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Aktion Mensch ruft zu überlegtem Energiesparen auf

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Foto: Aktion Mensch

Bonn (kobinet) Dunkle Straßen, abgeschaltete Schaufensterbeleuchtung und geschlossene Ladentüren gehören aktuell zum Stadtbild. Grund hierfür ist die erste Energieeinsparverordnung des Bundes. Diese stellt Menschen mit Behinderung vor besondere Herausforderungen. Die Aktion Mensch ruft daher zu überlegtem Energiesparen auf.

Fehlende Beleuchtung ist ein Problem für sehbehinderte Menschen

„Einkaufen ist für mich zum Problem geworden“, sagt Adina Kroggel. Die 24-Jährige ist von Geburt an stark sehbehindert. „In den Geschäften werden viele Waren nicht beleuchtet, sodass ich nicht mehr selbstbestimmt einkaufen kann.“ Außerdem wird in vielen Städten die Straßenbeleuchtung komplett abgeschaltet oder stark reduziert, was für Menschen mit Sehbehinderung die Orientierung zusätzlich erschwert.

„Für mich können nicht funktionierende Heizungen oder ein Stromausfall lebensbedrohlich werden“, sagt Franziska Seehausen, Praktikantin bei der Aktion Mensch. Die 31-Jährige hat eine Muskelerkrankung und ist auf einen Rollstuhl und ein Beatmungsgerät angewiesen. „Damit meine Muskeln funktionieren, muss ich meinen Körper warmhalten.“ Deshalb muss sie sich immer in Räumen mit ausreichend hoher Temperatur aufhalten. „Wenn ich unterkühle, bin ich viel anfälliger für Erkältungen. Weil ich nicht abhusten oder mir die Nase putzen kann, ist jede Krankheit lebensbedrohlich“, erklärt sie weiter. Die beiden jungen Frauen finden Energiesparen zwar wichtig, jedoch sollte genau überlegt werden, wo und wie.

„Bei der Umsetzung der Energieeinsparverordnung dürfen die Belange von Menschen mit Behinderung nicht vergessen werden“, fasst Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch, zusammen. „Nicht nur Menschen mit Behinderung sind auf gut durchdachte Lösungen angewiesen. Auch Frauen, Senior*innen oder andere Menschen, die sich in dunklen Straßen unwohl fühlen oder auf Barrieren stoßen, sollten als Zielgruppe bei politischen Entscheidungen besonders berücksichtigt werden.“

Energiesparen als Chance für Barrierefreiheit?

„Diese Situation birgt aber auch eine Chance“, ist sich Christina Marx sicher. „Sie könnte einen Anreiz bieten, die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum weiter auszubauen. Denn je schwächer das Licht, desto wichtiger werden akustische Blindenampeln, klare Kontraste und Blindenleitsysteme.“