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Immer noch nicht selbstverständlich mitgedacht

Zwei Frauen auf ihren Rollstühlen vor dem Rednerpult. Im Hintergrund der Plenarsaal des Landtages
Die Netzwerksprecherinnen Gertrud Servos (links) und Claudia Seipelt-Holtmann im Landtag von Nordrhein-Westfalen
Foto: NetzwerkBüro

MÜNSTER (kobinet) Anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderung hat das Netzwerk Frauen und Mädchen mit Behinderung / chronischer Erkrankung in Nordrhein-Westfalen deutliche Kritik an der aktuellen Politik der Landesregierung geäußert. „Die Selfie-Wand im Landtag NRW steht sinnbildlich dafür, dass wir nicht selbstverständlich mitgedacht werden“, sagt Claudia Seipelt-Holtmann, Sprecherin des Netzwerks. „Ein Rednerpult, das für viele Menschen, z.B. Rollstuhlnutzer*innen, unzugänglich ist, zeigt, wie weit wir von echter Barrierefreiheit entfernt sind.“

In den vergangenen Monaten hatte sich das Netzwerk intensiv mit den Themen Gewaltschutz, inklusive Freizeit und dem Recht auf zukunftssichere, den individuellen Neigungen entsprechende Ausbildung auseinandergesetzt. Trotz des Engagements sind die Hürden für Menschen mit Behinderung in NRW nach wie vor hoch:

  • Gewaltschutz: Das Netzwerk-Projekt „Sicher, Stark und Selbstbestimmt“ spielte seit 2018 eine wichtige Rolle für die Stärkung der Frauen in Werkstätten. Jetzt aber stockt auf finanziellen Gründen seine Weiterentwicklung für die Wohneinrichtungen – trotz aktueller Zahlen zur hohen Gewaltbetroffenheit von Frauen in stationären und ambulanten Wohnformen.
  • Arbeitsmarkt: Zahlen aus dem aktuellen Inklusionsbarometer Arbeit der Aktion Mensch zeigen eine besorgniserregende Entwicklung. Die Arbeitslosigkeit unter Menschen mit Behinderung steigt, während die Zahl der Unternehmen, die die gesetzlich vorgeschriebene Einstellungsquote einhalten, sinkt.
  • Freizeitangebote: Es fehlt an inklusiv zugänglichen und finanzierbaren Freizeitmöglichkeiten. „Großveranstaltungen wie die Landesspiele der Special Olympics oder möglicherweise sogar die Paralympics werden zwar gefördert, doch unsere alltäglichen Interessen bleiben oft unberücksichtigt“, betont GS. Diese Interessen reichten von kulturellen Aktivitäten und Sport über Hobbys wie Malen oder Stricken bis hin zu Ehrenamt und kommunalpolitischem Engagement.

Das Netzwerk betont, dass Inklusion eine Querschnittsaufgabe ist, die nicht nur Menschen mit Behinderung zugutekommt und die Gesellschaft insgesamt stärkt . Die Landesregierung sei gefordert, in allen Ressorts die finanziellen Mittel hierfür aufzustocken und somit eine echte Teilhabe zu ermöglichen. „Barrierefreiheit darf kein Budget-Posten sein, der nach Belieben gekürzt wird. Es ist eine Investition in den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, so die Netzwerk-Sprecherinnen.

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Uwe Heineker
06.12.2024 21:09

Barrierefreiheit – dieser Begriff muss endlich auch als Synonym für erheblichen Beitrag zur allgemeinen Attraktivitäts- und Komfortsteigerung im öffentlichen Bewusstsein Einklang finden – somit relativiert sich auch die von der Wirtschaft gerne vorgebrachte Kostenargumentation! Deutschland muss inklusionstüchtig werden!