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Hamburg (kobinet) Ein langes, bewegtes Leben ist zu Ende: Bei einer Trauerfeier in der Kirche St. Nicolaus auf dem Stiftungsgelände der Evangelischen Stiftung Alsterdorf (ESA) nahmen Freund*innen und Wegbegleiter*innen Abschied von Günther Behn. Geboren am 29.Mai 1928, kam er als Kind in die damaligen Alsterdorfer Anstalten. Aufgrund seiner Behinderung wurde er 1943 im Auftrag der nationalsozialistischen Regierung von der damaligen Anstalt "aussortiert“ und nach Mainkofen deportiert. Als einer der wenigen Überlebenden kam er 1945 nach Hamburg und nach Alsterdorf zurück, um wieder von den Menschen betreut zu werden, die ihn zwei Jahre zuvor in den Tod geschickt hatten. Darüber berichtet die Evangelische Stiftung Alsterdorf mittels einer Presseinformation.
Zuletzt lebte der 95jährige in einer Wohngemeinschaft der alsterdorf assistenz ost im Moorbekring. Hanne Stiefvater, Vorständin der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, sagte: „Mit Günter Behn ist der letzte Zeitzeuge der grausamen Verbrechen aus der Zeit des Faschismus aus Alsterdorf gestorben. Wir werden niemals vergessen!“ Erst im Laufe der Zeit und durch die vielen Veränderungen der letzten Jahrzehnte konnte Günther Behn ein ganz normales Leben führen, mit Freunden, Urlauben und Geburtstagsfeiern mit Torte, die er sehr liebte. Dr. Michael Wunder, langjähriger Mitarbeiter der Evangelischen Stiftung Alsterdorf und Experte für die historischen Zusammenhänge der Anstaltszeit, beschrieb bei der Trauerfeier berührend die Geschichte von Günther Behn und den anderen Menschen, die vor 80 Jahren abtransportiert wurden: „Es ist von großer Bedeutung, wie Günther Behn und die anderen Menschen, die deportiert wurden, diese Bedrohung überlebt und wie sie es geschafft haben, ihr eigenes Leben weiter zu gestalten. Wir werden immer wieder an sie und ihre Erfahrungen erinnern“, heißt es in der Presseinformation der ESA.
Günther Behn wurde im Anschluss an die Trauerfeier auf dem Alsterdorfer Gräberfeld auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt.