opfer. Allein in den öffentlichen Heilanstalten starben bis Kriegsende mindestens 90.000 Menschen durch Hunger und schlechte Versorgung oder sie wurden mit Medikamenten ermordet. Mehr als 70.000 Männer, Frauen und Kinder wurden 1940/41 in der Geheimaktion „T4“ in sechs Vernichtungsanstalten (Grafeneck, Brandenburg, Bernburg, Hadamar, Hartheim bei Linz und Sonnenstein bei Pirna) vergast.

Mehr als 60 Jahre nach den ersten Transporten von Weißenau nach Grafeneck haben Dr. Horst Hoheisel und Andreas Knitz ein Kunstwerk verwirklicht, das an die Todesfahrten erinnern soll: Ein in Segmente aufgeschnittener, begehbarer grauer Bus, in Originalgröße aus Beton gegossen, blockiert dauerhaft das historische Tor, die ehemalige Pforte, aus dem die Todesbusse der „Euthanasie“-Aktion das Gelände der ehemaligen Heilanstalt Weißenau verließen.

Ein zweiter identischer grauer Denkmal-Bus wechselt seine Standorte sowohl entlang der Verwaltungswege der Aktion als auch der historischen Fahrstrecken der Todesbusse. Der Transport des über 70 Tonnen schweren Beton-Busses ist ein Transport von verdrängter Geschichte. Dabei spielt das Versetzen des Denkmals eine wichtige Rolle. Ähnlich unserer Erinnerung kommt und geht dieses Erinnerungszeichen in Form des grauen Busses; so wie im Alltag, in der Gegenwart, Verdrängtes und Tabuisiertes immer wieder plötzlich auftaucht und verschwindet. Erinnerung ist ein Prozess. Sie schafft Bilder, vergisst Bilder, verändert sich ständig, ist immer in Bewegung. Erinnerung und Verdrängung sind auch in der Psychiatrie zentrale Themen. Der Bus folgt dem Verwaltungsweg des „Euthanasie“-Mordes, markiert Orte der Tat, Orte der Opfer und Orte der Täter, und verlässt sie wieder. Der zweite Bus bleibt so lange an seinem jeweiligen Aufstellungsort, wie Initiativen und Gemeinden dies untereinander vereinbaren. Der Transport wird durch Spenden und öffentliche Mittel finanziert. Entscheidend ist, dass das Denkmal in Bewegung bleibt.

Weitere Informationen gibt`s unter  www.gedenkstaette-hadamar.de und www.dasdenkmaldergrauenbusse.de