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Diskussion über Demenzquartiere

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BERLIN (KOBINET) Das Thema "Demenzquartiere – zukunftsweisende Modelle oder Ausgrenzung?" stand im Mittelpunkt einer ersten Berliner Runde, zu der der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer und die Gesundheitsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen Barbara Steffens gemeinsam einluden.



Vorgestellt wurden Planungsvorhaben, die Quartiersansätze nach dem Modell „De Hogeweyk“ in den Niederlanden aufgreifen. Hier leben Menschen mit Demenz im fortgeschrittenen Stadium in einem in sich geschlossenen Dorf, das sie nicht verlassen, aber in dem sie sich frei bewegen können. Das Dorf hat eine typische Quartiersstruktur mit Wohnhäusern, aber auch Läden, Theater, Restaurants und einer Arztpraxis, die auch von Angehörigen und Nachbarn des Viertels jederzeit genutzt werden können. Ziel ist es, trotz der Erkrankung ein Leben in einer stimulierenden und vertrauten Lebensform weitgehend selbstbestimmt weiterzuführen. Auch in Rheinland-Pfalz wird ein ähnliches Projekt in der Stadt Alzey derzeit geplant und öffentlich diskutiert.

„Es kann und muss kritisch hinterfragt werden, ob das Prinzip eines Quartiers für Menschen mit Demenz nach dem Modell ‚De Hogeweyk‘ ein zukunftsweisendes Modell der ambulanten Versorgung auf hohem Qualitätsniveau ist“, sagte der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Alexander Schweitzer. Es sei nicht leicht, hier eine klare und eindeutige Haltung zu entwickeln, deshalb sei die kontroverse Diskussion in der Berliner Runde wertvoll und willkommen. „Im Mittelpunkt unserer Politik steht die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Demenz und die Unterstützung betroffener Familien damit ein gutes Zusammenleben gelingt“, so Alexander Schweitzer. Vor diesem Hintergrund stelle Rheinland-Pfalz eine wissenschaftliche Begleitung der Projektidee „Stadtquartier für Menschen mit Demenz Alzey“ in Aussicht.

Die nordrhein-westfälische Pflegeministerin Barbara Steffens sagte: „Wenn wir uns die Dimension der Bedarfe von Menschen mit Demenz an den Prognosen allein für Nordrhein-Westfalen anschauen, dann werden im Jahr 2050 rund 600.000 Menschen mit Demenz mit uns leben. Da helfen keine Insellösungen für Einzelne, da brauchen wir ein Umdenken in der gesamten Gesellschaft bezüglich der Akzeptanz, Toleranz und Rücksichtnahme. Wir wollen ein Leben mit Demenz überall möglich machen und überall offene Quartiere entwickeln, in denen die unterschiedlichsten Menschen auch bei erhöhtem Unterstützungsbedarf so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung leben können.“

Alexander Schweitzer und Barbara Steffens betonten, dass dazu eine breite gesellschaftliche Debatte nötig sei mit dem Ziel, den Blick auf Menschen mit Demenz zu verändern. Deshalb hätten sich beide auch dazu entschlossen, diese Veranstaltung gemeinsam durchzuführen. „Wir wollen eine inklusive Gesellschaft, in der Solidarität gelebt wird“, sagten beide abschließend.

Das Format der Berliner Runde soll dem länderübergreifenden Austausch zu kritischen Themen dienen und zu gemeinsamen Lösungen beitragen. Eingeladen werden Expertinnen und Experten, um Ansätze aus unterschiedlichen und durchaus auch kontroversen Perspektiven zu diskutieren und zu bewerten. Initiiert wurde die Berliner Runde von den Gesundheitsministerien in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.