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Einsatz für barrierefreie Unterstützung behinderter Geflüchteter in Frankfurt

Logo: CeBeeF Frankfurt
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Foto: CeBeeF Frankfurt

Frankfurt am Main (kobinet) In den letzten Wochen haben eine Reihe von Behindertenorganisationen Initiativen zur Unterstützung behinderter Geflüchteter gestartet. So auch der Club Behinderter und ihrer Freunde Frankfurt (CeBeeF). Nachdem Jessica Schröder von der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) die kobinet-nachrichten auf das Angebot in der Mainmetropole aufmerksam gemacht hatte, führte kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul mit Stelle Friedmann, der Leiteriin der CeBeeF Assistenz und Pflege gGmbH folgendes Interview über das Angebot und die damit verbundenen Herausforderungen.

kobinet-nachrichten: Die Situation behinderter geflüchteter Menschen beschäftigt momentan auch eine Reihe von Behindertenorganisationen. Sie sind in Frankfurt aktiv geworden. Welche Aktivitäten zur Unterstützung behinderter Geflüchteter haben Sie von der CeBeeF Assistenz und Pflege gGmbH angeschoben?

Stella Friedmann: Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine haben wir beim CeBeeF an einigen Spendenaktionen teilgenommen, was uns aber nicht ausreichend schien. Um unser professionelles know-how den ukrainischen Geflüchteten mit Behinderung zugute kommen zu lassen, haben wir Anfang März in einem von uns gemieteten Objekt barrierefreie Wohnräume für 10 Personen geschaffen. In Kooperation mit der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) und der Stadt Frankfurt sind die behindertengerechten Räume bereits mit 5 ukrainischen Geflüchteten mit Handicaps (davon 3 Rollstuhlfahrer), 2 Kinder und 2 nichtbehinderten Personen (Angehörige anderer) belegt.

kobinet-nachrichten: Wie wurde das von den geflüchteten Menschen angenommen, bzw. wie fand die Vermittlung zu Ihren Angeboten statt?

Stella Friedmann: Unser Angebot hatten wir Anfang März sehr breit veröffentlicht. Die schnellste Reaktion kam von ZWST. Diese Organisation war zu der Zeit schon dabei, auf eigene Kosten die Geflüchteten von der ukrainischen Grenze abzuholen und nach Deutschland zu bringen. Bis dato sind 14 große Buse gefahren. Auf diesem Wege kamen unsere ersten Gäste.

kobinet-nachrichten: Wie hat die Stadt und andere Akteur*innen in Frankfurt auf Ihre Initiative reagiert?

Stella Friedmann: Anfangs leider gar nicht. Als wir gemerkt hatten, dass wir die Anfragen (mit der Zeit reagierten sowohl andere offizielle Stellen als auch spontan entstandene private Hilfsorganisationen) nicht mehr bedienen können, hatten wir es bei der Stadt Frankfurt erneut versucht. Diesmal hatten wir schon ein Konzept mitgeschickt, in dem genau beschrieben wurde, was der CeBeeF mittel- bis langfristig für die ukrainischen Geflüchteten mit Einschränkungen tun könnte (barrierefreie Wohnräume, Assistenz und Pflege durch erfahrene Fachleute etc.). In einer präzisen Kostenaufstellung haben wir es auch deutlich gemacht, warum wir es auf Dauer nicht selbst tragen können, auch in dem bereits bestehenden Umfang.

Mittlerweile fanden zwei Begehungen des Gebäudes durch die Mitarbeiter der Stadt Frankfurt statt. Wir wurden gelobt, das Interesse wurde verbalisiert. Seitdem sind bereits vier Wochen vergangen. Schriftlich gibt es immer noch nichts, E-Mailverkehr wird allerdings aufrechterhalten, also besteht das Interesse offensichtlich weiterhin.

Ende April kam die erste Anfrage seitens der Stadt. Eine Familie wohnte seit zwei Wochen(!) im Flüchtlingsheim auf der Frankfurter Messe. Es handelte sich dabei um eine krebskranke Frau und ihren erwachsenen körperlich und geistig behinderten Sohn. Dort hatte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Alarm geschlagen, da die Bedingungen mehr als ungeeignet für diese Leute waren. Zu der Zeit ist ein Zimmer bei uns wieder frei geworden, da eine alte Dame mit Demenz ins Pflegeheim verlegt werden konnte. Also habe ich schon am nächsten Tag diese Familie in der Notunterkunft Messe abgeholt.

kobinet-nachrichten: Was sind die nächsten Schritte, um auch weiterhin behinderten Geflüchteten helfen zu können?

Stella Friedmann: In den verbleibenden Räumen haben wir die Möglichkeit, weitere 35-40 Personen aufzunehmen. Dies haben wir beim DRK an der Notunterkunft Messe Frankfurt sofort gemeldet, da ich dort bei der Abholung dieser Familie einige Rollstuhlfahrer und andere behinderten Menschen gesehen hatte. Die Freude seitens des DRK war zuerst sehr groß. Allerdings kam ein paar Tage später vonseiten der DRK-Leitung die Nachricht, dass sowohl pflegebedürftige Menschen als auch Menschen mit Behinderung umgehend nach Gießen weiter verwiesen werden sollen, da es vonseiten der Stadt Frankfurt keine Kostenübernahme geben wird, um diese geeignet unterzubringen und dass die von mir erlebten behinderten Menschen bereits weggebracht wurden.

kobinet-nachrichten: Wenn Sie zwei Wünsche in diesem Bereich frei hätten, welche wären das?

Stella Friedmann: 1.Weniger Bürokratie, mehr Handlung seitens der zuständigen Behörden. Diese sollten uns endlich helfen, den hilfsbedürftigen ukrainischen Geflüchteten zu helfen.

2. Natürlich Frieden für die Ukraine! Obwohl dies in meinem Herzen an der ersten Stelle steht

kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview.

Stella Friedmann: Ich danke Ihnen!

Link zur Homepage des CeBeeF Frankfurt