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Geschichte der Evangelische Stiftung Alsterdorf

Finanzsenator Dr. Andreas Dressel, Prof. Hanns-Stephan Haas und Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz bei Vorort-Termin
V.l.n.r. Finanzsenator Dr. Andreas Dressel, Prof. Hanns-Stephan Haas und Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz bei Vorort-Termin
Foto: Evangelische Stiftung Alsterdorf

Hamburg (kobinet) Die Hamburger Journalistin Hertha-Margarethe Kerz hat sich intensiv mit der Geschichte der Evangelischen Stiftung Alsterdorf in Hamburg beschäftigt. Dabei geht sie in ihrem, den kobinet-nachrichten zur Veröffentlichtung bereit gestellten Bericht, auch auf die aktuelle Situation und die Pläne für die Zukunft ein.

Bericht von Hertha-Margarethe Kerz

Geschichte der Evangelische Stiftung Alsterdorf

Die Evangelische Stiftung Alsterdorf, vormals Alsterdorfer Anstalten, war eine Institution, gegründet von Pastor Sengelmann, zur Hilfe für gesunde, aber benachteiligte Kinder. Hier lernten sie Handwerke und Landwirtschaft. Nachdem er jedoch geistig behinderte Menschen kennenlernte, weitete er seine Aktivitäten auf diesen Kreis von Menschen aus. Doch dann kamen der I. Weltkrieg und die Nazizeit.

Kaum hatte Direktor Lensch, evangelischer Theologe, Oberscharführer der SA, Volkssturmführer und Nazipastor, die Anstalten übernommen, wurden die Anstalten zu einem „Spezialkrankenhaus für alle Arten geistiger Defektzustände“ und „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“.

Kaum entdeckte die nationalsozialistische Medizin in Person von Gerhard Kreyenberg, die Alsterdorfer Anstalten, war es um die Bewohner geschehen. Sie wurden zwangsweise experimentellen Behandlungen unterworfen, mit Röntgenstrahlen des Gehirns traktiert, Schlaf- und Fieberkuren unterworfen oder in eiskalte oder kochend heiße Dauerbäder gesteckt. Kreyenberg unterstützte die Zwangssterilisation von Menschen mit geistiger Einschränkung und vielen anderen Personengruppen und trieb sie voran.

Nichts wird besser

Der eigentliche Skandal begann jedoch nach dem II. Weltkrieg. Zwar wurden die Alsterdorfer Anstalten wieder aufgebaut und dienten weiterhin zur Unterbringung vorwiegend von Menschen mit geistigen Einschränkungen. Aber entgegen den Zielen von Pastor Sengelmann, blieb die Einrichtung ein Verwahrort, anstatt dass Menschen dort gefördert worden wären. Jede Familie, die sich eines ihnen nicht genehmen Familienmitglieds entledigen wollte, konnte gegen eine entsprechende finanzielle Aufwandsentschädigung eine Unterbringung erbitten. Die Menschen wurden dort oft gegen ihren Willen festgehalten. Weder waren die Ernährung noch Hygienestandards, noch eine sinnvolle Beschäftigung der Heiminsassen vorgesehen. Die Verhältnisse in den Alsterdorfer Anstalten waren bekannt. Die Anwohner rund um die Anstalten wussten um die Zustände, doch niemand schien sich dafür zu interessieren oder tat gar etwas. Teils, weil es vielen Menschen unangenehm war, behinderte Menschen auch nur zu sehen und sie froh waren, dass es eine solche Einrichtung gab.

