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Maria Kretschmer: Von der Diagnose und Betroffenheit zur Stiftungsgründerin

Maria Kretschmer bei Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1998
Maria Kretschmer bei Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1998
Foto: omp

Mainz (kobinet) Wenn Ende des Jahres die Stiftungsgremien der Pro-Retina–Stiftung zur Verhütung von Blindheit neu besetzt werden, hat Maria Kretschmer aus Dachau 40 Jahre für das Ehrenamt gebrannt. Und dennoch wird sie nicht mehr für den Vorstand der Stiftung kandidieren, Jüngere sollen ran. Ein Grund für Marcella Berger aus Mainz einen Beitrag über das Wirken von Maria Kretschmer zu verfassen, den die kobinet-nachrichten im Folgenden dokumentieren.

Beitrag von Marcella Berger

Was für eine Ehrenamtskarriere trotz Erblindung! 
Von der Diagnose und Betroffenheit zur Stiftungsgründerin

Wenn Ende des Jahres die Stiftungsgremien der Pro-Retina – Stiftung zur Verhütung von Blindheit neu besetzt werden, hat Maria Kretschmer aus Dachau 40 Jahre für das Ehrenamt gebrannt. Und dennoch wird sie nicht mehr für den Vorstand der Stiftung kandidieren, Jüngere sollen ran.

Es war im Jahr 1984, als Maria Kretschmer von einer Veranstaltung der PRO RETINA Deutschaland nach Hause fuhr und frisch das Amt der Kassenwartin und die Geldkassette des Vereins im Gepäck hatte. Seit der Zeit setzt sie sich unermüdlich und ehrenamtlich für die Rettung des Augenlichts ein. Die Gründung der Stiftung zur Verhütung von Blindheit ist ihr zu verdanken. Mit Mut, Kreativität und Knowhow, Ehrgeiz und Beharrlichkeit hat sie dieses „Projekt“ auf die Schiene gesetzt und vorwärtsgebracht. 40 Jahre Ehrenamt, das ist immer eine Erfolgsgeschichte, aber in diesem Fall ist es eben viel mehr.

Seit Maria Kretschmer die Stiftung gründete, wurden inzwischen 5 Millionen Euro in die Forschung investiert. Wenn man die Vorgründungsphase der eigenständigen Stiftung von 1996 – 2007 betrachtet, sind es sogar 6,2 Millionen Euro. Und so ist diese Stiftung zur Hoffnungsträgerin für viele Menschen mit Netzhautdegenerationen geworden, denn die Entwicklung von Therapien ist in greifbare Nähe gerückt. Optimistisch in die Zukunft zu blicken, dass dies möglich wurde, ist auch ein Verdienst der von Maria Kretschmer ins Leben gerufenen initiative. Viele Forschungsvorhaben und noch mehr wissenschaftliche Anregungen gingen von hier aus, denn beim Retten von Augenlicht kann es gar nicht genug Power und Schubkraft geben… Und so möchte Maria Kretschmer auch ihren Ausstand nutzen, um noch einmal eine große Spendeninitiative zu starten. Und ganz besonders am Herzen liegt ihr dabei die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, „denn dort liegt natürlich die Zukunft“.

Zwei Stiftungsprofessuren wurden schon von der Stiftung etabliert und jedes Jahr werden rund 200.000 € für die Forschungsförderung ausgeschüttet. Forschungspreise für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden ausgelobt – der Stiftungsmotor arbeitet unermüdlich … Und so verdient Maria Kretschmers Ehrenamtsaltersruhestand auch ist, der Abschied im November wird niemandem leichtfallen.

„Der Stiftungsgründerin für 40 Jahre Ehrenamt zu danken, ist für uns Betroffene sowohl Ehre und Verpflichtung als auch eine riesengroße Freude und Herzensangelegenheit. Ein derart großes Engagement in der Selbsthilfe sucht seinesgleichen“, sagt Markus Georg, der sich ebenfalls ehrenamtlich für die Stiftung engagiert und schon viele Jahre vertrauensvoll mit Maria Kretschmer zusammenarbeiten durfte. „Und nun tritt die Grande Dame zurück in die zweite Riege und möchte jetzt Anderen die Leitung der Stiftungsgeschicke überlassen Doch vielleicht folgen andere Menschen Marias inspirierendem Beispiel und engagieren sich ähnlich erfolgreich in der Stiftung, das wäre ganz im Sinne der Stiftungsgründerin.“

Maria Kretschmer weiß, dass es nie zu spät ist für das Engagement, und sei es die Unterstützung mit Geld, die Forschung kann man auch beim Feiern fördern, durch Spendenaufrufe statt Geschenken zum Beispiel, es gibt viele Wege, damit sich die Dinge zum Guten wenden! Auch wenn es für Maria selbst vermutlich keine Therapie mehr gibt, die ihr das Augenlicht zurückbringen wird, nutzt sie dennoch ihre Zeit und ihr Wissen, um nachfolgenden Generationen eine Perspektive und bessere Möglichkeiten zu schaffen. Und unermüdlich versucht sie, potentielle Spenderinnen und Spender zu gewinnen.

Aktuell plant sie die Errichtung einer dritten Stiftungsprofessur, diesmal zur klinischen Erforschung der altersbedingten Makuladegeneration (AMD). „Eine Stiftungsprofessur ist ein sehr ambitioniertes Ziel, aber eine großartige Möglichkeit, langfristig etwas für die Forschung zu tun“, erklärt Maria Kretschmer, Vorsitzende der Pro Retina–Stiftung. Mit der neuen Professur soll die klinische Forschung zur altersbedingten Makuladegeneration maßgeblich vorangetrieben werden. AMD zählt zu den häufigsten Ursachen für Sehverlust im Alter, und Fortschritte in der Forschung könnten die Lebensqualität vieler Betroffener verbessern. Die Gesamtkosten einer Professur schätzt sie auf ca. 650.000 €, wovon sie noch für ca. 330.000 € Spender und Zuschussgeber sucht. Auch nach 40 Jahren ist Maria Kretschmer voller Optimismus unterwegs.