Live Berichterstattung durch kobinet-Reporter
Bild: Phil Hubbe
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Das war die Welttagsveranstaltung 2019
Diejenigen, die bei der diesjährigen Veranstaltung des Deutschen Behindertenrates am 3. Dezember in Berlin nicht dabei sein konnten, haben mehrere Möglichkeiten, sich im Nachhinein Eindrücke und Einblicke von dieser Veranstaltung zu verschaffen.
Neben den Kurzberichten und Bildern in diesem Liveblog der kobinet-nachrichten, gibt es eine über 5stündige Aufzeichnung des Livestreams zu der Veranstaltung. Hier können also die Reden und Diskussionen im Nachhinein im Videoblog der Kellerkinder angeschaut und angehört werden.
Zudem gibt's auch Infos bei Twitter unter dem Hashtag #Welttag2019 folgen: https://twitter.com/dbrinfo
Dr. Sigrid Arnade: In Rente aber nicht in Ruhestand
Von Verena Bentele, der Präsidentin des VdK und neuen Vorsitzenden des Sprecherrates des Deutschen Behindertenrates erhielt Sigi Arnade einen dicken Blumenstrauß als Dank für ihr vielfältiges und unermüdliches Engagement. Und viel Beifall vom Publikum.
Staffelstab an Verena Bentele übergeben
Im Sprecherrat sind im kommenden Jahr damit Verena Bentele, Hannelore Loskil, Horst Frehe und Adolf Bauer vertreten. Verena Bentele tauschte den Staffelstab gegen einen Strauß Blumen, den sie Horst Frehe als Dank für sein unermüdliches Wirken als Vorsitzender im letzten Jahr überreichte.
Eindrücke von der Veranstaltung
Froh, dass die Veranstaltung gut gelaufen ist
Bilder von der Veranstaltung
Einer für Alle: Jens Beeck im Gespräch mit Ninia Binias
In Zeiten, in denen der Deutsche Bundestag keine Sitzungswoche hat, sind viele Bundestagsabgeordnete in ihren Wahlkreisen akitv. So war bei der Welttagsveranstaltung des Deutschen Behindertenrates auch nur ein Abgeordneter des Deutschen Bundestages anwesen, nämlich Jens Beeck, der als behindertenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion sehr aktiv ist. Er beantwortete sozusagen nach dem Motto "Einer für alle" eine ganze Reihe von Fragen der Moderatorin Ninia Binias, aber vor allem auch der Teilnehmer*innen der Veranstaltung.
Diese reichten von Fragen der Barrierefreiheit des öffentlichen Personennahverkehrs, der eigentlich am 1. Januar 2022 in Deutschland barrierefrei sein muss, bis zu Themen der Partizipation und zum Thema Arbeit. Jens Beeck hat sich im Deutschen Bundestag u.a. mit kritischen Nachfragen zu diesen Themen positiv hervorgetan.
Jennifer Sonntag für mehr Übertragungen im Livestream
Beim Tagesordnungspunkt "Mitmischen" meldete sich auch Jennifer Sonntag aus Halle zu Wort. Die Inklusionsbotschafterin und Journalistin konnte aufgrund ihrer chronischen Erkrankung nicht zur Veranstaltung nach Berlin kommen, folgte dieser aber per Livestream. Sie hatte Ottmar Miles-Paul, der die Publikumsrunde moderierte, jedoch eine Botschaft geschickt, die von Susanne Göbel, der Koordinatorin eines von der Aktion Mensch Stiftung geförderten Inklusionsbotschafter*innen-Projektes der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) vorgetragen wurde. Diese lautet:
„Ich engagiere mich im Raum Halle-Leipzig für bessere Teilhabechancen und vor allem auch für eine bessere und barrierefreie gesundheitliche Versorgung. Als Sozialpädagogin und blinde Schmerzpatientin möchte ich mich gern auch fachlich in eine inklusive Kongresslandschaft und in Veranstaltungen einbringen und daran partizipieren. Starke chronische Schmerzen widersprechen jedoch einer Reisetätigkeit. Ich danke deshalb dem Deutschen Behindertenrat für die Übertragung ihrer Veranstaltung im Livestream. Das sollte Schule machen.“
Jennifer Sonntag aus Halle
Einiges erreicht, noch viel zu tun
In einer Publikumsrunde wurde deutlich, dass schon einiges erreicht werden konnte, weil behinderte Menschen mitgemischt haben. Mit einem Rapsong konnte Fidi Baum vor einigen Jahren beispielsweise anstoßen, dass ein Aufzug an der Uni, an der er studierte, eingebaut wurde.
Thomas Szymanowicz schaffte den Weg aus der Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt und arbeitet heute als Fachkraft für Leichte Sprache. Andreas Kammerbauer berichtete über den Kampf für die Anerkennung der Gebärdensprache. Jessica Schröder engagiert sich auf internationaler Ebene und konnte gerade auf EU-Ebene erreichen, dass Elektroautos zukünftig auch hörbare Signale aussenden müssen - sonst wären sie ein große Gefahr u.a. für blinde Menschen. Die Frauenbeauftragten in Werkstätten für behinderte Menschen konnten sich mittlerweile zu einem Netzwerk zusammen schließen und einen Verein gründen. Und so wurden noch viele weitere Beispiele aus dem Publikum genannt.
