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Foto: LandesZeitung
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MAINZ (KOBINET) Nach vielen Jahren des Engagements für das Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen in Mainz, konzentriert sich Hans-Peter Terno nun darauf, über die Landespolitik in Rheinland-Pfalz zu berichten. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul sprach mit dem Herausgeber und Redakteur der LandesZeitung Rheinland-Pfalz über sein Wirken als blinder Journalist.
kobinet-nachrichten: Einige kobinet-Leserinnen und Leser erinnern sich wahrscheinlich noch an deine Aktivitäten beim Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen in Mainz und bei der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL). Dann ist es in den letzten Jahren ruhiger um dich geworden. Was machst du heute?
Hans-Peter Terno: Ich bin seit drei Jahren sogenannter Erwerbsminderungsrentner. Nach der Zeit als „hauptberuflicher“ behinderter Mensch wollte ich meinen Blick wieder weiten. So kam ich auf die Idee einer Internet-Tageszeitung für Landespolitik in Rheinland-Pfalz. Ich habe mich nämlich in meiner beruflichen Zeit immer wieder geärgert, dass selbst wichtigste Gesetze, wie das „Wohnformen und Teilhabe Gesetz“ (Landesnachfolger des Bundesheimgesetztes) ohne Berichterstattung und Diskussion in den Landesmedien blieb. Wie sollen BürgerInnen von wichtigen Gesetzen erfahren, wenn niemand darüber berichtet?
kobinet-nachrichten: LandesZeitung Rheinland-Pfalz, das klingt gut, aber auch nach viel Arbeit. Worüber berichtest du schwerpunktmäßig?
Hans-Peter Terno: Wenn du was gerne machst, ist es keine Arbeit. Mir macht es einfach Spaß, die Infos von erster Quelle zu bekommen und sie für die Zeitung umzusetzen. Inzwischen melden sich immer mehr, um mir ihre Informationen zu senden. Anfangs wirkte die Landeszeitung wie ein Pressespiegel der Landesregierung, heute ist das Spektrum weiter. Natürlich hat hier die Behindertenpolitik weiterhin ein Forum, Sozialpolitik insgesamt ist ein Schwerpunkt, aber auch Hochschulgeschehen und Kultur im Land. Ja und natürlich die Landespolitik. Zugeben muss ich, dass ich nur sehr selten Pressemitteilungen der CDU bringe. Diese entpuppen sich nämlich zumeist als sachlich falsch. Aber die rheinland-pfälzischen Tageszeitungen, dieser Partei eher zugeneigt, bringen auch kaum etwas von deren Pressemitteilungen.
kobinet-nachrichten: Welche Möglichkeiten hast du dabei, deine Erfahrungen in der Behindertenpolitik mit einzubringen?
Hans-Peter Terno: Ottmar, als blinder Mensch habe ich einen großen Vorteil: ich vergesse nichts. Außerdem kann ich mir Neues sehr schnell einprägen. Ich muss wenig nachhören, ich „krame“ einfach in meinem Hirn. Außer Namen und Jahreszahlen finde ich da alles rasch.
Ich bin ein politischer Mensch, habe in meiner beruflich aktiven Zeit im Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen in Mainz enge Kontakte zu den politisch handelnden Personen im Land gehabt. Die tragen heute noch. Aber ich hätte gerne mehr Unterstützung aus der Behindertenszene. Deren Öffentlichkeitsarbeit ist nur in Ansätzen vorhanden. Um aber wahr genommen zu werden, muss von einem Zentrum oder einem Netzwerk jede Woche mindestens eine Pressemeldung kommen. Dann gewöhnen sich die Redakteure daran und übernehmen ab und zu eine. Der 5. Mai könnte zum Beispiel sehr viel mehr Resonanz haben, wenn zu den Themen Selbstbestimmung, Barrierefreiheit, persönliche Assistenz oder Inklusion von allen Beteiligten jede Woche mindestens eine Pressemeldung käme. Im Internet steht so viel, da dauert es lange, bis das jemand auffällt. 4 – 5 Pressemeldungen im Jahr in der Tagespresse schaffen Bekanntheit und erfreuen die Sponsoren und Förderer der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung.
kobinet-nachrichten: Als blinder Mensch hast du ja eine Reihe von Mobilitätseinschränkungen. Wie gehst du damit in deinem Wirken bei der LandesZeitung um?
