Mainz/Bad Vilbel (kobinet) Für die Abgeordnete des Europäischen Parlaments Katrin Langensiepen war es eine anstrengende Woche zwischen einer Delegationsreise des EU-Sozialausschusses nach New York, über ihre Teilnahme an der Staatenkonferenz zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in New York City, bis zum Länderrat der Grünen in Bad Vilbel. Die Grünen-Abgeordnete nahm sich aber noch die Zeit, um den Teilnehmenden der Empowerment-Schulung zur Selbstvertretung behinderter Menschen einen Einblick in ihre Arbeit als Abgeordnete und ihr politisches Engagement zu geben. Per Videoschaltung kurz vor Beginn der Länderrats tauschte sie sich eine Stunde lang mit den Schulungsteilnehmenden in Mainz über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen als Abgeordnete mit einer Behinderung aus.
Zu Beginn des Austausches schilderte Katrin Langensiepen ihren Werdegang in die Politik. Nachdem sich für sie als behinderte Frau anfangs kaum berufliche Perspektiven auftaten, nahm Katrin Langensiepen in ihren 20er Jahren das Zepter selbst in die Hand und begann sich Unterstützer*innen zu suchen und sich selbst in der Politik zu engagieren. Menschenrechte und soziale Sicherheit für alle Menschen waren dabei stets eine entscheidende Triebfeder. Sie kandidierte schließlich für’s Kommunalparlament und dann erfolgreich für das Europaparlament. So ist Katrin Langensiepen nun schon seit vier Jahren im Europäischen Parlament vertreten und dort die erste Frau mit sichtbarer Behinderung.
Obwohl sie einiges regeln musste, dass sie beispielsweise gleichberechtigt und barrierefrei an den Abstimmungen im Parlament teilnehmen kann, spielte Behindertenpolitik für sie anfangs eine Randrolle, denn es gab und gibt so vieles, für das sich Katrin Langensiepen interessiert. Dennoch taten sich Türen auf, wo sie nicht Nein-Sagen konnte. So hat sie in den letzten Jahren einige Akzente im Europäischen Parlament beispielsweise für inklusive Arbeitsmöglichkeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt und gegen Diskriminierungen setzen können. 2024 will sie wieder zur Wahl antreten.
Dass der Alltag einer Europaabgeordneten ganz schön stressig sein kann, das wurde den Teilnehmenden der vom Bildugns- und Forschungsinstitut zum selbstbestimmten Leben Behinderter (bifos) organisierten und von der Aktion Mensch geförderten Empowerment-Schulung zur Selbstvertretung schnell klar. Die vielen Reisen nach Strassburg, Brüssel und in andere Länder, aber auch der Parlamentsalltag mit häufig sehr getacktetem Tagesablauf bewältigt Katrin Langensiepen zwar gut, aber sie nimmt sich immer wieder auch zwei bis drei Tage, um abzuschalen und sich zu regenerieren. Dass es behindertenpolitisch noch viel zu tun gibt, das wurde in der Diskussion deutlich. Von einem selbstbestimmten Leben behinderter Menschen sind wir nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern der Welt noch weit entfernt, wie Katrin Langensiepen beispielsweise diese Woche bei der Staatenkonferenz zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in New York City erleben musste. Aber vieles ginge auch hierzulande besser. In den USA ist beispielsweise die Barrierefreiheit für private Anbieter von Dienstleistungen und Produkten vorgeschrieben. Das mache einen riesigen Unterschied, berichtete Katrin Langensiepen. Dies gelte es auch für Deutschland und die EU voranzutreiben. So gibt es noch vieles, für das sich Katrin Langensiepen auch weiterhin stark macht.