
Foto: Ralph Milewski
Berlin (kobinet) Inklusion bei Werder Bremen – seit Jahren nichts Neues, sondern einfach ein Teil des gewohnten Programms. Was viele heute noch als innovative Aktionen feiern, ist bei den Grün-Weißen längst zur Normalität geworden. Doch ein Aspekt, der vor Jahren als Höhepunkt gefeiert wurde, hat inzwischen die Diskussion über Inklusion und seine Wahrnehmung verändert. Schon seit Jahren gibt es das inklusive Trainingslager, und die Fans fragen sich längst nicht mehr, ob es auch in diesem Jahr stattfindet, sondern in welchem Rahmen. Junge Spieler aus allen Bereichen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, kommen zusammen, um sich weiterzuentwickeln. Der Zusammenhalt und das gemeinsame Ziel sind entscheidend – und das Beste daran: Niemand wird aufgrund seiner Einschränkungen anders behandelt. Inklusion ist hier nicht ein einmaliges Event, sondern das Fundament des täglichen Trainings. Keine spezielle Abteilung, keine Sonderbehandlung, sondern einfach ein selbstverständlicher Teil des Teams.
Doch während das Trainingslager längst zur Selbstverständlichkeit gehört, gibt es auch Entwicklungen, die das Verständnis von Inklusion herausfordern. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten Spalierkids, die vor Jahren bei Werder Bremen bei jedem Heimspiel als ganz besondere Gäste gefeiert wurden. Die Kinder, die in den Stadien die Spieler auf dem Weg zum Rasen begleiteten, wurden damals gefeiert, als Inklusion auf der großen Bühne. Sie standen stellvertretend für all jene, die aufgrund ihrer Einschränkungen nicht einfach „mitmachen“ konnten. Doch mit der Zeit hat sich die Perspektive gewandelt. Was ursprünglich als ein Zeichen der Wertschätzung und Integration gefeiert wurde, wird heute zunehmend als problematisch wahrgenommen. Indem ihre Behinderung in den Vordergrund gestellt wurde, um sie als besondere Gruppe hervorzuheben, wurde unabsichtlich eine Trennung erzeugt, anstatt eine wirkliche Inklusion zu fördern.
Früher galt es als eine Errungenschaft, Menschen mit Behinderungen in solche Events zu integrieren und ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. Heute jedoch erkennen immer mehr, dass genau diese Hervorhebung als etwas „Besonderes“ und „Abweichendes“ zur Schaffung einer Trennung führt, statt diese Menschen als gleichwertigen Teil des Gesamtkonzepts zu sehen. Das Bewusstsein wächst: echte Inklusion bedeutet, Behinderung nicht als Ausnahme oder Sonderfall zu behandeln, sondern als selbstverständlichen Teil des alltäglichen Lebens zu integrieren, ohne sie immer wieder hervorzuheben.
Das gleiche gilt für das inklusive Fanradio #WerderFM. Es gibt es schon so lange, dass sich niemand mehr fragt, wie es zustande kam. Vier Sehbehindertenreporter sorgen bei allen Heimspielen dafür, dass auch Fans mit Sehbehinderung das Spiel live verfolgen können. Es ist ein fester Bestandteil der Vereinsstruktur und bietet den Fans ohne Sehvermögen eine echte Möglichkeit zur Teilnahme – und das nicht nur an speziellen Aktionstagen, sondern jedes Mal. Kein einmaliger Versuch, etwas Neues auszuprobieren, sondern eine etablierte und dauerhafte Lösung.
Manchmal fragt man sich: Warum wird das, was Werder Bremen schon seit Jahren erfolgreich umsetzt, immer noch als Ausnahme gefeiert? Wir sehen Inklusion nicht als Sonderveranstaltung, sondern als etwas Selbstverständliches. Es wird nicht mehr betont, weil es einfach da ist. Wer regelmäßig ins Stadion kommt, kennt die Zugänge, weiß, dass es barrierefreie Eingänge gibt, dass das Fanradio immer läuft, und dass das Trainingslager nicht nur „für alle“ ist, sondern für die gesamte Mannschaft – das gehört seit Jahren dazu.
In einer Welt, in der Inklusion oft als Ausnahme angesehen wird, ist es erfrischend, dass bei Werder Bremen diese Prinzipien längst zur Norm gehören. Kein Getue, keine einmaligen Aktionen, sondern gelebte Inklusion, die den Verein und seine Fans verbindet. Das Fanradio, das Trainingslager, die barrierefreien Eingänge – all das sind keine bloßen „Extras“ oder Events, sondern tägliche Realität.
Und so fragen sich Fans mittlerweile: Was kommt als nächstes? Vielleicht wird irgendwann auch die gesellschaftliche Wahrnehmung von Inklusion als „Sonderaktion“ obsolet. Vielleicht wird der Tag kommen, an dem wir nicht mehr auf den „Inklusionstag“ warten müssen, weil Inklusion längst in jeder Ecke der Gesellschaft angekommen ist – auch bei den Werder-Fans.
Aber bis dahin bleibt Werder Bremen ein leuchtendes Beispiel für das, was möglich ist, wenn man nicht nur redet, sondern handelt.
Achtung – Fiktion! Es handelt sich um eine ausgedachte Geschichte und beleuchtet kritisch die kobinet Nachricht „Inklusionsspieltag von Werder Bremen macht Inklusion erlebbar“
Leider setzt Werder Bremen wie so viele Fussball-Websites auf ein Overlay auf ihre Website, statt sie richtig barrierefrei zu machen. Angeblich wird das sogar von der Aktion Mensch gefördert, was ich aber nicht glauben mag, soweit haben die sich doch nicht von der Behinderten-Community entfernt oder?
Schade! Fast wäre ich vom Gladbach zum Werder Fan mutiert.