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Opfer der „Euthanasie“ als Verfolgte des Nazi-Regimes anerkennen

Eine Frau im dunklen Anorak steht vor einem grauen Gedenkstein auf welchem teilweise eine Aufschrift zu sehen ist
Claudia Brunmayer am Gedenkstein in Erlangen
Foto: Anja de Bruyn

ERLANGEN (kobinet) Eigentlich sollte es Ende des Jahres 2024 endlich soweit sein: Die Opfer der „Euthanasie“ und Zwangssterilisation sollten offiziell als Verfolgte des Nazi-Regimes anerkannt werden. Doch dann zerbrach die Ampelkoalition und der Antrag wurde verschoben. Die Lebenshilfe Erlangen hat sich der Forderung ihres Bundesverbandes angeschlossen, über den gemeinsamen Antrag von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/die Grünen und FDP noch vor den Neuwahlen abzustimmen. Als positives Signal wertet die Lebenshilfe Erlangen, dass der Antrag nun zeitnah zum 27. Januar, dem Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus, auf der Tagesordnung des Bundestags steht. Angesetzt ist der 30. Januar.

Menschen mit (geistiger) Behinderung und psychischer Erkrankung wurden ab 1940 systematisch getötet und die Gesamtzahl der sogenannten „Euthanasie“-Opfer wird auf mindestens 250.000 Menschen geschätzt. Auch aus der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt „Hupfla“ in Erlangen wurden 905 Patientinnen und Patienten in verschiedene Tötungsanstalten gebracht. Darüber hinaus starben mehrere hundert Menschen durch gezielte Vernachlässigung und Mangelernährung. „Ich bin dankbar, dass ich leben kann und das nicht erleben muss“, sagt Claudia Brunmayer. Sie besucht die Seniorengruppe der Regnitz-Werkstätten und hat sich mit diesem schwierigen Thema beschäftigt. Sie freut sich, dass es einen Erinnerungsort „Hupfla“ in Erlangen geben wird.

„Angesichts der politischen Entwicklungen und der fortschreitenden Erstarkung der AfD machen wir uns Sorgen, dass das Lebensrecht von Menschen mit Beeinträchtigung wieder in Frage gestellt wird“, betont Frank Morell, Vorsitzender der Lebenshilfe Erlangen. Immer wieder macht die Partei deutlich, wie sie über Menschen mit Beeinträchtigung denkt. Beispielsweise verlautete Björn Höcke im Sommer letzten Jahres, dass das „Ideologieprojekt“ Inklusion in der Schule abgeschafft gehöre.

Die Lebenshilfe tritt gegen jegliche Form von Ausgrenzung und Diskriminierung gegenüber Menschen mit Beeinträchtigung ein und wird nicht zulassen, dass wieder zwischen lebenswertem und unwertem Leben unterschieden wird.