Berlin (kobinet) Behinderte Menschen, die anstatt in einer Werkstatt für behinderte Menschen bereits außerhalb der Werkstatt arbeiten bzw. dort arbeiten wollen, haben sich am 5. April 2024 zu einem ersten Netzwerktreffen getroffen. Einige behinderte Menschen, die außerhalb einer Werkstatt meist mit einem Budget für Arbeit tätig sind, hatten mit Unterstützung der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) zu diesem ersten Gedankenaustausch geladen, um zukünftig ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können und andere behinderte Menschen auf dem Weg aus der Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu unterstützen. Bei der über zweistündigen äusserst engagierten Diskussion wurde der große Austausch-, aber auch Informationsbedarf zum Arbeiten außerhalb der Werkstatt und zu den Fördermöglichkeiten durch das Budget für Arbeit bzw. das Budget für Ausbildung deutlich. Ein weiteres Online-Treffen ist bereits am 14. Juni in Planung.
„Wir freuen uns, dass unsere Einladung auf so reges Interesse gestoßen ist und so viele Menschen mit verschiedenen Behinderungen am ersten Netzwerktreffen teilgenommen haben. Deutlich wurde dabei, dass sich die Betroffenen oft mit ihren Fragen alleingelassen fühlen, wenn sie die Werkstatt verlassen haben. Deutlich wurde aber auch, wie wenig Informationen es in der Werkstatt zu Alternativen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gibt. Hier gibt es also noch sehr viel zu tun“, berichtete Wiebke Schär vom Projekt „Budgetkompetenz – Initiative zum Budget für Arbeit und Ausbildung“ der ISL, das aus dem beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales angesiedelten Ausgleichsfonds gefördert wird. Für Thomas Koritz, der selbst ein Budget für Arbeit nutzt und bei der ISL angestellt ist, gibt es viele Themen, die untereinander, aber auch mit den politisch Verantwortlichen diskutiert werden müssen. Denn diese kennen die Sorgen und Nöte derjenigen, die die Werkstatt verlassen haben, meist viel zu wenig. Das müsse sich ändern. Vor allem jetzt, da eine Reform des Werkstättensystems geplant ist, müssten diejenigen, die bereits außerhalb der Werkstätten arbeiten, ebenfalls gehört und Verbesserungen geschaffen werden, betonte Thomas Künneke, der ebenfalls bei der ISL mit einem Budget für Arbeit tätig ist.
Wichtig seien neben Fragen wie der fehlenden Arbeitslosenversicherung, der Unsicherheiten bezüglich der Rentenzahlungen der Betroffenen, vor allem aber auch die Unterstützung der behinderten Menschen außerhalb der Werkstatt. Hier gelte es noch manche Kämpfe zu führen und gute Unterstützungskräfte zu finden.
Das nächste Online-Treffen des „Netzwerk behinderter Menschen, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt statt in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten (wollen)“ ist bereits für Freitag, den 14. Juni 2024 von 15:00 bis 17:00 Uhr geplant. Diejenigen behinderten Menschen, die bereits außerhalb einer Werkstatt arbeiten bzw. dort arbeiten wollen, können sich für die Online-Veranstaltung, die per Zoom stattfindet, bis zum 4. Juni 2024 im ISL-Büro über [email protected] anmelden und sich in den Netzwerk-Verteiler aufnehmen lassen. Infos gibt’s auch unter der Telefonnummer 030 4057 3685. Beim nächsten Treffen soll es um die konkreten Regelungen des Budget für Arbeit gehen, um den Informationsstand zu verbessern, teilte Thomas Koritz mit, der das erste Netzwerktreffen moderiert hat.
Die ISL weist in diesem Zusammenhang auf eine Broschüre der Aktion Mensch in Leichter Sprache zum Budget für Arbeit hin.
Link zur Broschüre in Leichter Sprache zum Budget für Arbeit