Teils weil sie mit den Kriegsfolgen noch vollauf ausgelastet waren und nur Augen für ihre eigenen Probleme hatten. Teils weil es sie schlicht nicht interessierte. Denn selbst nach dem II. Weltkrieg und dem verlorenen Krieg waren sehr viele Deutsche noch vom Geist des Nationalsozialismus beseelt. Besonders Menschen in der Mitte ihres Lebens kannten nichts anderes und waren gar nicht in der Lage, andere Denkstrukturen bei sich zu etablieren. Noch weit in die 70er und 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts hinein, hörte man ganz offen alte Männer den Krieg propagieren, weil „es da ja noch Abenteuer gegeben habe, weil die Deutschen die Herrenrasse seien“ und viele weitere nationalsozialistische Einstellungen. Dazu kam das Wirtschaftswunder der 1950er-Jahre, das selbst heute noch propagiert wird – falsch propagiert. Denn wie bei den meisten Verwerfungen in der Sozialstruktur ging dieses Wunder, wie es Wunder so an sich haben, an dem größten Teil der Menschen vorbei. Behinderte, Kriegsversehrte, Witwen, deren Männer im Krieg getötet wurden, und die unterste Arbeiterklasse konnten nur zusehen, wie die Nachbarn sich die Schrankwand leisten konnten – der Mercedes des kleinen Mannes zur damaligen Zeit – während sie selbst die monatliche Fleischration bei der Freibank kaufen mussten. Ein Glück war dabei, dass es noch keine soziale Durchmischung gab. Stadtteile waren fein säuberlich nach Schichtzugehörigkeit getrennt.

Naziverfolgung Light

In den Alsterdorfer Anstalten traten währenddessen Lensch und Kreyenberg nach dem Krieg zwar von ihren Ämtern zurück, doch strafrechtliche Konsequenzen hatte ihr Tun nicht. Lensch war vielmehr bis 1948 Gemeindepfarrer in Othmarschen, Kreyenberg ließ Gras über sein Tun wachsen und eröffnete 1952 im Stadtteil Alsterdorf eine Arztpraxis mit Belegbetten in den Alsterdorfer Anstalten. Nicht zu vergessen, dass er nebenbei noch 20 Jahre Gutachter in den Wiedergutmachungsverfahren nach Zwangssterilisationen war.

Sengelmann-Konzept nicht totzukriegen

Dennoch setzten sich irgendwann Sengelmanns ursprüngliche Erkenntnisse und Ziele wieder durch, dass Menschen mit körperlichen und oder geistigen Einschränkungen gefördert werden müssen. Seine ursprüngliche Vorgehensweise war zwar nicht mehr zu evaluieren. Aber dafür wurden Beschäftigungs- und Arbeitstherapien in den Alsterdorfer Anstalten aufgebaut. Mit erheblicher finanzieller Unterstützung von Versandhausgründer Werner Otto entstand auf dem Alsterdorfer Gelände 1974 ein Zentrum zur Früherkennung und Behandlung von Behinderungen. Das Werner-Otto-Institut ist bis heute aktiv und bietet eine interdisziplinär arbeitende diagnostische und therapeutische Ambulanz und eine kleine Klinik. Das Institut nahm den Gedanken der speziellen Erziehung und Förderung von behinderten Kindern durch Nachahmung und gemeinsames Lernen mit gesunden Kindern auf, der schon im 18. und 19. Jahrhundert entwickelt worden war. Damit eröffnete es den ersten Integrationskindergarten in der Hansestadt. Das Sozialpädiatrische Zentrum (Werner-Otto-Institut) war das erste ambulante Angebot der Stiftung für Familien mit behinderten Kindern.

Gewalt statt sozialer Gedanke

Erst 1975 entstand außerhalb des Stiftungsgeländes und unter dem Protest der Anwohner die einzige Außenwohngruppe. Gleichzeitig nahm eine Heilerzieher-Schule ihre Ausbildung auf. Dennoch waren die Zustände in den Alsterdorfer Anstalten alles andere als ideal zu nennen. Ganzheitliche und pädagogische Sichtweisen kamen mit den Absolventen der Heilerzieher-Schule zwar in deren Alltagsarbeit, ließen sich aber in den Alsterdorfer Anstalten nicht umsetzen. Denn deren Strukturen waren weiterhin vorzugsweise auf die Unterbringung und Verwahrung von Menschen mit Einschränkung mit möglichst wenig Aufwand ausgerichtet. Platz für individuelle Förderung gab es nicht. Vielmehr herrschten Angst und Gewalt bei der Betreuung der Zöglinge vor. Essensentzug, schlafen in Waschräumen, Bettfessellungen und Prügel waren der Normalzustand.

