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Halle (kobinet) Heute, am 9. Oktober 2024, ist der 5. Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlages auf die Synagoge in Halle. Der Täter tötete zwei Menschen mit Behinderungen. Dazu hat die Journalistin und Inklusionsbotschafterin Jennifer Sonntag einen Text auf Facebook eingestellt, den sie den kobinet-nachrichten zur Veröffentlichung bereit gestellt hat. Die am Ende des Beitrags verlinkte dreiteilige Dokumentation zum 5. Jahrestag ist auch mit Audiodeskription bereits in der Mediathek verfügbar.
Beitrag von Jennifer Sonntag
Der rechtsterroristische Anschlag auf die Synagoge in Halle ist nun fünf Jahre her. Ich wohne nur wenige Fußminuten vom Ort des Geschehens entfernt und noch heute gefriert mir das Blut vor Angst in den Adern, wenn ich Hubschrauber über mir kreisen höre. Es ist ein schreckliches Gefühl, einem so furchtbaren Ereignis so ohnmächtig ausgeliefert zu sein und nicht helfen, nichts verhindern zu können, die Uhr nicht zurückdrehen zu können. Diese Taten dürfen nicht in der Unsichtbarkeit verschwinden, nicht nur an den Jahrestagen aufpoppen, sie müssen uns im Dialog bleiben und aktiv werden lassen.
Die beiden Opfer Jana L. und Kevin S. lebten mit einer Behinderung/Beeinträchtigung. Dieser Faktor berührt mich in diesem Zusammenhang sehr. Ich fühle mich den beiden auch aus der Perspektive der Community behinderter Menschen sehr verbunden. Ich war kurz zuvor mit meinem Blindenführhund unterwegs und hätte dem Täter „blindlings“ in die Arme laufen können, hätte ihn vielleicht sogar wegen meiner Art, mich behinderungsbedingt anders zu bewegen, besonders provoziert.
Mein tiefes Mitgefühl gilt darüber hinaus natürlich allen Überlebenden und deren Angehörigen, allen Menschen, die durch dieses Ereignis verletzt und nachhaltig traumatisiert wurden und deren Alltag auch noch heute schwer gezeichnet ist. Es gibt nun eine dreiteilige Dokumentation zum fünften Jahrestag des Anschlags, die bereits jetzt mit Audiodeskription in der Mediathek abrufbar ist: