BERLIN (kobinet) Der Deutscher Gehörlosen-Bund (DGB) fordert, den Status der Deutschen Gebärdensprache systematisch und nachhaltig zu schützen und zu fördern. Dabei beruft er sich auf eine Untersuchung des Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages im Oktober 2022. Diese hatte die Aufgabe, zu untersuchen, ob und inwieweit mit der Anerkennung der Deutscher Gebärdensprache als eigenständiger Sprache, wie in Paragraf sechs des Behindertengleichstellungsgesetz vorgenommen, zur Verbesserung der Lage der Betroffenen beigetragen werden könnte.
Der Deutsche Gehörlosen-Bund nimmt mit Unverständnis zur Kenntnis, dass die Wissenschaftlichen Dienste, statt diesem Auftrag nachzukommen, festgestellt haben, dass die Deutsche Gebärdensprache keine Minderheitensprache sei und auch nicht als Amtssprache verwendet werden könne.
Der Deutsche Gehörlosen-Bund nimmt dies zum Anlass, wichtige Klarstellungen vorzunehmen. Des Weiteren fordert er, dass die Deutsche Gebärdensprache schnellstmöglich als Minderheitensprache anerkannt und ihr ihr Gebrauch in der Gesellschaft als Gebot eines inklusiven Verständnisses von Sprache gefördert wird.
Traditionell leben Nutzerinnen und Nutzer der Deutschen Gebärdensprache seit dem 18. Jahrhundert auf deutschsprachigem Gebiet und bilden eine historisch gewachsene Minderheit, die sich selbst als „Gebärdensprachgemeinschaft“ bezeichnet und versteht. Heute gibt es zudem eine Vielzahl von eingewanderten Nutzerinnen und Nutzern verschiedener Gebärdensprachen in Deutschland.
Als früheste belegte Aufzeichnung der Nutzung der Deutschen Gebärdensprache im deutschsprachigen Raum gilt eine erste Etablierung des Schulwesens für gehörlose Kinder im 18.Jahrhundert in Berlin und Leipzig.
Heute stehen die seit Jahrhunderten hier lebenden Nutzerinnen und Nutzer der Deutschen Gebärdensprache angesichts der fehlenden Anerkennung als nationale sprachlich-kulturelle Minderheit nach wie vor unter keinem besonderen Schutz.
Um die Deutsche Gebärdensprache besser zu verankern, weiter zu fördern und damit auch die politische, soziale und kulturelle Identität ihrer Nutzerinnen und Nutzer, die sie häufig als Erstsprache erworben haben, zu schützen und zu stärken, fordert der Deutsche Gehörlosen-Bund die Anerkennung der Deutschen Gebärdensprache als nicht territorial gebundene Minderheitensprache.