Kolleginnengespräch: Wie kann unser Gesundheitswesen inklusiver werden?
Gelsenkirchen (kobinet) Andreas Heither und Wibke Roth von der Koordinierungsstelle der KSL.NRW sprechen in einem Hör-Beitrag als Vertreter*innen der AG Inklusive Gesundheit welche Vorhaben die KSL.NRW 2025 umsetzen und dies unter Berücksichtigung dieser Fragen: Wie kann unser Gesundheitssystem inklusiver werden und welche Zugänge gibt es bereits? Und welche Schlüssel brauchen wir, um noch mehr Inklusion zu ermöglichen?
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Kritik am missbräuchlichen Gebrauch des Begriffs ‚Inklusion‘ im Gesundheitssystem
Der Beitrag „Kolleginnengespräch: Wie kann unser Gesundheitswesen inklusiver werden?“, veröffentlicht von der KSL.NRW, wirft wichtige Fragen zur Barrierefreiheit im Gesundheitssystem auf. Dennoch zeigt sich bei näherer Betrachtung, dass der Begriff ‚Inklusion‘ hier missbräuchlich verwendet wird. Statt um echte Inklusion geht es vornehmlich um Barrierefreiheit und Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen (MmB) als Patientinnen, nicht aber um ihre Teilhabe als aktive Mitgestalter*innen im Gesundheitswesen.
1. Fehlender Fokus auf Inklusion im Berufsleben
Die Veranstaltung diskutiert die Verbesserung des Zugangs für MmB zu medizinischer Versorgung, bleibt dabei jedoch in einer Betreuungslogik gefangen. Echte Inklusion würde bedeuten, dass MmB nicht nur Empfänger*innen von Gesundheitsleistungen sind, sondern auch als Fachkräfte, Therapeutinnen oder Entscheidungsträgerinnen im Gesundheitswesen integriert werden.
Der aktuelle Ansatz spiegelt eher eine Hilfeperspektive wider, die MmB weiterhin in die Rolle von abhängigen Klient*innen drängt, anstatt sie als gleichberechtigte Akteur*innen zu sehen. Dies verstärkt die strukturelle Ausgrenzung anstatt sie zu überwinden.
2. Begriffsverwirrung zwischen Barrierefreiheit und Inklusion
Barrierefreiheit ist eine notwendige Voraussetzung für Inklusion, aber sie allein stellt keine Inklusion her. Während Barrierefreiheit darauf abzielt, physische, kommunikative und organisatorische Hürden abzubauen, bedeutet Inklusion die vollständige Teilhabe an allen gesellschaftlichen Bereichen, einschließlich der Arbeitswelt und Entscheidungsprozesse.
Im Kontext des Gesundheitswesens würde Inklusion heißen:
Der Fachtag hingegen bleibt bei einer Optimierung bestehender Hilfsstrukturen stehen und ignoriert den nächsten Schritt zur echten Teilhabe.
3. Der Bedarf nach einem Perspektivwechsel
Es ist an der Zeit, dass Veranstaltungen wie diese den Fokus verschieben und Menschen mit Behinderungen nicht nur als Objekte von Maßnahmen, sondern als Subjekte der Gestaltung anerkennen. Der Begriff ‚Inklusion‘ sollte nicht verwendet werden, um reine Verbesserungen im Zugangsbereich zu beschreiben. Stattdessen muss er für die vollständige gesellschaftliche Teilhabe stehen, die auch das Arbeiten und Entscheiden in allen Bereichen des Lebens einschließt.
Fazit
Der Fachtag der KSL.NRW mag ein wichtiger Schritt in Richtung Barrierefreiheit sein, aber er bleibt weit hinter den Anforderungen echter Inklusion zurück. Der missbräuchliche Gebrauch des Begriffs ‚Inklusion‘ verdeckt die Tatsache, dass MmB weiterhin auf die Rolle von Klient*innen reduziert werden. Stattdessen sollte das Ziel sein, MmB auch als aktive Gestalter*innen und Fachkräfte im Gesundheitswesen zu sehen und ihnen diese Möglichkeiten systematisch zu eröffnen.
Ein Perspektivwechsel ist dringend notwendig, um die Diskussion von Versorgung hin zu echter Teilhabe und Gleichberechtigung zu führen.