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Die Personalfindung im Arbeitgebermodell und die Krise

Ein Rollstuhlfahrer wird geschoben, beide im Look von Star Wars Truppen (Legofiguren).
Ein Rollstuhlfahrer wird geschoben, beide im Look von Star Wars Truppen (Legofiguren).
Foto: Andrew Martin

München (kobinet) Mit der Personalsuche im Arbeitgebermodell oder im persönlichen Budget haben wir uns unlängst in einer Interviewreihe (die Sommerinterviews) auseinandergesetzt. Mittlerweile ist das Thema auch bei den Printmedien angekommen. Die Süddeutsche Zeitung titelte am 5. September 2022 einen Artikel mit „Schlechte Bezahlung – Helfer für Menschen mit Behinderung werden knapp“.

Für Menschen mit Behinderung ermöglicht das Arbeitgebermodell die größtmögliche soziale Teilhabe und Selbstbestimmung. Der erwähnte Artikel beschreibt die Lebenssituation einer behinderten Frau in München, die ihre Assistenz im Rahmen dieses Modells selbst organisiert. Dafür beschäftigt sie mehrere Personen in ihrem Privathaushalt, muss sich aber um das Personalmanagement auch selbst kümmern. Das Problem geeignete Personen zu finden erleben in dieser Zeit sehr viele sogenannte „Behinderte Arbeitgeber*innen“ am eigenen Leibe. Die Ursachen sind vielfältig, wie die von kobinet geführten Sommerinterviews gezeigt haben.

Darüber schreibt auch die Süddeutsche Zeitung in ihrem Artikel vom 5.9.2022 und erwähnt als eine der Ursachen die schlechte Bezahlung. Das Statistische Bundesamt veröffentlichte vor kurzem, dass der reale Lohnverlust für Arbeitnehmerinnen in Deutschland im Moment bei 4,4 % liegt. Die Inflation ist derzeit ungleich höher, geschätzt bei 7,9 %. Der Supermarkteinkauf, das Tanken seines Fahrzeugs und die Mietnebenkosten erreichen bisher unbekannte Höhenflüge. Das Leben wird unbezahlbar!

Was die Kolleg*innen der Süddeutschen Zeitung zu dem Zeitpunkt nicht berichteten, der Bezirk Oberbayern erhöht ab dem 1. September 2022 das Niveau der Stundensätze um 3,65 %. Eine stattliche Erhöhung, die in den Vorjahren wesentlich magerer ausgefallen ist. In einem Rundschreiben an die Betroffenen macht der Bezirk seine neuen Stundensätze bekannt. Sogenannte Laienhelfer erhalten in Zukunft 13,91 €, nach einer Betriebszugehörigkeit von zwei Jahren 0,30 € mehr, also 14,21 €. Fachkräfte mit einer entsprechenden Ausbildung erhalten 0,30 € mehr. Bei einer genaueren Betrachtung ist diese Erhöhung allerdings alles andere als üppig. In dem Anschreiben sucht man z. B. vergeblich nach einem 13. Monatsgehalt oder sonstigen sozialen Leistungen. Sonderzuschläge für Nachtarbeit oder Schichten am Feiertag sind für den Bezirk offensichtlich immer noch nicht vorstellbar. Führt man sich die Preisentwicklungen und Reallohnverluste in diesem Land vor Augen, dann kann einem angst und bange werden.

Wir behinderte Arbeitgeber*innen sind in unserer Existenz mehrfach bedroht. Die eigene Lebensführung mit den Nebenkosten für Energie und Kosten für die Mobilität sind nicht mehr zu schultern. Und zusätzlich die Angst seine eigene Selbstbestimmung mangels Personal zu verlieren, weil sich für diese Bedingungen kaum noch Menschen für diese Form der Unterstützung finden lassen.

Vielleicht müssen wir einfach mal mehr klatschen!