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Studie belegt: Wohnen macht arm

House made of paper with Suche bezahlbare Wohnung text von wuestenigel
Bezahlbare Wohnung ist immer wichtiger
Foto: wuestenigel (Creative Commons BY 2.0)

BERLIN (kobinet) Die Paritätische Forschungsstelle hat heute eine wichtige und grundlegende Berechnung zur Wohnarmut in Deutschland veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen ein alarmierendes Bild: Deutlich mehr Menschen als bisher angenommen leben in Armut, wenn die Wohnkosten berücksichtigt werden. Die steigenden Mieten belasten vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen überproportional. Viele Haushalte geben inzwischen mehr als ein Drittel ihres Einkommens für Wohnkosten aus - manche sogar mehr als die Hälfte.

Von Wohnarmut betroffen sind insgesamt 21,2 Prozent der Bevölkerung Das sind 17,5 Millionen Menschen und damit 5,4 Millionen mehr Armutsbetroffene als nach konventioneller Berechnung. Besonders hohe Wohnarmut gibt es

  • in Bremen (29,3 Prozent),
  • in Sachsen-Anhalt (28,6 Prozent)
  • und in Hamburg (26,8 Prozent)

Massiv sind vor allem folgende Gruppen betroffen:

  1. Menschen ab 65 Jahren = 27,1 Prozent Armutsquote
  2. Junge Erwachsene (18-25 Jahre) = 31 Prozent  Armutsquote
  3. Alleinerziehende = 36 Prozent Armutsquote
  4. Alleinlebende = 37,6 Prozent  Armutsquote / im Rentenalter sogar 41,7 Prozent
  5. Erwerbslose = 61,3 Prozent Armutsquote

„Wohnen entwickelt sich mehr und mehr zum Armutstreiber“, erklärt Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes zu diesen Zahlen und betont. „Die Schere geht durch die steigenden Wohnkosten immer weiter auseinander.“

Die Expertise unterbreitet Vorschläge, mit welchen sozialpolitischen Maßnahmen die Armutslücke geschlossen werden kann.

Die Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit einer ambitionierten Wohnungspolitik. Armutsbekämpfung erfordere vor  allem eine Begrenzung der Wohnkosten. Deshalb müsse auf das bestehende Marktgeschehen stärker Einfluss genommen werden. In der Diskussion ist aktuell die 2015 eingeführte und Ende 2025 auslaufende Mietpreisbremse. Mit dem Ende der Ampel-Koalition könnte die eigentlich bis Ende 2028 geplante Verlängerungwegfallen. Es drohen massive Preissteigerungen in angespannten Wohnungsmärkten.

Der Paritätische Gesamtverband ruft darüber hinaus die künftige Bundesregierung auf neue, dauerhaft sozial gebundene Wohnungen zu schaffen. „Eine zielgerichtete Politik zur Vermeidung von Armut in Deutschland braucht gute Löhne, bessere soziale Absicherung und eine Wohnungspolitik, die Mieten bezahlbar hält“, fasst Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes die Expertise zusammen.

Die Studie basiert auf einer Sonderauswertung durch das Statistische Bundesamt. Sie berücksichtigen erstmals die tatsächlich verfügbaren Einkommen nach Abzug der Wohnkosten (Warmmiete und Strom). Basierend auf den Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden die Einkommen um die Wohnkosten bereinigt und so eine Wohnarmuts-Grenze ermittelt. Diese Wohnarmuts-Formel macht ein bislang unsichtbares Ausmaß der Armut sichtbar.