Doch die folgende Mitarbeitergeneration akzeptiere diese Zustände nicht mehr. Hatten sie doch etwas völlig anderes in ihrer Ausbildung gelernt. Forderungen aus der Mitarbeiterschaft nach grundlegenden inhaltlichen Veränderungen – der Umsetzung des Normalisierungsgedankens – wurden immer lauter. Ein Kollegenkreis formierte sich, der heutige Selbstverständlichkeiten einfordern musste: das Abstellen von Bestrafung und Gewalt, die ausreichende Versorgung der Zöglinge mit Nahrung und Hygiene und sinnvolle Beschäftigungen. Später erweiterten sie die Forderungen. Ihre größeren Ziele wie die Gründung von Wohngruppen in den Stadtteilen, die Aufhebung der Geschlechtertrennung in den Wohnungen, die Schaffung von Förderangeboten für Menschen mit sehr schweren Behinderungen und vor allem das individuelle Recht auf Sexualität verfolgten sie stringent. Gerade Letzteres war ein für damalige Verhältnisse revolutionärer Gedanke. War es Menschen mit geistigen Behinderungen doch verboten, sexuelle Beziehungen aufzunehmen.

Die vierte Gewalt steht auf

Doch dann kam das Jahr 1979. Im ZEIT-Magazin erschien eine Reportage über die katastrophalen Lebensbedingungen sehr schwer behinderter Menschen in den Alsterdorf Anstalten. Jetzt plötzlich reagierte auch die Öffentlichkeit. Sie brachte Stiftungsleitung und aufsichtsführende Behörde in Erklärungsnot. Anstaltsleiter Pfarrer Schmidt gab zu, dass Behinderte angeschnallt und geschlagen und dass Beruhigungsmittel auch ohne medizinische Notwendigkeit verabreicht worden seien. Er erklärte diese Missstände mit zu geringer Personaldichte und mangelnder Ausbildung des vorhandenen Personals.

Der Pflegesatz der Stiftung, der niedrigste aller Hamburger Einrichtungen der Behindertenhilfe, wurde durch die Sozialbehörde erhöht. Die Stiftung erhielt einen Kredit für den Neubau eines sechsstöckigen, nicht behindertengerechten Hauses. Es bot 220 Menschen in 2-3-Bettzimmern Platz – gegenüber der bisherigen Schlafsaalsituation eine Verbesserung. Doch behindertengerecht geht anders. Und so wurde das Haus 2011 /2012 wieder abgerissen.

Ein neues Konzept – Behindertenhilfe

Anfang der 80er-Jahre zogen immer mehr Wohnverbünde vom Stiftungsgelände in Hamburgs Stadtteile. Eine Gruppe mit stark auffälligen Bewohnern zog ins Hamburger Umland. Die Belegungssituation auf dem Alsterdorfer Gelände konnte so entzerrt werden. Bessere personelle und räumliche Ausstattungen, intensive Zuwendung und moderne pädagogische Konzepte verbesserten die Lebensbedingungen der geistig behinderten Bewohner in der Stiftung in den 80er-Jahren kontinuierlich.

