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MÜNCHEN (kobinet) Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März 2025 macht der Landesverband Bayern der Gehörlosen auf die besonderen Herausforderungen gehörloser Frauen aufmerksam. Gehörlose Frauen sind überdurchschnittlich häufig von Gewalt betroffen, so wird in diesem Zusammenhang festgestellt – in der Kindheit, im Jugendalter oder in Partnerschaften. Trotz dieses hohen Bedarfs an Unterstützung gibt es bislang, nach Einschätzung des Verbandes, nur unzureichende Hilfsangebote, die speziell auf die Bedürfnisse gehörloser Frauen zugeschnitten sind. Der Landesverband Bayern der Gehörlosen fordert daher dringend konkrete Maßnahmen, um gehörlose Frauen besser zu schützen und zu unterstützen
Studien, wie die von Prof. Dr. Sabine Fries im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), zeigen deutlich, dass gehörlose Frauen aufgrund ihrer Lebensumstände besonders vulnerabel (verwundbar/verletzlich) sind. Kommunikative Barrieren, Isolation und eine oft alternativlose Einbindung in die Gehörlosengemeinschaft führen dazu, dass
Gewalterfahrungen häufig unentdeckt bleiben und die betroffenen Frauen nur schwer Zugang zu Hilfsangeboten finden. Viele gehörlose Frauen erleben Gewalt in Partnerschaften, oft durch
gehörlose oder hörbehinderte Partner. Die Angst vor Entdeckung und die Abhängigkeit von der Gehörlosengemeinschaft erschweren es den Frauen, sich aus gewalttätigen Beziehungen zu befreien.
Weiter wird festgestellt: Frauenhäuser und Beratungsstellen, die eigentlich Schutz und Unterstützung bieten sollen, sind für gehörlose Frauen oft unzugänglich. Die Angebote sind häufig nicht barrierefrei gestaltet, und das Personal ist nicht ausreichend sensibilisiert oder geschult, um gehörlose Frauen angemessen zu unterstützen.
Auch auf der Webseite des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales zum Thema Gewaltschutz und Beratung werden gehörlose Frauen und die Bedeutung der
Gebärdensprache nicht explizit erwähnt. Dies wird von diesem Verband als ein deutliches Zeichen dafür gewertet, dass die Bedürfnisse gehörloser Frauen im Bereich Gewaltschutz noch immer nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Zu den Forderungen des Landesverbandes der Gehörlosen gehört deshalb:
- Die Einbindung gehörloser Expertinnen bei der Entwicklung von Hilfsangeboten und Beratungskonzepten
- Die Sensibilisierung und Schulung des Personals.
- Eine Kostenübernahme für Dolmetscher/-innen
- Eine breitere Gewaltprävention und Aufklärung
- Das Schaffen barrierefreier Kommunikationskanäle und die breitere Bekanntmachen von Beratungen in deutscher Gebärdensprache
- Das Durchführen von Projekten nach dem Vorbild von „Deaf Hope“ mit dem seit seit 2007 gehörlose Frauen in den USA gezielt unterstützt werden.