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Barrierefreier Tourismus darf kein Randthema bleiben

Bild der Frauenkirche mit einem eingesetzten Foto des Plattformlift an der Frauenkirche
Rollstuhllift an der Frauenkirche Dresden
Foto: H. Smikac

BERLIN (kobinet) Das Thema "Barrierefreiheit im Reisen" hat auch in Deutschland bereits eine Geschichte von fast 50 Jahren. Dazu gehört auch das Zertifikat "Reisen für Alle", dessen Geschichte nicht ganz so lang ist, das es jedoch auch bereits seit 13 Jahren gibt, und dennoch in allen diesen Jahren bisher ein Randthema geblieben ist. Mit einer kleinen Anfrage hat jetzt die Partei die Linke die Bundesregierung gefragt, wie sich die Zahl der zertifizierten touristischen Einrichtungen seit dem Jahr 2022, als es gerade hatten gerade einmal knapp 0,4 Prozent aller touristischen Einrichtungen waren, entwickelt hat.

„Über die Antwort sind wir entsetzt,“ stellt die mecklenburgische Bundestagsabgeordnete Ina Latendorf fest, denn gerade einmal 0,008 Prozent oder knapp 80 Einrichtungen mehr wurden in dieser Zeit zertifiziert. „Das Zertifikat heißt ‚Reisen für alle‘ und ist offensichtlich nicht mehr als ein schöner Name.“, empört sie sich.

In der Antwort des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ist auf diese Kleine Anfrage nachzulesen: „Die Anzahl der Neu- und Rezertifizierungen nach „Reisen für Alle“ betrug im Jahr 2023 1105 und im ersten Halbjahr 2024 304; weitere 292 Objekte befinden sich aktuell in Bearbeitung. Der Gesamtbestand der zertifizierten Objekte ist seit dem 31. Dezember 2022 um 96 auf 2.652 gestiegen“.

André Nowak, der Sprecher der AG Tourismus des Deutschen Behindertenrates stellt zu den Antworten der Bundesregierung auf die Fragen der Abgeordneten Ina Latendorf zum Informations- und Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“ (RfA) fest: „Zu Recht hatte der für Tourismus zuständige Bundesminister Dr. Robert Habeck Ende 2022 kritisiert, dass von den rund 650.000 tourismusrelevanten Objekten lediglich 2.566 durch RfA erfasst sind und hat eine grundlegende Neuausrichtung gefordert mit dem Ziel, das System flächendeckend zu etablieren. Von diesem Ziel sind die Bundesregierung und alle anderen beteiligten Akteure noch weit entfernt – gerade mal 96 zertifizierte Objekte sind in den vergangenen eineinhalb Jahren hinzugekommen. Ein neuer Träger – die Bayern Tourist GmbH (BTG) – ist seit dem 1. Januar 2024 im Amt. Ob die BTG das Projekt dauerhaft inhaltlich und wirtschaftlich fortführen kann, ist noch offen. So sind vereinbarte Strukturen wie der Projektbeirat bis zum heutigen Tag nicht gebildet. Forderungen und Vorschläge der AG Tourismus des Deutschen Behindertenrates wie auch von weiteren Experten aus der Tourismuswirtschaft zur Fortentwicklung von RfA werden noch immer vom Bundeswirtschaftsministerium ignoriert. Angesichts dieser Situation halten ich es für äußerst fragwürdig, im Bundeshaushalt 2025 keine Mittel für die Fortführung und Weiterentwicklung von RfA vorzusehen. Ich erwarte von Minister Habeck, dass er so lange seine Verantwortung für RfA als ein wesentliches Element für die Entwicklung des barrierefreien Tourismus wahrnimmt, bis das System RfA flächendeckend in Deutschland funktioniert.“