Bonn (kobinet) "Im Jahr 1954 wurde der Arbeitgeber-Service für schwerbehinderte Akademikerinnen und Akademiker gegründet. Ziel war es und ist es, sehr gut ausgebildete, beeinträchtigte Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Erfahrungen der Jahrzehnte zeigen, dass gute Netzwerke und Partner, die dem Thema offen gegenüberstehen, die entscheidenden Erfolgsfaktoren sind." So heißt es in der Einladung zur Feier des 70jährigen Bestehens des Arbeitgeber-Service für schwerbehinderte Arbeitgeber bei der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV), die heute, am 5. November 2024, an deren Sitz in Bonn stattfindet. Mit dabei ist u.a. Uwe Frevert vom Vorstand der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL). Er hat sich 1987 selbst beim Arbeitgeber-Service für schwerbehinderte Akademiker*innen gemeldet und wurde erfolgreich vermittelt und gefördert - für den heutigen Berater der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung in Kassel ist daraus eine langfristige Beschäftigung möglich geworden. Seit Gründung der ISL im Jahr 1990 konnten mit Hilfe dieses Angebots hunderte von behinderten Menschen in Zentren für selbstbestimmtes Leben und entsprechende Projekte vermittelt und ihnen eine entscheidende Starthilfe gegeben werden, weiß Uwe Frevert im Vorfeld der heutigen Festveranstaltung zu berichten.
„70 Jahre ZAV, das ist eine stolze Zahl. Erstaunlich finde ich dabei, dass mich die ZAV schon seit über 40 Jahren begleitet“, erklärte Uwe Frevert, der heute bei einer Diskussionsrunde zum Rückblick auf das Wirken des Angebots für schwerbehinderte Akademiker*innen der ZAV mitwikren wird. Weiter erklärte er zu seiner eigenen Geschichte: „Dabei wurde mir selbst in den 80er Jahren als damals junger behinderter Hochschulabsolvent, der noch seinen Weg ins Berufsleben suchte, durch die Förderung und vor allem die aufbauende Begleitung und Unterstützung der ZAV der Weg in ein erfüllendes Berufsleben geebnet. Ein solch erfüllendes Berufsleben, dass ich trotz Eintritt ins Regel-Rentenalter im August 2023 immer noch meinen Job in der Beratung behinderter Menschen weitermache. Und arbeiten macht mir immer noch Spaß.“
Aber nicht nur für Uwe Frevert persönlich hat die ZAV eine große und vielleicht lebensentscheidende Bedeutung: „Als langjähriges Vorstandsmitglied des Selbstvertretungsverbandes behinderter Menschen, der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL), konnte ich nunmehr 34 Jahre lang erleben, wie für hunderten von behinderten Menschen der Start ins Arbeitsleben mit Hilfe der ZAV gefördert wurde. Mit dem Ansatz in unseren Mitgliedsorganisationen, den Zentren für selbstbestimmtes Leben (ZsL®), dass wir vorrangig Menschen mit ganz unterschiedlichen Behinderungen – wie beispielsweise ganz in der Nähe im ZsL® Köln, in der Beratung einsetzen. Darüber hinaus, sind wir ständig auf der Suche nach engagierten und qualifizierten behinderten Beschäftigten, so jetzt bei der SLUG GmbH (Selbstbestimmt Leben Unabhängig Gemeinsam), der Fachstelle zur Begleitung der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung EUTB®. Die ZAV war und ist uns dabei über so viele Jahre hinweg ein ausgezeichneter Partner. All zu oft war es vor allem die ZAV durch ihr auffälliges Engagement, die den beruflichen Einstieg von so manchen behinderten Menschen durch Fördermöglichkeiten überhaupt erst ermöglicht hat.“
Denn am Anfang laufe bei der Beschäftigung behinderter Menschen nicht immer alles sofort perfekt und 100%ig.
• Es dauer, bis die Hilfsmittel bewilligt und geliefert sind,
• es dauere, bis die nötige Assistenz am Arbeitsplatz bewilligt wurde
• und es dauere manchmal auch eine gewisse Zeit, bis behinderte Berufsanfänger*innen ihre Rolle und ihr Selbstbewusstsein finden, dass in so manchen Jobs gerade für behinderte Menschen so wichtig sei.
Diese Nachteilsausgleiche sind nach Ansicht von Uwe Frevert unheimlich wichtige Instrumente zur Förderung der Beschäftigung behinderter Menschen. „Deshalb war es sicherlich auch kein Zufall, dass gerade diejenigen, die von der ZAV unterstützt wurden, 2006 lautstark den Erhalt der Vermittlung schwerbehinderter Menschen durch die ZAV eingefordert haben. In Nürnberg haben damals zig Behinderte für den Erhalt dieses Angebotes demonstriert – und zum Glück auch mit Erfolg! Im Sinne der vielen behinderten Menschen, denen die ZAV den Weg ins Berufsleben, aber auch Veränderungen im Berufsleben ermöglicht hat, kann ich heute nur DANKE sagen. Danke für eine sehr gute Kooperation und danke auch im Sinne der Behindertenpolitik in Deutschland. Denn wo wären wir heute, wenn wir keine selbstbewussten behinderten Menschen hätten, die sich immer wieder für Inklusion, Selbstbestimmung und Nichtdiskriminierung stark machen? Viele von diesen behinderten Wegbereiter*innen wurde der Einstieg in ihr Berufsleben von der ZAV ermöglicht und somit eine Vielfalt in unserer Gesellschaft geschaffen. Möge diese Dynamik auch in Zukunft erhalten bleiben – auf weitere 70 Jahre ZAV“, betonte Uwe Frevert, der diese Gedanken heute bei der Diskussionsrunde zu 70 Jahren ZAV einbringen wird.
Link zu Infos zum Angebot des Arbeitgeber-Service für schwerbehinderte Akademiker