Natürlich gibt es auch noch viele Hindernisse wie fehlende Ressourcen und Barrieren, die behinderte Menschen an der Teilhabe hindern. Ein Schlüssel zum Erfolg, wie Andreas Bethke, der Geschäftsführer des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) berichtete, sind gute Bündnisse. Denn allein erreicht mal selten etwas.
Partizipation konkret vor Ort
Warum Partizipation konkret vor Ort so wichtig ist, darüber diskutierte Ninia Binias mit Martina Scheel, Thomas Künneke und Sascha Ubrig in einer Tankrunde bei der Welttagsveranstaltung des Deutschen Behindertenrats.
Martina Scheel weiß als Inklusionsbotschafterin und kommunale Behindertenbeauftragte, wie wichtig es ist, dass sich behinderte Menschen zu Wort melden. So konnte vor kurzem beispielsweise ein Kulturfest vor Ort organisiert und manche Verbesserung erreicht werden. Sascha Ubrich konnte sein Hobby als Selbstvertreter von Menschen mit Lernschwierigkeiten bei der Lebenshilfe in Berlin zum Job machen. Er tritt dafür ein, dass auch Menschen mit Lernschwierigkeiten mitmischen müssen. Dabei bedarf es Unterstützung, wie beispielsweise Tagesordnungen und Informationen in Leichter Sprache. Und Thomas Künneke, der die Kellerkinder als Verein von Menschen mit seelischen Hindernissen mitgegründet hat, setzt stark auf Menschenrechte und Bewusstseinsbildung. So sind es auch die Kellerkinder, die den Livestream für die Veranstaltung des Deutschen Behindertenrates organisiert haben.
Höhen und Tiefen der politischen Partizipation
In seinem Vortrag zu ersten Ergebnissen aus einer Online-Umfrage zur "Politischen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen“ schilderte der Doktorand der Uni Kassel, Roman Baumgartner einige Höhen und Tiefen seiner bisherigen Befragungsergebnisse.
Wähend behinderte Menschen auf kommunaler Ebene noch recht gut in kommunalen Parlamenten vertreten sind, lässt dies rapide auf Landtags-, Bundestags- und Europaebene nach. Über 2.000 Antworten hat der Forscher auf seine Online-Umfage bekommen.
Podiumsdiskussion zur Partizipation
An der Podiumsdiskussion zur Partizipation nahmen der Bundesbehindertenbeaufragte Jürgen Dusel, Prof. Dr. Ulrike Lembke von der Humboldt Universität, Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales und Horst Frehe, Vorsitzender des Sprecherrats des Deutschen Behindertenrates teil. Moderiert wurde die Diskussion von Ninia Binias.
Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales kündigte beispielsweise an, dass der Partizipationsfonds des Bundes, der beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales angesiedelt ist, mittlerweile per Beschluss des Bundestages um 100.000 Euro auf 1,1 Millionen Euro - also um 10 Prozent - aufgestockt wurde.
Es wurde deutlich, dass Partizipationsstandards notwendig sind, die auf bisherigen Erfahrungen aufbauen und einen Rahmen für eine konsequente Beteiligung behinderter Menschen an Entscheidungsprozesse bieten. Horst Frehe berichtete beispielsweise vom mittlerweile 25. Behindertenparlament, das vor kurzem in Bremen stattfand. Partizipation brauche Ressourcen und dürfe keine Scheinbeteiligung sein.
Partizipationsmöglichkeiten mit Hindernissen
Prof. Dr. Ulrike Lembke von der Humboldt Universität skizzierte in ihrem Vortrag eine Reihe von Partizipationsmöglichkeiten vom Deutschen Bundestag bis zu Beteiligungsprozessen vor Ort. Sie machte dabei deutlich, dass es gerade bei Bürgerbeteiligungen eine entgegenkommende Partizipation braucht. Nur mal die Leute in die nicht barrierefreie Stadthalle einzuladen und zu informieren, reiche nicht aus.
Partizipation hänge auch von Ressourcen ab und müsse sich immer auch gegen Gewalt wenden. Wichtig sei, Verbündete zu finden.
Prof. Dr. Theresia Degener: Bei Partizipation genau hinschauen
In ihrer Videobotschaft zur Welttagsveranstaltung des Deutschen Behindertenrates am 3.12.2019 machte Prof. Dr. Theresia Degener von der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum vom Fachbereich Recht und Disability Studies besonders auf die Allgemeine Bemerkung Nr. 7 des UN-Fachaussusses zur Behindertenrechtskonvention zur Partizipation von 2018 aufmerksam. Darin komme zum Ausdruck, dass die Organisationen von behinderten Menschen wichtig sind und klar von den Organisationen für behinderte Menschen unterschieden werden müssen.
