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Die Sommerinterviews

Assistent und Mensch mit Behinderung trinken gemeinsam
Ein Assistent hilft einem Mensch mit Behinderung beim Trinken und trinkt gleichzeitig selbst.
Foto: Andreas Vega

München (kobinet) Wer kennt das nicht, Lieblingssendungen oder wichtige Ansprechpartner sind in der Sommerpause. So plagt einem vor dem Fernseher entweder die Langeweile, oder der richtige Mann zum Reparieren eines Rollstuhls ist in weite Ferne verreist. Kobinet hingegen wird in den nächsten Tagen täglich ein Interview zum Thema „Persönliche Assistenz“ veröffentlichen. Am 19. Juni diesen Jahres veröffentlichten wir einen Bericht über massive Probleme bei der Personalsuche im Arbeitgebermodell bzw. persönlichen Budget. Die Redaktion erreichte viel Resonanz, das Thema der Artikel also getroffen. Täglich erscheint also ein Interview mit einem Menschen mit Behinderung, der „Persönliche Assistenz“ selbst organisiert und so versucht sein Lebensmodell „Selbstbestimmt Leben“ umzusetzen. Unsere Leser*innen bekommen also einen kleinen Einblick in die Probleme, die sich auf diesem Wege ergeben.

Heute sprechen wir mit einer Person aus der Region Unterfranken, die ihre Eindrücke aus ihrem Umfeld einschätzt.



Kobinet: In welchem Umfang benötigen Sie persönliche Assistenz?

24 Stunden & 7 Tage die Woche 365 Tage im Jahr.

Kobinet: Wie lange leben Sie schon mit persönlicher Assistenz?

Seit über 40 Jahren.

Kobinet: Wie funktioniert bei Ihnen die Suche nach geeigneten persönlichen Assistent*innen?

Es wird immer schwieriger, geeignete Leute zu finden. Auch wenn sich bei mir bisher als Reaktion auf meine Inserate im Regelfall mehrere Interessenten gemeldet haben, kommt es bei den Allermeisten davon aus verschiedenen Gründen doch nicht zum Arbeitsverhältnis (die zu besetzende Stelle habe zu viel oder zu wenig Stunden). Der Lohn sei zu niedrig, was in der Tat stimmt, aber das kann ich nicht beeinflussen. Der Interessent meldet sich bei mir ein erstes Mal und dann nicht mehr. Der Interessent kommt zum Probearbeiten und erweist sich nach kurzer Zeit als ungeeignet, da er entweder die Arbeit zu anstrengend findet oder die „Chemie“ zwischen ihm und mir einfach „nicht stimmt“. Neuerdings wurde mit der Einführung der sog. einrichtungsbezogenen Corona-Impfpflicht eine weitere Hürde bei der Assistenzsuche gebaut.

Kobinet: Welche Medien nutzen sie zur Personalsuche?

Lokale und regionale Zeitungen, Job- bzw. Assistenzbörsen im Internet, private Kontakte.

Kobinet: Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Der Markt ist leergefegt; es wird immer schwieriger, geeignete Leute zu finden. Einige von meinen Freunden such(t)en wochen- und monatelang ohne Erfolg.

Kobinet: Fürchten Sie, Ihre Selbstbestimmung aufgrund der aktuellen Lage zu verlieren?

Ja.

Kobinet: Wie schätzen Sie die aktuelle Lage bezüglich der persönlichen Assistenz ein?

Die Lage ist kritisch, weil es keine interessierten Arbeitnehmer*innen gibt. Ich bin selber zwar weder Assistenznehmerin noch Assistenzgeberin, habe aber mehrere gute (zum Teil schwerst-)behinderte Freunde und Bekannte und beziehe mich bei der Beantwortung Ihrer Fragen auf meine Erfahrungen, die ich im Umgang mit einer von diesen Personen in den letzten Monaten und Jahren gemacht habe.

Kobinet: Vielen Dank.