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Es gibt dringenden Aufklärungsbedarf zu Induktionsanlagen

Drei Frauen vor einer Werbetafel, die über Kommune inklusiv informiert
Sie setzen sich für bessere Aufklärung und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung des Hörapparates ein
Foto: Liliane Herzberg

ERLANGEN (kobinet) Das Projekt "Kommune Inklusiv Erlangen" ist ein Projekt des Zentrums für selbstbestimmtes Leben Behinderter, das sich für die Vision stark macht, jedes Mitglied der Stadtgesellschaft ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes am gesellschaftlichen Leben in Erlangen zu ermöglichen. In dem Zusammenhang prüfen die Projektbeteiligten gegenwärtig in zahlreichen öffentlichen Gebäuden wie der Universität, Museen, Veranstaltungssälen oder Konferenzräumen das Vorhandensein und Funktionieren von Induktionsanlagen. Sie ermöglichen Menschen mit Beeinträchtigung des Hörvermögens diese Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.

In Erlangen Stadt und dem Landkreis Höchstadt leben 36.322 Menschen mit einer oder mehreren Behinderungen. Viele von ihnen haben eine Beeinträchtigung des Hörvermögens. Genaue Zahlen gibt es nicht, denn die Dunkelziffer dieser verborgenen Behinderung ist hoch, vor allem bei älteren Menschen. In dieser Region gibt es rund 70 fest installierte .Induktionsschleifen Kommune Inklusiv hat sie geprüft und festgestellt: Es gibt Aufklärungsbedarf.

„Überall dort, wo ein blaues Hörzeichen mit einem kleinen ‚T‘ angebracht ist, gibt es eine Induktionsanlage, mit der sich die meisten Hörgeräte und Cochlea-Implantate durch eine eingebaute Telespule verbinden können“, erklärt Anna Reinmann, Ansprechpartnerin der Selbsthilfegruppe Hörgeschädigte Erlangen-Höchstadt und selbst Betroffene. Aber viele wüssten von dieser Funktion gar nicht, weil es ihnen niemand erkläre. Auch die meisten Hörakustiker nicht. Petra Karl, Leiterin der Selbsthilfe für Schwerhörige, Ertaubte, CI-Träger Erlangen und zertifizierte Audioberaterin, fügt ergänzend hinzu: „Die T-Spule kann sogar eine Kassenleistung sein, sie ist meistens auch in den Hörgeräten vorhanden und muss nur aktiviert werden.“

„Das Tollste daran ist, dass nur das Audiosignal des Mikrofons direkt ins Ohr oder Implantat gelangt, ohne störende Nebengeräusche“, erklärt Reinmann begeistert. Vor allem bei zahlreich besuchten Veranstaltungen oder großen, hallenden Räumen, wie etwa Kirchen, unterstütze und filtere das wunderbar.

Bei der Prüfung der induktiven Anlagen musste Kommune Inklusiv feststellen, dass viele der zuständigen Personen gar nicht wissen, dass die Hörschleifen in ihren Räumen überhaupt vorhanden sind. Von den rund 85 geprüften Systemen funktionieren etwa 70, ausgeschildert sind aber nur 37. Dabei ist es dieser simple Hinweis, der in 70 Räumen darüber entscheidet, ob Menschen mit einer Hörbehinderung gesellschaftlich teilhaben können, oder eben nicht.

Bei den meisten der Veranstalter reichte der Besuch der Kommune Inklusiv aus, um für das Thema zu sensibilisieren, viele wollen ihre Räume fortan beschildern und intern Fortbildungen rund um das Thema Induktionsanlage anbieten. Darüber hinaus wäre es aber auch wichtig, dass Akustikerinnen und Akustiker zukünftig ebenfalls die Funktion bei ihrer Beratung zu den Hörgeräten bewerben.