Horst Frehe hat die Welttagsveranstaltung eröffnet
Ein Jahr lang war Horst Frehe aus Bremen Vorsitzender des Sprecherrats des Deutschen Behindertenrats und hat hierfür sehr viele Termine wahrgenommen. Er war schon Ende der 70er Jahre bei der Krüppelbewegung dabei und ist heute u.a. Vorstandsmitglied der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL). Am Nachmittag wird er den Staffelstab an Verena Bentele vom VdK weiergeben, die im kommenden Jahr den Vorsitz des Sprecherrats übernimmt.
Horst Frehe betonte in seiner Begrüßung zu der Veranstaltung die Wichtigkeit, dass behinderte Menschen sich einmischen, mitmischen und bei Bedarf auch mal die Politik aufmischen damit die Menschenrechte gewahrt werden. Das Bremer Behindertenparlament, das vor kurzem zum 25. mal stattfand, sei dafür nur ein Beispiel.
Livestream zur Veranstaltung gestartet
Kurz vor Beginn der Veranstaltung startete auch der insgesamt über 5stündige Livestream der Veranstaltung, der von den Kellerkindern aufgezeichnet und ins Internet eingestellt wurde.
Volles Haus bei der Welttagsveranstaltung
Programm der Welttagsveranstaltung
„Einmischen, Mitmischen, Aufmischen –Perspektiven politischer Partizipation“, so lautet der Titel der DBR-Welttagsveranstaltung am 3.12.2019 im Co-Workingspace TUECHTIG in Berlin
Programm
Gesamtmoderation: Ninia Binias
10:00 –10.30 Uhr Einlass, Imbiss, Getränke
10:30 –12:30 Uhr Einmischen
Begrüßung Horst Frehe, Vorsitzender des DBR-Sprecherrates
Videogrußbotschaft Prof. Dr. Theresia Degener, Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum, Recht und Disability Studies
Vortrag zum Thema "Partizipation: Perspektiven und Konzepte“ Prof. Dr. Ulrike Lembke, HU Öffentliches Recht und Geschlechterstudien
Talkrunde zum Thema "Erfolgsfaktoren von Partizipation“ mit Prof. Dr. Ulrike Lembke,
Dr. Rolf Schmachtenberg (Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales),
Jürgen Dusel (Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen),
Horst Frehe
12:30 –13:30 Uhr Mittagspause
13:30 –14:45 Uhr Mitmischen
Vortrag zu ersten Ergebnissen aus der Online-Umfrage zur "Politischen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen“ Roman Baumgartner, Doktorand Uni Kassel
Talkrunde "Partizipation konkret vor Ort“
14:45–15:30 Uhr Aufmischen
Gemeinsam werden konkrete Ideen entwickelt: Wie kann Partizipation zukünftig aussehen?
15:30 –16:00 Uhr Feierliche Staffelstabübergabe
Ansprache Verena Bentele
anschließend Kaffee und Kuchen, Ausklang und Ende der Veranstaltung
Divers muss auch wirklich divers sein
Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung Jürgen Dusel machte bei der Podiumsdiskussion zum Auftakt deutlich, dass divers auch wirklich divers sein muss. Behinderte Menschen würden dabei immer wieder vergessen, wie bei der Key-Note Rede. Demokratie brauche Inklusion - und zwar von allen, betonte Jürgen Dusel.
Es ist angerichtet
Folge der Welttagsveranstaltung per Twitter: #Welttag2019
Livestream zu "Einmischen Mitmischen Aufmischen"
Wenn am 3. Dezember die Veranstaltung "Einmischen, Mitmischen, Aufmischen – Perspektiven politischer Partizipation“ startet, so kann man diese auch per Livestream verfolgen. Zum ersten Mal wird die Veranstaltung des Deutschen Behindertenrats zum Welttag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember von 10.30 bis 16.00 Uhr im Livestream übertragen. Darauf hat Alexander Ahrens vom Sekretariat des Deutschen Behindertenrates hingewiesen.
Der Link zum Livestream, über den die Veranstaltung am 3. Dezember verfolgt werden kann, steht schon. https://youtu.be/6W0sCJJoCRA
Live-Berichte von der Welttagsveranstaltung des Deutschen Behindertenrates am 3. Dezember 2019
"Einmischen, Mitmischen, Aufmischen – Perspektiven politischer Partizipation“. So lautet der Titel der diesjährigen Veranstaltung des Deutschen Behindertenrats zum Welttag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember. Die Veranstaltung findet von 10.00 bis 16.00 Uhr im Co-Workingspace TUECHTIG in Berlin statt. Die Veranstaltung ist mittlerweile ausgebucht, aber kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul bemüht sich im neuen Live-Blog der kobinet-nachrichten "Veranstaltungen live" Eindrücke von der Veranstaltung zu vermitteln. Es lohnt sich also um den 3. Dezember herum immer mal wieder reinzuschauen.
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