Menu Close

Judith Heumann wollte ein barrierefreies Deutschland erleben

Judith Heumann und Ursula von der Leyen 2011
Judith Heumann und Ursula von der Leyen 2011
Foto: privat

Berlin (kobinet) "Judith Heumann ist tot, welch ein Verlust! Was hätten wir noch alles von ihr lernen können und wollen“, sagt die ehemalige ISL-Geschäftsführerin und Behindertenaktivistin, Dr. Sigrid Arnade, zum Tod der US-amerikanischen Ikone der Behindertenbewegung. Judith Heumann war eine treibende Kraft in der US-amerikanischen Gleichstellungsbewegung behinderter Menschen, die 1990 mit der Unterzeichnung des "Americans with Disabilities Act – ADA“ ihren größten Erfolg feierte. "Gleichzeitig war sie Vorbild und Inspiration für viele behinderte Menschen weltweit auf ihrem Weg vom Fürsorgeobjekt zum Menschenrechtssubjekt“, fasst Arnade Heumanns Einfluss auf die deutsche Behindertenbewegung zusammen. „Wir werden sie vermissen!“



Besonders deutlich sind Sigrid Arnade einige Tage Ende März 2011 in Erinnerung, als Judith Heumann auf ihrem Weg nach Norwegen einen mehrtägigen Zwischenstopp in Berlin einlegte. „Die damalige Arbeits- und Sozialministerin Ursula von der Leyen sagte ihr in einem persönlichen Gespräch zu, auch Deutschland werde wie die USA umfassende gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit verabschieden, wenn dieses Ziel sich anders nicht realisieren ließe,“ erinnert sich Arnade, die Judith Heumann damals als Gastgeberin begleitete. „In einem weiteren Gespräch mit Hubertus Heil, seinerzeit Generalsekretär der SPD, bedauerte dieser, entsprechende Regelungen aus der Oppositionsrolle der SPD heraus nicht schneller auf den Weg bringen zu können.“ Arnade ist sich sicher, dass es Judith Heumann eine riesige Freude gewesen wäre, wenn sie die Umsetzung dieser Ankündigungen noch erlebt hätte.

Deshalb appelliert die Behindertenaktivistin an die Politiker*innen, die Zusagen einzulösen, die sie Judith Heumann gegeben haben, auch wenn es dieser nicht mehr vergönnt sei, ein barrierefreies Deutschland zu bereisen. Und an behinderte Menschen in Deutschland gewandt fügt Sigrid Arnade hinzu: „Das Vermächtnis von Judith Heumann verstehe ich als Auftrag an uns alle, im Kampf um Gleichstellung und gegen Diskriminierungen nicht müde zu werden.“

Link zum kobinet-Bericht zum Tod von Judith Heumann vom 5. März 2023