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Berlin (kobinet) Am 23. September fand der 5. Internationale Tag der Gebärdensprachen statt. Für die Gehörlosen- und Gebärdensprachgemeinschaften weltweit ist dies ein besonderer Tag, weil er der Aufklärung über Gehörlosenkulturen und nationale Gebärdensprachen und ihre Verbreitung sowie der Sensibilisierung für das Thema dient. Daher hat der Deutsche Gehörlosen-Bund seine Presseinformation auch unter das Motto "Sign Languages unite us“ - also "Gebärdensprachen vereinen uns" gestellt.
„An diesem Internationalen Tag der Gebärdensprachen feiern wir die gemeinsamen Erfolge und Bemühungen der Gehörlosen- und Gebärdensprachgemeinschaften, der politischen Akteure auf der Bundesebene und in den Ländern und der Vertreter/-innen der Zivilgesellschaft zur Förderung, Stärkung und zum Schutz des Status der Deutschen Gebärdensprache und der sprachlichen und kulturellen Identität aller gehörlosen und gebärdensprachigen Menschen in Deutschland“, heißt es in der Presseinformation des Deutschen Gehörlosen-Bund (DGB). Grundlage ist die 2017 verabschiedete Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen, mit der der 23. September auf Initiative des Weltverbandes der Gehörlosen (WFD) als Internationaler Tag der Gebärdensprachen anerkannt wurde. „SIGN LANGUAGES UNITE US“ oder auf Deutsch: „Gebärdensprachen vereinen uns!“ bzw. „Gebärdensprachen verbinden uns!“ – so lautet das Motto des Weltverbandes der Gehörlosen (WFD).
„Bundeskanzler Olaf Scholz wies auf seinem Instagram-Account darauf hin. Mehrere Bundestagsabgeordnete – Takis Mehmet Ali (SPD), Corinna Rüffer und Stephanie Aeffner (beide Bündnis 90/Die Grünen), Jens Beeck (FDP), Hubert Hüppe und Wilfried Oellers (beide CDU) und Sören Pellmann (Die Linke) – sowie Jürgen Dusel (Bundes-Behindertenbeauftragter) halten in den sozialen Medien eine kurze Ansprache oder übermitteln positive Wünsche an die Gebärdensprachgemeinschaft. Ebenso werden diverse Institutionen aus ganz Deutschland ihre Botschaften anlässlich des heutigen Tages verbreiten“, informiert der DGB. Laut Koalitionsvertrag vom Dezember 2021 (S. 78) sollte die Bundesregierung dafür sorgen, dass Pressekonferenzen und öffentliche Veranstaltungen von Bundesministerien und nachgeordneten Behörden sowie Informationen zu Gesetzen und Verwaltungshandeln in Gebärdensprache übersetzt und untertitelt werden sowie die Angebote in Leichter bzw. einfacher Sprache ausgeweitet werden. Dazu sollte sie einen Sprachendienst in einem eigenen Bundeskompetenzzentrum (BKZ) Leichte Sprache/Gebärdensprache einrichten. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales baut das BKZ Leichte Sprache/Gebärdensprache, das im Sprachendienst angesiedelt sein soll, in eigener Federführung auf. Das Projekt befindet sich noch in der Konzeptionsphase, sodass noch keine Angaben zum Beginn der Arbeitsfähigkeit gemacht werden können. Durch den russischen Krieg in der Ukraine und die Inflation verzögert sich der Prozess des Aufbaus des Bundeskompetenzzentrums. Trotz dieser Schwierigkeiten verfolgt der Deutsche Gehörlosen-Bund den Prozess weiter und beobachtet diesen mit großem Interesse.
Aus organisatorischen Gründen wird der Deutsche Gehörlosen-Bund nicht heute die geplante Pressekonferenz und die Abendveranstaltung durchführen, sondern voraussichtlich am 10.11.2022. An diesem Abend wird es eine Podiumsdiskussion zum Thema des Koalitionsvertrags geben, vor allem bezogen auf Gehörlose und andere Menschen mit Hörbehinderungen. Hierbei soll diskutiert werden, welche Inhalte aus dem Koalitionsvertrag in ihrer Umsetzung gut funktionieren und welche noch nicht umgesetzt worden sind. Das Ziel ist nach wie vor, dass die Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen gewährleistet werden muss. Mehr darüber ist im von der Bundesversammlung des DGB 2019 beschlossenen Forderungskatalog für die Gehörlosen- und Gebärdensprachgemeinschaft in Deutschland zu erfahren. Schließlich wird der DGB der Öffentlichkeit am 10.11.2022 einen neuen Sensibilisierungsfilm vorstellen. Hier sei an die erfolgreichen Sensibilisierungsfilme über das Leben der Gehörlosen und die gesellschaftlichen Barrieren vom letzten Jahr erinnert.
Über den Bundesverband
Der Deutsche Gehörlosen-Bund e. V. versteht sich als sozial- und gesundheitspolitische, kulturelle und berufliche Interessenvertretung der Gebärdensprachgemeinschaft, also der Gehörlosen und anderer Menschen mit Hörbehinderung, die sich in derzeit 26 Mitgliedsverbänden mit ca. 28.000 Mitgliedern, darunter 16 Landesverbänden und 10 bundesweiten Fachverbänden, zusammengeschlossen haben. Insgesamt zählen dazu mehr als 600 Vereine. Ziel des Verbandes ist es, die kontinuierliche Verbesserung der Lebenssituation von Gehörlosen durch den Abbau von kommunikativen Barrieren und die Wahrung von Rechten, um eine gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.