Seit Anfang der 80er-Jahre gab es dann auch keine Sonderschule mehr. Vielmehr wurde Ende der 80er die erste Grundschule mit Integrationsklassen gegründet. Auch dies anfangs mit erheblichen Bürgerprotesten. Sorgte sich die „gesunde“ Bevölkerung doch, dass die Behinderten den Lernerfolg ihrer Sprösslinge gefährde. Die Kinder dagegen sahen das zum größten Teil ganz anders. Und so ist der Erfolg von Integrationsklassen vorwiegend ihnen zu verdanken. Ihnen, die ohne Vorbehalte Kinder mit Einschränkungen akzeptieren können.

1983 übernahm der Hamburger Propst Rudi Mondry den Vorsitz im dreiköpfigen Vorstand, sorgte für die Aufarbeitung der Alsterdorfer Geschichte und trieb die konzeptionelle Weiterentwicklung der Behindertenhilfe konsequent voran. Deren Regionalisierung wurde 1989 Programm. In seine Amtszeit fiel auch die Änderung des Stiftungsnamens: Ende Dezember 1988 wurde aus den Alsterdorfer Anstalten die Evangelische Stiftung Alsterdorf.

Behinderung ist teuer

Anfang der 90er-Jahre geriet die Stiftung dann in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Denn die Ausgaben waren höher als die Einnahmen, da nicht alle Veränderungen refinanziert werden konnten. Den einzelnen Bereichen wurden nach Abforderung, Gelder ohne Kontrolle bewilligt. Ein Budgetmanagement gab es nicht, geschweige denn das, was heute Controlling genannt wird. Also musste gespart werden – und viele Investitionen wurden zurückgestellt, das Angebot wieder verringert.

1992 wurden dann die Gehälter der Vorstandsmitglieder thematisiert, was dazu führte, dass 1993 ein vierköpfiger Vorstand die Geschäftsführung übernahm. Seit Mitte der 90er-Jahre leiteten Rolf Baumbach († 2006) und Wolfgang Kraft die Stiftung. Und mithilfe des Hamburger Senats, der Kirche und Banken führten sie innerhalb von zwei Jahren eine umfassende finanzielle Sanierung durch.

Die Zukunftssicherung der Stiftung setzte sich 1998 fort: Vorstand, Mitarbeitervertretung und ÖTV vereinbarten einen gemeinsamen Prozess der Binnenmodernisierung und schlossen das „Bündnis für Investition und Beschäftigung“. Hierbei verzichteten alle Mitarbeiter fünf Jahre lang auf Tariferhöhungen. Die eingesparten 50 Millionen Mark konnten daraufhin in Neubauten investiert werden. Im Gegenzug verzichtete die Stiftungsleitung auf betriebsbedingte Kündigungen und die Ausgliederung von Betriebsteilen. Das Bündnis endete am 31. Dezember 2003.

Recht auf Selbstständigkeit

Ein neues Betreuungsgesetz wurde 1992 verabschiedet. Es sollte mehr Eigenverantwortung für den einzelnen behinderten Menschen schaffen, besonders in Bezug auf seine Rechtsfähigkeit. Neue Konzepte in der Behindertenhilfe entstanden: Im Zentrum steht ab sofort der Mensch mit Behinderung, der mit weitestgehender Selbstständigkeit sein Leben mit professioneller Unterstützung planen und entwickeln soll. Dies wurde in einem europäischen Gemeinschaftsprojekt zwischen Belgien, den Niederlanden und Deutschland mit dem Titel „Community care“ erprobt. (Die Evangelische Stiftung Alsterdorf war an diesem Projekt mitbeteiligt) Ziel war es, die vorgehaltenen Angebotsstrukturen in Großeinrichtungen in flexible, nachfrageorientierte Assistenz und Dienstleistungen umzuwandeln. Der behinderte Mensch im Mittelpunkt kauft sich seine ihm gemäßen Assistenz- und Unterstützungsangebote selbst oder durch einen Betreuer ein. Solche Modelle wurden in Dänemark und Schweden schon seit den 80er-Jahren umgesetzt.

