Nauen (kobinet) Am "Internationaler Tag der Gebärdensprache“ am 23. September 2024 wurde in der Stadt Nauen am Rathaus der Stadt die sogenannte Welt–Gehörlosenflagge mit gehörlosen Menschen und deren unterstützenden hörenden Menschen im Beisein vom Nauener Bürgermeister Manuel Meger erstmals gehisst. Darauf hat Carola Szymanowicz die kobinet-nachrichten aufmerksam gemacht und einen entsprechenden Bericht über die Veranstaltung zur Veröffentlichung zugesandt.
Bericht von Carola Szymanowicz
Beim „Internationaler Tag der Gebärdensprache“ am 23. September 2024 wurde in der Stadt Nauen am Rathaus der Stadt die sogenannte Welt–Gehörlosenflagge mit gehörlosen Menschen und deren unterstützenden hörenden Menschen im Beisein vom Nauener Bürgermeister Manuel Meger erstmals die neue internationale Flagge der Gehörlosengemeinschaft gehisst. Nauen ist nach unseren Recherchen, die erste Stadt in Deutschland, die dies zum internationalen Tag der Gebärdensprache im September öffentlich im Sinne der tauben Menschen ausgeführt hat.
Diese Flagge wurde am 9. Juli 2023 von der World Fédération of the Deaf (Weltverband der Gehörlosen) zum offiziellen Symbol der Identität und Zugehörigkeit für Gehörlose weltweit bestimmt.
Nauen ist eine Stadt im Landkreis Havelland des Landes Brandenburg. Bezogen auf ihre Einwohnerzahl von etwa 20.000 ist Nauen eine Kleinstadt, jedoch mit einer Gesamtfläche von über 268 km² seit dem Jahr 2003 eine der flächengrößten Gemeinden Deutschlands. Infrastrukturell fungiert die Stadt als Mittelzentrum, ist Sitz des Amtsgerichts Nauen, das Zentrales Vollstreckungsgericht für das Land Brandenburg. Die Stadt ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg. Die im frühen 20. Jahrhundert in Nauen verrichtete Pionierarbeit in der Funktechnik trug ihr den Beinamen „Funkstadt“ bei.
Es war nicht selbstverständlich, dass politisch auf die Forderung eingegangen wurde, die Flagge der Gehörlosengemeinschaft zu hissen. Eine Forderung von gehörlosen Menschen wie Carola Szymanowicz in der Stadt Falkensee und deren hörenden Unterstützern wurde vom Bürgermeister der Stadt abgelehnt, mit dem Hinweis, „wir können doch nicht täglich am Rathaus eine neue Flagge hissen“.
Gehörlose erfahren Audismus – eine Diskriminierung, die auf der kulturellen Annahme der „Überlegenheit von Sprache und der Repression nicht-phonetischer Kommunikationsformen“ basiert. Die besondere Situation der Gehörlosengemeinschaften und ihrer Kulturen findet selten Eingang in den breiten politischen Diskurs und auch ein großer Teil der bemerkenswerten neueren Forschungsliteratur über Gehörlosengemeinschaften erreicht kein großes Publikum, so dass die Benachteiligungen weitgehend unangefochten bestehen bleiben.
Aus diesem Grund wurde diese Flagge vom französischen taubblinden Künstler Arnaud Balard entworfen und vom Weltverband der Gehörlosen im Jahr 2023 zum offiziellen Symbol für die Öffentlichkeit in unserer Gesellschaft frei gegeben.
Diese Flagge möge die Gehörlosengemeinschaft unterstützen, den Weg in eine inklusive Gesellschaft zu finden. Wer diese Flagge sieht, sollte auch an das Deutsche Grundgesetz und die Menschenrechte denken. Die Deutsche Gebärdensprache ist ein Menschenrecht.
Infos zu den Farben der Flagge:
Bedeutung der Farben auf der Flagge: Türkisblau steht für Gehörlosengemeinschaft auf der ganzen Welt. Gelb steht für die Farbe des Lichtes, eines erleuchteten Geistes, des Lebens und des „Gedeihens im Einklang. Dunkelblau repräsentiert die Erde, die Menschheit und das Leben im Einklang mit dem Planeten. Es ist auch die Farbe der WFD.
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