Hans-Peter Terno: Meine Hauptmobilitätseinschränkung ist das Geld. Als Erwerbsinderungsrentner, der einen Teil des Blindengeldes für die Miete einsetzt, habe ich zu wenig Geld für Assistenz, die ich hauptsächlich für Einkauf, Wohnungsreinigung usw. einsetze. Glücklicherweise habe ich zwei Assistenten insgesamt fünf Mal im Monat, die auch am PC fit sind und mir bei Fehlern in der Zeitung mal schnell online helfen.
Will ich zu Pressekonferenzen, brauche ich ein Taxi. Das ist teuer, selbst, wenn es was zu essen gibt, ist das Taxi teurer, als wenn ich mir selbst was zu essen mache. Aber es gibt ja die Telefon-Flat-Rate und die beim Internet. Also rufe ich an oder maile. Wenn man es dann schafft, telefonisch einen persönlichen Draht aufzubauen, bekommt man sehr gute Informationen, wird auch zu Sachbearbeitern verbunden, die bei Pressekonferenzen nicht da sind. Natürlich muss man sich ab und zu „zeigen“, bei Pressefesten beispielsweise. Internet und Telefon eröffnen mir einen breiten Außenkontakt und mit der Zeitung habe ich ja eine Plattform, auf die die Leute auch reagieren.
kobinet-nachrichten: Welche Tipps hast du für andere behinderte Menschen, die Spaß an der Medienarbeit haben?
Hans-Peter Terno: Jetzt könnte ich ein Buch darüber schreiben. Ich habe Schülerzeitung gemacht, Kaufmann im Zeitungs- und Zeitschriftenverlag gelernt, dort auch für Fachzeitschriften geschrieben. Die allererste Aufgabe ist, journalistisch schreiben zu lernen. Also nach dem klassischen Vorgehen: Was, Wann, Wo Wer, Warum, Weshalb? Was ist der Hintergrund? Das sind Sachfragen. Da dürfen keine Bewertungen rein. Nachricht und Kommentar müssen strikt getrennt werden. Sonst wird die Nachricht nicht mehr ernst genommen und nur als persönliche Meinung angenommen.
Wenn ich jetzt irgendwo säße und wollte neu journalistisch tätig werden, würde ich erst nach Hinweisen zum journalistischen Schreiben im Internet suchen, dann zu einem Zentrum für selbstbestimmtes Leben oder einer anderen Organisation in der Nähe gehen und fragen, ob sie nicht eine/n Ehrenamtler/in für Pressearbeit brauchen. Dann würde ich dort selbst nach Nachrichten suchen. Beispielsweise, wenn eine Mitgliederversammlung war. Dem oder der Vorsitzenden ist es wichtig, dass über deren Wahl berichtet wird. Das interessiert aber meist nur deren Angehörige. Welcher Beschluß oder welche Äußerung auf dieser Mitgliederversammllung ist von öffentlichem Interesse? Daraus muss die Nachricht gemacht werden, dann kann man in einem Nebensatz auch die Neuwahl unterbringen.
Manchmal habe ich den Eindruck, die kobinet-nachrichten könnten mehr Nachrichten aus den Ländern und Regionen brauchen. Auch das wäre ein gutes Betätigungsfeld für solche, die journalistisch tätig werden wollen, oder Ottmar? Ja, wenn eine/r der Leserinnen oder Leser in Rheinland-Pfalz wohnt, auch mir fehlen Nachrichten aus den Landesteilen. Kontakt kann man zu mir gern über das Kontaktformular der LandesZeitung aufnehmen: www.landeszeitung-rlp.de
kobinet-nachrichten: Und welche Ziele hast du für die Zukunft der LandesZeitung?
Hans-Peter Terno: Ach ja die Zukunft. Als Rentner merkt man, dass der Horizont begrenzt ist. Im Herbst möchte ich mit einer Lokalausgabe für die Landeshauptstadt starten. Der Zeitpunkt ist ideal, im nächsten Frühling sind Kommunalwahlen. Zu den unterdrückten Nachrichten gehören auch die aus dem europäischen Parlament und der EU-Kommission. Aber dafür bin ich dann doch wohl zu weit weg. Also bleibe ich bei der Landeszeitung: www.landeszeitung-rlp.de
kobinet-nachrichten: Dann drücke ich dir die Daumen.