Vom Pflegling zum Kunden

Die Reform des § 93 des Bundessozialhilfegesetzes 1999 veränderte die Situation der Behindertenhilfe wieder. Der hilfebedürftige Mensch wurde nun zum „Leistungsnehmer“. Die Pflegeanteile in der Betreuung von Menschen mit Einschränkungen sollen aus dem Pflegesatz herausgerechnet und aus den Kassen der Pflegeversicherung finanziert werden. Die Anbieter der Behindertenhilfe müssen ihre Dienstleistungen in Form von präzisen Leistungs- und Maßnahmenbeschreibungen dem Kunden, also dem Menschen mit einer Einschränkung und/oder seinem Betreuer, anbieten und gegenüber den Behörden rechtfertigen. Dadurch gibt es keine Bevorzugung von freien gemeinnützigen Trägern mehr, sodass alle Anbieter die gleiche Ausgangsposition haben. Eine Verbesserung ist das für viele Menschen mit physischen oder psychischen Einschränkungen jedoch nicht. Sind die Einschränkungen doch viel zu individuell und die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel viel zu gering, als dass die tatsächlichen Bedarfe ausreichend gedeckt würden. Der Staat versteht nicht, dass eine einschränkende Behinderung bürokratischen Strukturen nicht unterworfen werden kann.

Im SGB XII besteht die selten genutzte Möglichkeit, den Regelsatz bei erheblich abweichendem Bedarf abweichend höher oder niedriger zu bemessen. Dumm nur, dass diese Möglichkeit nicht explizit konkretisiert wird und damit dem Entscheidungsspielraum des Behördenmitarbeiters unterliegt. Im SGB II wurde die Pflicht, unabweisbare ständige Sonderbedarfe zusätzlich zu berücksichtigen durch das Urteil 1 BvL 1/09 des Bundesverfassungsgerichts vom 9. Februar 2010 geschaffen und später vom Gesetzgeber übernommen. Dennoch ist es unabdingbar, dass entsprechende Behördenarbeitsplätze mit Menschen mit Einschränkungen besetzt werden müssen. Es kann nicht sein, dass jede kleine finanzielle Hilfe außer der Reihe gerichtlich eingefordert werden muss.

Von der Sonderwelt zur Teilhabe

Um ihre Geschichte aufzuarbeiten, aber auch um ihre aktuelle Leistungsfähigkeit zu demonstrieren, stellte der Hamburger Senat 4 Millionen Euro zur Sanierung von historischen Gebäuden auf dem Stiftungsgelände und für eine „Straße der Inklusion“ zur Verfügung. Mit dem Geld werden in den kommenden Jahren sechs denkmalgeschützte Gebäude saniert. „Die Straße“ wird einen Abriss der Geschichte der Alsterdorfer Anstalten bis zur Gegenwart der Evangelischen Stiftung Alsterdorf geben. Beides ist Teil eines umfangreichen Stabilisierungsprogramms der Stadt Hamburg, um die Corona-Schäden abzufedern. „Ein wichtiger Teil unseres Grundverständnisses beruht auf der Erinnerung an unsere Geschichte und Vergangenheit. Darauf aufbauend gestalten wir Konzepte der Inklusion für die Zukunft“, so Prof. Dr. Hanns-Stephan Haas, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Stiftung Alsterdorf. „Durch die Unterstützung der Stadt Hamburg können wir beides miteinander verbinden und damit Wege gehen, die wir aus eigener Kraft nicht umsetzen könnten.“

Finanzsenator Dr. Andreas Dressel betonte: „Mit unserem Wirtschafts- und Stabilisierungsprogramm helfen wir dabei mit, dass Hamburg gut durch die Corona-Krise kommt. Wir unterstützen gesamtstädtisch relevante Maßnahmen ebenso wie auch Projekte in den Bezirken und Stadtteilen. Die Straße der Inklusion ist eingebettet in die Planung des gesamten Stiftungsgeländes als barrierefreies Quartier und wir freuen uns, damit zu der Entwicklung von umfassenden sozialräumlichen und inklusiven Strukturen beizutragen.“

Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz erklärte: „Die Straße der Inklusion ist ein vorbildliches Projekt, das Geschichte erfahrbar macht und auch ein wichtiges Stück Erinnerungskultur bietet. Die Evangelische Stiftung Alsterdorf leistet hier eine tolle und wichtige Arbeit für eine inklusive Gesellschaft weit über unsere Bezirksgrenzen hinaus. Ich freue mich sehr, dass es uns gemeinsam gelungen ist, die Finanzierung für dieses Vorhaben zu sichern. Mein Dank gebührt insbesondere Finanzsenator Dressel für sein Engagement.“

Straße der Inklusion bietet bautypologische Zeitzeugnisse

Anders als andere große ehemalige Anstaltsgelände, die einheitlich gestaltet wurden, haben sich auf dem Gelände der Evangelischen Stiftung Alsterdorf mehrere unterschiedliche Baustile erhalten. Vom Fachwerkhaus, dem ersten Gebäude der Stiftung von 1863, bis zur alten Großküche von 1912 bilden die Gebäude der Straße der Inklusion daher einen Bestand mit überregionaler Bedeutung. In enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden in Hamburg sollen diese in den nächsten Jahren saniert werden für eine barrierefreie und inklusive Nutzung.

Das Hamburger Wirtschafts- und Stabilisierungsprogramm (HWSP)

Mit dem HWSP sollen in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt rund 900 Millionen Euro in diverse kurzfristig wirksame bzw. vorgezogene städtische Maßnahmen gelenkt werden, um einen Beitrag dazu zu leisten, dass insbesondere die Hamburger Wirtschaft durch verlässliche und verstärkte staatliche Investitionstätigkeit aus der Corona-Krise kommt. Im Mittelpunkt des Programms stehen insbesondere die wichtigen Zukunftsthemen Klimaschutz, Mobilitätswende, Digitalisierung, Forschung, Bildung und Innovation. Die Mittel sollen dabei insbesondere für konjunkturell wirksame Maßnahmen der Sanierung und des Ausbaus der städtischen Infrastruktur (z. B. in Schulen, Hochschulen, im Sport oder den Bezirken), für IT- und Digitalisierungsprojekte, für Klimaschutzmaßnahmen sowie für Förderungen in den Bereichen Gesundheit und Arbeitsmarkt, aber auch Kultur und Tourismus eingesetzt werden. Dabei stehen sowohl gesamtstädtisch relevante Maßnahmen als auch Projekte in den Bezirken und Stadtteilen im Fokus, da gezielte Konjunkturimpulse auch vor Ort in den Stadtteilen wirksam werden sollen. Insbesondere die Ko-Finanzierung von aktuellen, ebenfalls der Krisenbewältigung dienenden Bundesprogrammen soll durch das Wirtschaftsstabilisierungsprogramm sichergestellt werden.

Die Evangelische Stiftung Alsterdorf ist ein modernes und vielseitiges, diakonisches Dienstleistungsunternehmen.

Im Mittelpunkt der Arbeit der mehr als 6.500 Mitarbeitenden steht der Mensch mit seinen unterschiedlichen Bedürfnissen. Die Aufgabenfelder sind vielseitig. Es gibt Assistenz-, Wohn- und Bildungsangebote für Menschen mit Behinderung sowie Angebote in der Kinder- und Jugendhilfe. Medizinische und therapeutische Behandlungen in den Krankenhäusern der Stiftung gehören ebenso zum Schwerpunkt der Arbeit wie Bildungsangebote in Kindertagesstätten und Schulen sowie Seniorenhilfe und Pflege.

Siehe auch das Interview der kobinet-nachrichten vom 12. Mai 2022 mit dem Titel: Vom eingezäunten Anstaltsgelände zum offenen Alsterdorfer Markt