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Interesse an Leichter Sprache stark gestiegen

Gisela Holtz
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MüNSTER (KOBINET) Gisela Holtz betreibt mit ihrer Kollegin Kirsten Faust die Firma Holtz & Faust in Münster und arbeitet seit einigen Jahren als Übersetzerin für Leichte Sprache. Die Ankündigung, dass das Land Nordrhein-Westfalen nun ein Kompetenzzentrum für Leichte Sprache fördert hat die langjährig in diesem Bereich Aktive überrascht. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul sprach mit Gisela Holtz über die Entwicklung zur Leichten Sprache und die Zukunft in diesem Bereich.

kobinet-nachrichten: Das Thema Leichte Sprache hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Punkt in der Behindertenpolitik entwickelt. Wie siehst du diese Entwicklung?

Gisela Holtz: Ja, das Interesse an Leichter Sprache ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Die UN-Konvention hat dazu beigetragen und die BITV 2.0. Da steht ja zum ersten Mal ausdrücklich: Schwere Texte auf Internetseiten sollen auch in Leichter Sprache zu lesen sein. Menschen ohne höhere Schulbildung sollen alles verstehen können.

Ich erlebe, dass immer mehr Organisationen merken: Wenn die Menschen verstehen, was ich schreibe, wird meine Arbeit leichter. Egal, ob es sich um Informationen handelt, um Schreiben vom Sozialamt oder um Verträge.

Ich finde ganz wichtig: es wird für beide Seiten einfacher. Für Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten.

kobinet-nachrichten: Was habt ihr zu dem Thema Leichte Sprache in Münster bisher gemacht?

Gisela Holtz: Wir wollten vor 10 Jahren einen Reiseführer über Münster in Leichter Sprache machen. Aber wir wussten nicht, wie. Da hat uns Mensch zuerst in Kassel geholfen. Zusammen haben wir 2005 den Reiseführer gemacht.

Im November 2006 haben wir in Münster eine öffentliche Tagung zum Thema Leichte Sprache gemacht. Sehr viele Menschen kamen, Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Mitarbeiter aus dem Sozialamt und Arbeitsamt, Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, Studenten und Menschen aus einer Werkstatt.

Seitdem gibt es in Münster schon einiges zu Leichter Sprache: Die Behindertenbeauftragte der Stadt, Doris Rüter, hat unsere Projekte unterstützt. Sie engagiert sich seitdem sehr für Leichte Sprache. Sie macht ab und zu Zusammenfassungen von schweren Texten für den Rat in Leichter Sprache. Sie hat sich dafür eingesetzt, dass die Stadtbücherei einen Bereich „Leichte Sprache“ eingerichtet hat und dass es an der Volkshochschule Kurse zu Leichter Sprache gibt.

Meine Firma hat 2006 zusammen mit Mensch zuerst und der Lebenshilfe Bremen das Netzwerk Leichte Sprache gegründet. Seitdem arbeiten wir in dem Netzwerk mit. Es wird immer größer. Jetzt sind wir etwa 30 Organisationen und Einzelpersonen aus Deutschland und Österreich.

kobinet-nachrichten: Wie macht ihr das mit der Prüfung der Texte durch Betroffene und wer sind eure Auftraggeber?

Gisela Holtz: Ich arbeite mit einer Gruppe von Menschen mit Lernschwierigkeiten zusammen, die bei Westfalenfleiß gGmbH in Münster arbeiten. Sie prüfen meine Texte auf Verständlichkeit. Daneben gebe ich Schulungen für Leichte Sprache.

Die Auftraggeber kommen aus dem ganzen Bundesgebiet: Ministerien, Städte, große und kleine Organisationen.

kobinet-nachrichten: Vor kurzem ging die Nachricht durch die Medien, dass das Land Nordrhein-Westfalen ein Kompetenzzentrum Leichte Sprache fördert. (vgl. kobinet-nachrichten vom 24.5.2013) Was hältst du davon und seid ihr da als langjährig Aktive mit einbezogen?

Gisela Holtz: Ich war sehr überrascht über die Nachricht. Natürlich brauchen wir immer noch mehr Mitstreiter für Leichte Sprache. Das Kompetenzzentrum kennt auch das Netzwerk Leichte Sprache, das weiß ich aus unserem E-Mail-Verkehr. Schade, dass ihnen an Mitarbeit mit uns offensichtlich nicht viel liegt.

Das Netzwerk hat durch die lange Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten große Erfahrung. Gemeinsam haben wir die Regeln für Leichte Sprache erarbeitet und nun auch Regeln für Tagungen in Leichter Sprache gemacht. Wir haben eine Bücherliste zusammengestellt, die eine kleine Gruppe gerade überarbeitet.

kobinet-nachrichten: Wie kann es deiner Meinung nach mit dem Thema Leichte Sprache weitergehen und wie kann dabei die Partizipation von Menschen mit Lernschwierigkeiten aussehen?

Gisela Holtz: Ich bin sicher, dass Leichte Sprache sich weiter verbreitet. Es ist jetzt allgemeine Politik: Menschen mit Lernschwierigkeiten sollen selbständiger leben. Sie sollen die Heime und Werkstätten möglichst verlassen und mitten in der Gesellschaft leben. Das geht aber nur, wenn sie auch alle wichtigen Informationen verstehen.

Dafür brauchen wir Menschen, die die Texte übersetzen und Menschen, die die Texte prüfen.

Wir wünschen uns, dass durch die Leichte Sprache auch viele Arbeitsplätze für Menschen mit Lernschwierigkeiten entstehen. Wir brauchen Menschen mit Lernschwierigkeiten als Prüfer und Prüferinnen für unsere Texte. Ohne Prüfung sind die Texte keine Texte in Leichter Sprache.

Und wir wünschen uns, dass immer mehr Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten gleichberechtigt zusammenarbeiten. So wie wir es im Netzwerk tun.

Das Netzwerk wird im August einen Verein gründen. Als Verein können wir uns noch stärker als bisher um die Stärkung der Leichten Sprache kümmern. Wir können uns noch stärker für Leichte Sprache als Menschenrecht einsetzen.

kobinet-nachrichten: Das Forum behinderter Juristinnen und Juristen hat hierzu ja vor kurzem einen Gesetzesentwurf veröffentlicht, der auch das Recht auf Leichte Sprache vorsieht. Danke für das Interview und viel Erfolg.