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„If I Had a traktor“ oder wie die Behindertencommunity protestieren könnte Eine Kolumne in 3 Strophen

New Holland T7070 - Traktor - Ystad-2021 von Foto: Jonn Leffmann

Villmar - Weyer (kobinet) Allerorten wird protestiert! Sogar hier auf Kobinet wird offen zum Widerstand aufgerufen. Jeder und jede hat etwas auszusetzen. Viele sind unzufrieden. Mit Kürzungen, mit Reformen, mit dem Lohn. Die Behindertenszene scheint noch relativ zufrieden. Sie beschränkt sich auf Internetblogs und Portale. Berichtet von fehlender Barrierefreiheit und Missständen bei der Inklusion. Aber weder streiken die Beschäftigten der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM), noch blockieren Rollstuhlfahrer Autobahnauffahrten. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie keine wirkliche Systemrelevanz besitzt. Und es der Öffentlichkeit kaum auffällt, wenn die WfbM streikt (höchsten wenn sie brennt. Siehe Otmar Miles Paul „Zündeln an den Strukturen“) und Rollstühle sich recht einfach aus dem Weg schieben lassen. Uns fehlen schlicht die Mittel. „Alle Räder stehen still, wenn der Arbeiter es will“ lässt sich schlecht auf die Behindertencommunity ummünzen.



Deshalb in Anlehnung an den Protestsong „If I had a hammer“ von Pete Seeger diese Kolumne:

1. Strophe: If I had a traktor…

Also, wenn ich einen Traktor hätte! Also so einen wie bei den Protesten der Landwirte in Berlin. So groß wie ein kleines Haus und wahrscheinlich mindestens so teuer. Dann würde ich dieses Geschoss, mit subventioniertem Agrardiesel volltanken und zuerst nach Staufen fahren um Hans – Willi Weiss von der Rathaustreppe, mit seinem Plakat abzuholen. https://kbnt.org/sabelms . Hoffentlich hat er sich nicht angeklebt! Mit ihm zusammen würde ich keine Autobahnauffahrt blockieren. Vielleicht auf dem Rückweg. Vorher würden wir die Auffahrt zu dem ZDF Studio blockieren, in dem Markus Lanz aufgezeichnet wird.

2. Strophe : If I had a Apotheke…

Und wenn ich im Besitz einer Apotheke, also ein Dealer der Pharmaindustrie wäre und Apothekerpreise verlangen könnte! Dann würde ich Sondereinrichtungen die Lieferung von Psychopharmaka verweigern. Oder ich würde es zumindest androhen! Solange bis man die Dosierungen und die Notwendigkeit solcher Mittel in der Behindertenhilfe ernsthaft hinterfragt hätte.

3. Strophe: If I had a Lok…

Wäre ich ein Lokführer. Oder noch besser der Vorsitzende einer Lokführergewerkschaft. Und alle würden nach meiner Pfeife tanzen. Dann würde solange kein Zug fahren, bis alle Bahnsteige, Bahnhöfe und Züge barrierefrei wären und bis alle Beschäftigte der WfbMs den gesetzlichen Mindestlohn bekommen würden. Und/oder die Deutsche Bahn es ihnen ermöglicht auch in ihrem Unternehmen, auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig zu werden. Verspätung können behinderte Menschen mindestens so gut wie nicht behinderte!

Wenn jemand das noch in Reimform, mit dem rechten Versmaß bringen könnte, dann hätten wir ein echtes Protestlied. Jedenfalls schöner, als das Lied, welches die Landwirte bei Ihren aktuellen Protesten ausgegraben haben: „ Wir sind des Geyers schwarzer Haufen“ Das u.a. von den Nazis, der DDR und Heino missbraucht wurde.

Nun habe ich weder einen Traktor, noch eine Apotheke und bin auch in keiner Weise lokführergewerkschaftlich organisiert. Obwohl mein Nachbar angeboten hat, mir seinen alten Rasentraktor auszuleihen. Wahrscheinlich war er nur heiß darauf, mich zusammen mit Hans – Willi Weis, in der Tageschau, auf einem alten Rasentraktor, in der Einfahrt zum ZDF oder an der Autobahnauffahrt zur A3 bei Bad Camberg zu sehen. Und das bei den Temperaturen!

Da bleib ich doch lieber beim Kolumnen schreiben!

Venceremos! Der Kampf geht weiter!

Stephan Laux Januar 2024