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Wie liefen die Job-Speed-Datings in Stuttgart und wie geht’s weiter?

Bild vom 2. Job-Speed-Dating in Stuttgart
Bild vom 2. Job-Speed-Dating in Stuttgart
Foto: ZsL Stuttgart

Stuttgart (kobinet) Am 11. Februar 2025 fand das zweite Stuttgarter Job-Speed-Dating statt. Andreas Lapp-Zens hat dabei für das veranstaltende Zentrum selbstbestimmt Leben Stuttgart (ZsL) die einleitenden Worte gesprochen. Mit dabei waren 27 hochmotivierte Menschen mit körperlichen, seelischen oder geistigen Beeinträchtigungen und 17 engagierte Vertreterinnen und Vertreter von 8 regionalen Unternehmen. Im 8-Minuten-Takt fanden die Gespräche zwischen Arbeitgeber*innen und Jobsuchenden statt. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul hat bei Andreas Lapp-Zens vom ZsL Stuttgart nachgefragt, wie es zu den Job-Speed-Datings kam und vor allem, wie diese gelaufen sind. Auch der Frage, wie es in Stuttgart weitergeht, ist Bestandteil des Interviews.

kobinet-nachrichten: Job-Speed-Datings, bei denen behinderte Jobsuchende mit Arbeitgeber*innen ins Gespräch gebracht werden, haben sich nun auch durch die Aktivitäten des Zentrum selbstbestimmt Leben (ZsL) Stuttgart bei Ihnen in Stuttgart etabliert. Wie kam es dazu?

Andreas Lapp-Zens: Ich durfte 2022 in Berlin bei einem durch die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) durchgeführtem Job-Speed-Dating (JSD) als Beobachter dabei sein und war von der lockeren, fast heiteren und gleichzeitig ernsthaften Stimmung so nachhaltig beeindruckt, dass ich mit dem Vorsatz nach Hause fuhr, dieses Format nach Stuttgart zu holen. Nach gründlicher Überzeugungsarbeit im Team, mit geistiger, händischer und geldlicher Unterstützung durch die ISL konnte Mitte September 2023 die für die KandidatInnen verbindliche ganztägige Vorbereitungsveranstaltung (VV) in unseren Räumen durchgeführt werden. Dabei waren 28 hochmotivierte Menschen mit Behinderungen, von denen sich 22 zum Job-Speed-Dating am 4. Oktober 2023 anmeldeten.

kobinet-nachrichten: Im Februar 2025 fand nun bereits das zweite Job-Speed-Dating statt. Wie ist dies Ihrer Einschätzung nach gelaufen?

Andreas Lapp-Zens: Ich denke auch nach zwei Wochen mit großer Freude und Dankbarkeit an die Veranstaltung zurück! Freude, dass 27 Menschen mit Behinderungen und 17 Vertreter*innen 8 bekannter Unternehmen die Gelegenheit nutzten, sich im 8-Minuten-Takt gegenseitig auf Augenhöhe und in wertschätzender Haltung vorzustellen. Dankbarkeit, dass die gründliche Vorbereitung durch das Team des ZsL mit der Unterstützung durch erfahrene Anleiterinnen (Coaches) gefördert durch die Aktion Mensch im selbstsicheren Auftreten der Kandidat*innen spürbar war und von den Arbeitgeber Vertreter*innen auch positiv rückgemeldet wurde.

kobinet-nachrichten: Auch wenn es sicherlich keine Erfolgsgarantie für solche Job-Speed-Datings gibt, wie schätzen Sie die bisherigen Ergebnisse ein, über die Sie informiert sind?

Andreas Lapp-Zens: Wegen der Kürze der Zeit gibt es noch keine Vertragsabschlüsse für Praktika, Probearbeiten oder gar Festanstellung zu feiern. Aber über mündliche Rückmeldungen während des Job-Speed-Datings und schriftliche Rückmeldungen danach, sollten die Personalbüros einiger teilnehmender Unternehmen mit der Einladung zu Bewerbungsgesprächen und der Durchführung von Bewerbungsverfahren beschäftigt sein. Von einigen teilnehmenden Menschen mit Behinderungen wurde geäußert, „mehrere Eisen im Feuer zu haben“. Wir lassen die Kandidat*innen aber nicht mit den Bewerbungen allein! Bei Bedarf und Wunsch würden wir eine gezielte Vorbereitung durch uns und / oder eine erfahrene Anleiterin anbieten.

kobinet-nachrichten: Was ist Ihrer Ansicht nach für ein gelungenes Job-Speed Dating für behinderte Menschen und Arbeitgeber*innen wichtig?

Andreas Lapp-Zens: 1. Die gründliche, ganztägige Vorbereitung verbunden mit spannenden Übungen zur Selbststärkung und Gelegenheiten für Vorstellungen in der Gruppe und Erfahrungsaustausch. 2. „Die Mischung macht`s!“ Das „Stuttgarter Modell“, nämlich Menschen behinderungsübergreifend und regionale Unternehmen aus verschiedenen Berufsfeldern zu beteiligen, hat die Erfolgsaussichten, arbeitssuchende bzw. an Wechsel interessierte Menschen mit Einschränkungen und Mitarbeiter*innen suchende Unternehmen zusammen zu bringen, deutlich erhöht.

kobinet-nachrichten: Wie geht es nun in Stuttgart weiter. Gibt es bereits Pläne für weitere Job-Speed-Datings oder sind diese so aufwändig, dass es Grenzen beim ZsL Stuttgart gibt?

Andreas Lapp-Zens: Mit den eigenen freudvollen Eindrücken und den vielen dankbaren Rückmeldungen der Teilnehmenden wiederhole ich meine Worte beim Abschied: Ja, es wird 2026 ein weiteres Job-Speed-Dating geben! Bereits am 10. April 2025 werden wir für die Menschen auf der Warteliste eine ganztägige Vorbereitungsveranstaltung (VV) in unseren Räumen durchführen, allerdings ohne anschließendes Job-Speed-Dating, aber einschließlich gezielter Vermittlung zu und bekannten Mitarbeiter*innen suchenden Unternehmen.

Ja, das Format Job-Speed-Dating erfordert viel zeitlichen, geistigen und körperlichen Einsatz! Aber nach 2 Job-Speed-Datings und bald 4 Vorbereitungsveranstaltungen können wir auf reichlich Erfahrung und Wissen zurückgreifen und so den Aufwand hoffentlich auf ein vertretbares Maß begrenzen.

kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview und viel Glück bei den weiteren Aktivitäten.

Link zum kobinet-Beitrag vom 18. Februar 2025 über das 2. Job-Speed-Dating in Stuttgart