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STUTTGART (kobinet) Wie eine aktuelle Analyse des wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) mit Stand Ende 2024 zeigt, ist der Eigenanteil für einen Platz im Pflegeheim in Baden-Württemberg mit durchschnittlich rund 3.582 Euro pro Monat am höchsten. Dieser setzt sich aus den Kosten für Pflege (2.081 Euro), Unterkunft und Verpflegung (1044 Euro) und Investitionskosten (457 Euro) zusammen. Die Pflegekassen übernehmen nach Wohndauer gestaffelt Leistungszuschläge, sodass der Eigenanteil für die reinen Pflegekosten durchschnittlich 1.127 Euro beträgt. Diese hohen Pflegekosten führen dazu, dass im Land aktuell rund ein Drittel der Heimbewohner und Heimbewohnerinnen auf Sozialhilfe angewiesen sind. Mit einer Vollversicherung, die sämtliche pflegerischen Leistungen abdeckt, könnten die Betroffenen von den Kosten für die reine Pflege vollständig befreit werden. Das belegt ein aktuelles Gutachten des Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Rothgang, das von einem breiten Bündnis in Auftrag gegeben wurde.
„Wir brauchen endlich eine Pflegeversicherung, die Pflege nicht zum Armutsrisiko macht. Die unzureichende Anhebung der Pflegeversicherungsleistungen, die Entlohnung von Pflegekräften nach Tarif und allgemeine Kostensteigerungen durch die Inflation haben in den vergangenen Jahren zu einer immer höheren finanziellen Belastung von Pflegebedürftigen in stationären Einrichtungen geführt. Diese Entwicklung können auch die angehobenen Leistungszuschläge der Pflegekassen für die reine Pflege nicht aufhalten“, betont Ulf Hartmann, Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg. Pflege sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und dürfe nicht dazu führen, dass Betroffene auf Sozialhilfe angewiesen werden. Eine solidarische Finanzierung der Pflege durch eine Bürgerversicherung, die alle pflegebedingten Kosten übernimmt und in die alle einzahlen, könne den Eigenanteil für einen Platz im Pflegeheim maßgeblich verringern. Auch das Land müsse seiner Verantwortung gerecht werden und wieder in die Förderung der Investitionskosten einsteigen, so der Vorstand. Die Einführung einer Bürgerversicherung in der Pflege kann eine notwendige Ausweitung der Pflegeleistungen hin zu einer vollständigen Übernahme aller pflegebedingten Kosten finanzieren.