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Persönliche Freiheit erheblich eingeschränkt

Constantin Grosch
Constantin Grosch
Foto: bartjez portrait photography

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Constantin Grosch
Foto: bartjez portrait photography

HAMELN (KOBINET) Constantin Grosch ist vor einem Jahr wegen eines Studiums von zu Hause ausgezogen. Da er auf persönliche Assistenz angewiesen ist, unterliegt er der Anrechnung des Einkommens und des Vermögens. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul sprach mit Constantin Grosch, der eine Petition für ein Recht auf ein gleiches Einkommen und Vermögen gestartet hat, über dessen Einschränkung der persönlichen Freiheit.

kobinet-nachrichten: Herr Grosch, Sie haben eine Petition zum Recht auf ein gleiches Einkommen und Vermögen gestartet. Wo drückt Sie der Schuh, dass Sie sich für diesen Schritt entschieden haben?

Constantin Grosch: Vor einem Jahr bin ich zwecks Studium von zu Hause ausgezogen und bin seitdem auf eine persönliche Assistenz angewiesen. Schon damals habe ich gemerkt, wie benachteiligend die jetzige Regelung war. Ich hatte mir ein wenig für meine Zeit als Student angespart, was ich eigentlich erst verbrauchen muss, bevor ich die persönliche Assistenz erhalte. Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie schwierig es ist, als Mensch mit Behinderung in Deutschland eine berufliche Karriere einzuschlagen, wenn einem selbst das Geld, welches man als Jugendlicher angespart hat, abgenommen wird.

Und natürlich mache ich mir auch über meine eigene Zukunft Gedanken: Warum soll ich ein hartes Studium der Rechtswissenschaften auf mich nehmen, wenn es hinterher, zumindest finanziell, keine Vorteile für mich bringt? Wie soll ich mir jemals noch einmal ein neues Auto von Paravan leisten können, ohne auf meine Eltern oder einen Kredit zurückgreifen zu müssen und kann ich eigentlich Geld für eine längere Reise in die USA ansparen?

Ich bin sicher der Meinung, dass in Deutschland einiges reguliert werden muss, aber doch nicht meine Zukunft und Träume. Denn nicht weniger als meine persönliche Freiheit ist hier eingeschränkt.

kobinet-nachrichten: Welches Ziel möchten Sie mit der Petition genau erreichen?

Constantin Grosch: Viele Bekannte, denen ich in den letzten Monaten von dieser Situation erzählt habe, wollten das erst nicht glauben. Klar, woher sollen sie das auch wissen? Mir ist es zunächst einmal ganz wichtig, dass auch nicht Betroffene von der jetzigen Situation von Menschen mit Behinderungen erfahren. Denn häufig wird ja in der Öffentlichkeit dargestellt, wie gut sich in Deutschland um die Belange und die Möglichkeiten für Menschen mit Behinderungen gekümmert wird. Das aber dabei eines der zentralen Rechte, das Recht auf Einkommen und vor allem Vermögen, mit Füßen getreten wird, ist den Wenigsten bekannt.

Um etwas bewegen zu können, muss man aber auch diejenigen sensibilisieren, die normalerweise nicht mit dieser Thematik in Berührung kommen. Und das kann man meiner Meinung nach sehr gut durch öffentlichkeitswirksame Petitionen. Natürlich muss ein langfristiges Ziel sein, die Gesetze so zu ändern, dass eine zufriedenstellende Situation für Menschen mit Behinderungen erzielt werden kann und das Forum der behinderten Juristinnen und Juristen hat dafür ja schon eine ausgezeichnete Grundlage gelegt. Aber für den Moment wäre ich schon zufrieden, wenn diese Problematik eine größere Öffentlichkeit erhalten und nicht nur in der Sphäre von Sozial- und Behindertenverbänden diskutiert werden würde.

kobient-nachrichten: Welche Chancen sehen Sie, dass Ihre Initiative Erfolg hat?

Constantin Grosch: Die ersten Erfolge werden schon jetzt sichtbar. Über die sozialen Netzwerke haben viele Menschen Kenntnis über die Problematik erlangt, denen das Thema vorher völlig fremd war. Es wird auch heiß darüber diskutiert, ob das so gerechtfertigt ist oder nicht. Das finde ich prima und zeigt, dass das Thema letztlich nicht nur uns Betroffene selbst bewegt. Auch haben sich mittlerweile die ersten Medien bei mir gemeldet und wollen in Zukunft eventuell darüber berichten.

Natürlich gilt es aber auch, einen politischen Druck, gerade jetzt vor der Bundestagswahl, aufzubauen. Auch hierfür ist eine Petition prädestiniert. Sie kann übergeben werden und ich bin gespannt darauf, wie viele Menschen noch diese Situation nicht akzeptabel finden.

kobinet-nachrichten: Wie funktioniert das nun genau mit der Petition? Wie viele UnterstützerInnen brauchen Sie?

Constantin Grosch: Die Petition ist auf der weltweit größten Petitionsplattform – Change.org – eingerichtet. Change.org unterstützt dabei Petenten durch verschiedenste Prozesse, wie zum Beispiel das Verbreiten der Petition und bezieht dabei soziale Netzwerke selbstverständlich ein. Zudem kann man so als Initiator ständig mit den UnterstützerInnen in Kontakt bleiben. Letztlich ist das Ziel, so viele UnterstützerInnen wie möglich zu gewinnen und die Liste dann zu übergeben. Das deutsche elektronische Petitionssystem erkennt überdies immer noch nicht solche internationalen Plattformen an. Nichtsdestotrotz ist mein persönliches Ziel, die Marke von 50.000 UnterstützerInnen zu übertreffen. Diese Marke gilt auch für offizielle Petition für den Bundestag.

kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg.

Link zur Petition für ein Recht auf gleiches Einkommen und Vermögen von Constantin Grosch